2022 war das Jahr der Abstiege im Bielefelder Sport

Bielefeld. Die Bielefelder Sportlandschaft hat sich im Jahr 2022 von ihrer schlechtesten Seite gezeigt. Im Heckwasser des Fußball-Erstliga-Absteigers Arminia Bielefeld gerieten die heimischen Mannschaftssportler nicht nur in heftige Strudel, sondern soffen darin regelrecht ab. Gut also, dass es vorbei ist mit 2022, &bdquo;Auf neue Taten im neuen Jahr“ darf es deshalb heißen. Es kann schließlich nur besser werden. Oder auch nicht. Fußball Vor zwölf Monaten war die heimische Kicker-Szene mit gerade einmal zwei Westfalenligisten als Speerspitze schon schwach vertreten. Zum Vergleich: Der Kreis Gütersloh stellte (und stellt) mit dem SC Verl einen Drittligisten, dazu mit dem SC Wiedenbrück einen sehr soliden Regionalligisten und außerdem den FC Gütersloh und Victoria Clarholz in der Oberliga. Die Ligen drei bis fünf sind hier also durchgängig besetzt. Der Kreis Herford schickte mit dem SV Rödinghausen ein Team in die viertklassige Regionalliga, die Zweitvertretung machte es am Ende ziemlich gut mit Platz vier in der Westfalen-Liga. Und Bielefeld? Der VfB Fichte und der VfL Theesen begannen ebendort, stiegen im Frühsommer aber aus der sechsten in die siebte Liga ab. Landes- statt Westfalenliga. Schlusslicht VfB Fichte holte aus 34 Spielen 13 Punkte und verpasste das Klassenziel um 30 Zähler, der VfL Theesen machte es etwas spannender, ihm fehlten bei 34 Punkten deren neun zum Nichtabstieg. Trainer-Rochade bringt den VfB Fichte nicht voran Beim VfB Fichte waren die Erwartungen unter dem jungen Trainer Philipp Willmann und mit dem zweitjüngsten Kader der Liga (Schnitt 21,8 Jahre) allerdings von Anfang an auf Abstiegskampf ausgelegt. Das Bauen auf junge Spieler war als Philosophie ausgerufen worden. Darum blieb Willmann auch nach dem sportlichen Abstieg und sollte das Konzept fortführen. Anfang Oktober ’22, nach dem achten Landesliga-Spieltag und bei sieben Punkten, trat Willmann entkräftet zurück. &bdquo;Ich kann nicht mehr“, sagte er. Interimsweise übernahmen zunächst der sportliche Leiter Daniel Kirchkessler mit Sven Ziepelmeier und Tobias Czarnetzki die Position des Trainers. Ende Oktober wurde Jan Kubovic als Herbst-Winter-Lösung präsentiert. Der holte aus seinen sechs Spielen zwei Punkte. Am 19. Dezember gab der VfB bekannt, dass Bastian Metzdorf, zuvor Coach der zweiten Mannschaft, ab sofort übernimmt. Mission: Klassenerhalt. Auch Theesen verfehlt das Saisonziel Der VfL Theesen hatte im Juli 2021 eine neue Ära nach Trainer Andreas Brandwein eingeläutet. Engin Acar übernahm, das Ziel &bdquo;sorgenfreie Saison“ lag schon zum Jahreswechsel vor zwölf Monaten mindestens sechs Punkte entfernt. Theesen mühte sich in Acars Premieren-Saison bei den Erwachsenen redlich, am Ende reichte es nicht. Der VfL hatte viel Verletzungspech. Acar blieb und erklärte mit Blick auf die Landesliga: &bdquo;Unser Ziel für die neue Saison ist der Wiederaufstieg.“ Nun ist auch der TuS Dornberg ein Gegner aus der Stadt, der Umkehrschub in Richtung oben glückte zum Jahresende 2022 aber beim gesamten Trio nicht. Theesen liegt mit 29 Punkten aus 16 Spielen zwar auf Platz vier, aber eben auch schon zwölf hinter Spitzenreiter Nieheim. Dornberg und Fichte stehen in der roten Zone, die den Abstieg bedeutet. Der nächste Abstieg droht dem VfB Fichte Dornberg (14 Punkte aus 17 Spielen) auf Platz 16 der 18er-Staffel, Fichte auf Platz 17 (10 aus 17) mit acht Punkten Rückstand auf den ersten Nichtabstiegsplatz. Es bleibt sportlich also einigermaßen furchtbar. Am 5. Februar geht es mit dem