Bulldogs wollen in der nächsten Football-Saison wieder angreifen

Bielefeld. Die heimischen Football-Fans fiebern dem ersten Spiel der National Football League (NFL) auf deutschem Boden entgegen. Am nächsten Sonntag treffen in München die Tampa Bay Buccaneers mit Quarterback Tom Brady auf die Seattle Seahawks. Es soll drei Millionen Ticketanfragen gegeben haben. Während die NFL-Teams in den USA, im Mutterland des Footballs, auf die Play-Offs zusteuern und dabei auch in Deutschland viele Interessierte vor die Bildschirme locken, ist hierzulande Winterpause. Offseason heißt der Fachterminus. Das bedeutet nicht, dass die Bielefeld Bulldogs untätig sind. Die vergangene Saison wurde gründlich analysiert, die nächste befindet sich in Vorbereitung. Ein wenig ernüchtert, aber auch stolz, vor allem aber angriffslustig – die Gefühlslage bei den Bulldogs spiegelt aktuell eine große Bandbreite. &bdquo;Es war schon frustrierend, zum fünften Mal in Folge Zweiter in der Regionalliga geworden zu sein“, gibt Heiko Schreiber, sportlicher Leiter der Bulldogs, zu: &bdquo;Schade, dass sich unser Kader nicht für seine guten Leistungen belohnen konnte.“ Er habe es den Spielern und der großen Fanbasis gegönnt. "Wir wollen mit unserem Konzept überzeugen, nicht mit Geld" Platz eins und damit die Relegationsspiele zur zweiten Liga mussten die Bielefelder den Münster Blackhawks überlassen. Beim Sieg in Münster zeigten die Bulldogs allerdings, welch spielerisches Potenzial und welcher Geist in der Mannschaft steckt. Die Münsteraner schafften über die Relegation später sogar den Aufstieg in die GFL 2. Damit nicht genug: Dem großen Lokalrivalen aus Paderborn, der regelmäßig in der bekannt sportlich gut ausgebildeten Herde der Bulldogs wildert, gelang der Sprung in die GFL 1, die erste Football-Liga. Felix Gorny, Präsident und Headcoach der Bulldogs, ahnte zu Beginn des Jahres &bdquo;dass mehrere Mannschaften in unserem direkten Einzugsgebiet in höheren Ligen wiederzufinden sein könnten.“ Dass die Bulldogs ihr Ziel Aufstieg verpasst hätten, schmerze natürlich alle Beteiligten, so Gorny: &bdquo;Besonders weil wir einen sehr vielversprechenden Kader hatten.“ Spaß und Spielfreude sind zurückgekehrt Ein Kader, der sich unter Gorny und seinem Trainerkollegen Bert Smith in den vergangenen Jahren positiv entwickelt hat. Und der fast ausschließlich aus regionalen und lokalen Spielern besteht. Felix Gorny hat &bdquo;eine unglaublich starke Mannschaftsleistung“ festgestellt: &bdquo;Die Spieler sind näher zusammengerückt als in den vergangenen Jahren. Man hat gemerkt, dass Spaß und Freude an Spiel und Sport nach zwei Corona-Jahren zurückgekehrt sind.“ Immer wieder jedoch waren die Trainer gezwungen, die Mannschaftsteile umzubauen. Angesichts zahlreicher verletzungs- und coronabedingter Ausfälle kann man nur erahnen, was für die Bulldogs in Top-Besetzung möglich gewesen wäre. Besonders die Offensive Line und die Defensive Line waren betroffen. Sogar Bert Smith, Trainer der Defense, schlüpfte wieder in Helm und Shoulder Pads um in höchster Personalnot auszuhelfen. &bdquo;In der Defense haben wir im Laufe der Saison das Schema von einer vier Mann starken auf eine drei Mann starke D-Line gewechselt, um unsere Ausfälle zu kompensieren“, sagt Felix Gorny und ergänzt: &bdquo;Man muss den Hut vor den Spielern ziehen, die sich in den Dienst der Mannschaft gestellt und auch auf ungewohnten Positionen einen Beitrag zum Erfolg geleistet haben.