Derby der Kellerkinder Dornberg und Fichte weiter. Das dürfte – wenn überhaupt – nur einem Bielefelder Team von Nutzen sein. In der Bezirksliga-Saison 2021/22 scheiterte oben der TuS Brake an dem Versuch aufzusteigen und wurde zehn Punkte hinter Meister VfB Schloß Holte Zweiter. Unten scheiterten die Spvg. Heepen und der TuS 08 Senne I an dem Versuch, drinzubleiben. Aktuell ist Brake in der Bezirksliga mit 34 Punkten Dritter, die Beförderung führt diesmal über den FSC Rheda (46 Punkte). Der Aufsteiger VfL Oldentrup ist mit null Punkten und minus 100 Toren praktisch abgestiegen. Der TuS Jöllenbeck steckt als 13. der 16er-Staffel im Schlamassel, auf den Plätzen neun bis elf sind der SC Hicret, der SC Bielefeld und der VfR Wellensiek nicht weit davon entfernt. Handball Einen Erdrutsch wie selten zuvor hat es in der heimischen Handball-Szene gegeben. Die drei ranghöchsten Männer-Teams verpassten die Versetzung. Bei Branchenführer TSG Altenhagen-Heepen war die seit 2017 angepeilte Beförderung in die 3. Liga und damit unter die Fittiche des Deutschen Handball-Bundes 2021 gerade gelungen, da ging es die Rolltreppe auch schon wieder abwärts. Eine in diesem Fall nicht nur vorgeschobene, sondern tatsächlich historische Verletzungs- und Krankheits-Serie hielt die Mannschaft energisch im zweistelligen Bereich der Tabelle fest, ehe in der anschließenden &bdquo;Klassenverbleibsrunde“ des DHB das Ziel misslang. Vier Trainerkonstellationen hatten der TSG nicht ausgereicht, den bitteren Gang in die nur zu gut bekannte Oberliga zu verhindern. Aktuell liegt die TSG A-H Bielefeld auf Kurs Leif Anton warf noch im November 2021 hin, es folgte die Interimslösung mit Kreisläufer Carl-Moritz Wagner, der sich wiederum die Interimslösung Falk von Hollen ab Januar anschloss. Dann kam Niels Pfannenschmidt – dessen Engagement ursprünglich ab Juni vorgesehen war – bereits im März. Doch auch er vermochte das Kind nicht mehr aus dem Brunnen zu hieven. Das Oberliga-Ziel der TSG-Verantwortlichen liegt aufgrund der Rahmenbedingungen wie Kaderbreite und Trainingsfrequenz auf der Wurfhand: Hoch soll es gehen und zurück in die Zukunft. Mit 25:1 Punkten, der besten Abwehr und dem besten Angriff der Oberliga Westfalen liegt das Pfannenschmidt-Team aktuell auf Kurs. Am 13. Januar, einem Freitag, geht es mit dem OWL-Derby gegen den VfL Mennighüffen weiter. TuS Brake nutzt den Ausflug In die Oberliga-Saison 2021/22 waren noch zwei Bielefelder Mannschaften gestartet. Der TuS 97 Bielefeld-Jöllenbeck als Bestandskunde und der TuS Brake als Corona-Aufsteiger vom Grünen Tisch. Die Braker nutzten den Ausflug in die aus der Verbandsliga-Perspektive ungewohnten Gefilde zu ein paar schönen Siegen samt der Erinnerung daran, mussten letztlich aber doch zu eindeutig den Rückwärtsgang einlegen. Wieder in die Verbandsliga heimgekehrt, trennte sich die sportlich Führung Mitte Oktober ’22 nach dreieinhalb Jahren von Trainer Zygfryd &bdquo;Siggi“ Jedrzej. Den 4:4 Punkten unter Jedrzej folgten 8:4 unter dem Interimstrainertrio Lucas Tiemann/Jannis Johannmeier/Karsten Stellbrink. Eine neue Lösung ist bisher noch nicht gefunden. Dass die scheinbar sehr gut zusammengestellte Mannschaft des TuS 97 überhaupt etwas mit den Niederungen der Oberliga-Tabelle zu schaffen haben würde, war lange undenkbar. Doch dem Patzer der knapp verpassten Aufstiegsrunde folgten unplanmäßige Niederlagen – bis auf einmal der sportliche Gau vor Augen schwebte. Und dann war es auch schon geschehen. "Irgendwann ist es dann nicht immer nur Pech" Der wahrscheinlich überflüssigste Abstieg in