“ Bulldogs setzen auf gutes Training Fünfmal Platz zwei in Folge und personelle Probleme verleiten die Clubführung jedoch nicht dazu, von ihrem eingeschlagenen Weg abzuweichen. &bdquo;Wir wollen nachhaltig arbeiten und setzen auf bestmögliche Trainingsbedingungen, unsere Coaches und die Nachwuchsförderung. Natürlich wollen wir auch die bestmöglichen Spieler bei uns haben, aber wir werden kein finanzielles Risiko eingehen. Wir wollen mit unserem Konzept überzeugen, nicht mit Geld“, sagt Vorstandsmitglied Heiko Schreiber. "Natürlich wollen wir immer noch in die 2. Liga" Headcoach Felix Gorny hofft darauf, dass die Mannschaft möglichst zusammenbleibt. Er weiß aber auch, &bdquo;dass wir absolut herausragende Spieler haben, die in der Lage sind, höher zu spielen und das Interesse anderer Clubs geweckt haben“. Einer von ihnen ist sein Bruder Niklas. &bdquo;Seine Entwicklung als Quarterback war bemerkenswert. Er hat sein Spiel nach einigen Abgängen vor der Saison neu aufbauen müssen, um die Zügel der Offense und Mannschaft vollständig zu übernehmen. Das ist ihm definitiv gelungen“, sagt der Bulldogs-Cheftrainer. Ob Niklas Gorny auch im nächsten Jahr in Bielefeld spielen wird, ist nicht bekannt. Ziel sei es in jedem Fall, wieder einen Kader aufzubieten, der um die Meisterschaft mitspielen könne. &bdquo;Natürlich wollen wir immer noch in die 2. Liga“, betont Heiko Schreiber. &bdquo;Wir dürfen den Ehrgeiz nicht verlieren. Unsere Trainer sind heiß darauf, wieder eine schlagkräftige Truppe aufzustellen, und ich bin davon überzeugt, dass sie das auch hinkriegen.“ Zukunft von Niklas Gorny nicht bekannt Auch Felix Gorny ist nach ersten Gesprächen zuversichtlich. &bdquo;Ich gehe davon aus, dass ein Großteil der Spieler bei uns bleiben wird, darunter auch einige Playmaker. Darauf bauen wir auf.“ Sobald das Gerüst des Kaders stehe, werde er mit seinem Kollegen Bert Smith gezielt nach Verstärkungen schauen. &bdquo;Wir wollen die Mannschaft dort personell verbessern, wo es spielerisch notwendig ist.“ Durch die Aufstiege Münsters und Paderborns werde es jedoch nicht einfacher, neue Spieler zu rekrutieren. Auch deshalb ist die Verpflichtung von Importspielern eine Option, als gezielte Ergänzung des Kaders. So wie die Verpflichtung von Cristian Aguilera für die Offensive Line in diesem Sommer. Die Vereinsphilosophie werde sich aber nicht grundsätzlich ändern, so Heiko Schreiber. "Ergeben uns nicht in unser Schicksal" Corona und der Verlust des langjährigen Hauptsponsors haben die Bulldogs auch finanziell vor Herausforderungen gestellt. Der Ende 2021 neu formierte Vorstand ist mit der Konsolidierung beschäftigt. &bdquo;Wir wollen kontinuierlich vorankommen und uns finanziell so aufstellen, dass wir den nächsten Schritt machen können“, sagt Schreiber. Im Marketingbereich werde daran schon gut gearbeitet: &bdquo;Wir ergeben uns nicht in unser Schicksal“, zeigt sich der ehemalige Spieler angriffslustig wie einst auf dem Platz.

Meistgelesen