der Geschichte der Oberliga. &bdquo;Irgendwann ist es dann nicht immer nur Pech“, sagte auch der sportliche Leiter Torsten Winter. Eine Mannschaftsfahrt und ein Männerabend später stand fest: Der Betriebsunfall soll umgehend repariert werden. In der gleichen personellen Konstellation inklusive Trainer Pierre Limberg, nur ohne Routinier Nils Grothaus. Er ist Mitte 30 und gar. Ohne den Allrounder macht sich der TuS 97 vergleichbar mit der TSG I auf zu neuen, alten Ufern. Aus neun von 20 Verbandsliga-Spielen holten die Jöllenbecker 17:1 Punkte. Weil der Verfolger Handball Bad Salzuflen schon vier Minuspunkte und der TuS 97 somit eine Niederlage frei hat, könnte es was werden mit der Rückkehr. Zwei von fünf Teams bleiben in der Landesliga Die Frauen-Landesliga war vor Jahresfrist noch mit fünf Teams großzügig besetzt. Nur die Zweitvertretung des TuS 97 und das HT SF Senne überlebten sportlich, dreien gelang der Klassenerhalt nicht: Die TSG Altenhagen-Heepen, die HSG Eintracht Gadderbaum Brackwede und der TuS Brake mussten hinunter in die Bezirksliga. Hier liegen aktuell der TuS 97 II, die Brakerinnen, die Dritte des TuS 97 und die HSG EGB gut im Aufstiegsrennen. Im Frauen-Handball top ist weiterhin die erste Jöllenbecker Mannschaft. Dem Oberliga-Team des neuen Trainers Heiko Ruwe, er löste Kai Bierbaum ab, darf sogar der unplanmäßige Aufstieg zugetraut werden. Volleyball Mit großer Vorfreude und Optimismus waren die Frauen des Telekom Post SV das Unternehmen Regionalliga angegangen. Ein Spielrechtstausch mit Grün-Weiß Paderborn hatte den Bielefelderinnen den Sprung in die 4. Liga am Grünen Tisch ermöglicht. Mit dem Spielrecht sicherte sich der Telekom Post SV auch die Dienste von vier Spielerinnen aus Paderborn. Doch schon in der Punkterunde zeigte sich, dass die sportliche Qualität kaum ausreichen würde. Dazu hatte Trainer Sebastian Hellwig über weite Strecken der Saison mit großen personellen Problemen zu kämpfen. Zwischenzeitlich agierte eine Akteurin aus der Bezirksligamannschaft als Spielmacherin. Der Liganeuling musste in die Abstiegsrunde. Auch hier waren die Bielefelderinnen nicht konkurrenzfähig und belegten den letzten Platz. Die Misere setzt sich aktuell fort. Auch in der Oberliga sind die Telekom-Frauen schon wieder Tabellenletzter. Basketball Nach vielen Jahren in der 2. Regionalliga hat es die Männer des TSVE mal wieder erwischt. Am Ende der Saison 2021/22 stand der bittere Abstieg in die Oberliga. Die Verantwortlichen mussten sich eingestehen, dass die Qualität des Personals nicht ausreichte. Der Verlust der Leistungsträger Alan Boger und Bastian Landgraf wog besonders schwer. Beide konzentrierten sich auf ihre 3x3-Karriere. Viele verletzungsbedingte Ausfälle sorgten außerdem dafür, dass der Mannschaft die nötige Stabilität fehlte. Schon früh richtete der Verein den Fokus auf die nächste Saison. Trainer Robert Hülsewede baute verstärkt auf junge Spieler aus der eigenen U 18. Ziel des TSVE war und ist es, den eigenen Nachwuchs voranzubringen. Derzeit hat die neue Mannschaft in der Oberliga noch Chancen auf den Aufstieg. SVB schon wieder Tabellenletzter Ligarivale Sportvereinigung Brackwede steht dagegen vor dem nächsten Abstieg. Sportlich stand die Versetzung in die Landesliga für die SVB-Herren nach der Spielzeit 2021/22 fest. Doch sie nahmen einen freigewordenen Platz in der Oberliga dankend an. Für die Spielklasse scheint es aber erneut nicht zu reichen. Aktuell liegt die Mannschaft schon wieder auf dem letzten Rang der Oberliga.

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