Bielefeld. Der VfL Theesen erlebt turbulente Zeiten. Erst kündigen Trainer Andreas Brandwein und der aktuelle Vorstandsvorsitzende Heinz-Werner Stork ihren baldigen Abschied an, prompt mehren sich die Abgänge aus dem Westfalenligakader. Dabei schmerzt der Verlust von Torjäger Marvin Höner wohl am meisten. Droht die erste Mannschaft auseinander zu fallen?
„Wir werden alles tun, damit das nicht passiert", sagt Heinz-Werner Stork, der in den vergangenen Jahren zusammen mit Andreas Brandwein sehr erfolgreich Saison für Saison einen schlagkräftigen Kader auf die Beine gestellt hat. Immerhin gibt es nach den Abgängen von Höner, Memos Sözer, Philip Kunde und Agon Beqiri auch eine positive Nachricht: „Alessio Giorgio und Timo Niermann bleiben über den Sommer hinaus bei uns", sagt Engin Acar. Der designierte Cheftrainer werde bei der Planung für die nächste Saison nicht allein gelassen, versichert Stork. So seien auch Co-Trainer Timo Niermann und Vorstandsmitglied Volker Heibrok in die Planungen involviert. „Wir sind dabei einen neuen sportlichen Leiter zu suchen", sagt Heinz-Werner Stork. Es habe schon Gespräche gegeben.
»Sie haben sich wie die Geier auf unsere Spieler gestürzt«
Als einer der Kandidaten galt Alessio Giorgio: „Stand heute ist: So lange er selbst noch spielt, kommt Alessio nicht in Frage. Darauf haben wir uns mit ihm verständigt."
Dass Andreas Brandwein seinen ursprünglich für 2022 vorgesehenen Abschied vorgezogen habe und dieser nun mit dem von ihm selbst zusammenfalle, bedeute natürlich einen Umbruch, so Stork. „Wir wissen um die Schwere der Aufgabe", sagt er zur aktuellen Situation und ergänzt: „Es wäre für jeden Trainer ein schweres Erbe gewesen. Ob jetzt oder nächstes Jahr." Hinter den Kulissen arbeite man „Zug um Zug daran, dass es weitergeht".
Ein neuer Vereinsvorsitzender und damit Nachfolger des Interims-Vorsitzenden Stork soll gewählt werden, sobald Mitgliederversammlungen in Anwesenheit wieder möglich sind. Einen Ausverkauf werde es jedenfalls nicht geben, sagt Engin Acar. Die VfL-Verantwortlichen haben allerdings sehr wohl registriert, „dass unsere Spieler aktuell massiv und mehr als sonst von anderen Vereinen angesprochen werden", betont Heinz-Werner Stork.
"Beide hatten lukrativere Angebote"
Umso positiver ist es für den VfL, dass mit Alessio Giorgio, dem langjährigen Kapitän des VfL, und Timo Niermann, dem spielenden Co-Trainer, zwei wichtige Stützen erhalten bleiben. „Beide hatten deutlich lukrativere Angebote von anderen Vereinen", sagt Acar und ist froh über die beiden Zusagen.
Wenn es ums Geld geht, kann der VfL Theesen mit den finanziell potenteren Klubs in der Liga wie beispielsweise Spitzenreiter Preußen Espelkamp nicht mithalten. Schon vor der Corona-Krise war dies nicht möglich. „Wir fahren ein anderes Konzept und müssen das auch tun", sagt Stork. Wegen der Pandemie seien nun jedoch Sponsorengelder weggebrochen. Da sie nicht wüssten, wie und wann es in der Liga weitergehe, „müssen wir zunächst mit den Dingen planen und leben, die wir haben", sagt Stork.
"Besonders menschlich hat Engin mich überzeugt"
Auf der Habenseite steht der Verbleib von Niermann und Giorgio. Letzterer berichtet von einem langen Gespräch mit dem neuen Trainer: „Mein Fazit: Ich glaube, wir haben die gleichen Vorstellungen vom Fußball. Besonders menschlich hat Engin mich überzeugt." Für Timo Niermann ist es eine Herzensangelegenheit, zu bleiben: „Engins Grundidee gefällt mir. Zudem ist es für mich persönlich wichtig, dass ich neben der Rolle als Co-Trainer auch wieder eine wichtige Rolle als Spieler einnehme."
Dass der VfL sich in einer Phase des Umbruchs befindet, ist allen Beteiligten klar. „Ich sehe es als Chance, etwas Neues anzupacken", meint Timo Niermann, der sich wünscht, dass sein Verbleib und der von Giorgio einen Domino-Effekt auslösen. „Andere Vereine haben sich wie die Geier auf unsere Spieler gestürzt. Wir müssen zusehen, dass wir schleunigst unser Tafelsilber in Sicherheit bringen." Mannschaftskapitän Alessio Giorgio gibt sich zuversichtlich und glaubt, „dass es für junge Spieler im Sommer keine bessere Adresse als Theesen geben wird".
"Den Titel der Nummer eins behalten"
Eine Neuausrichtung hätte es ohnehin gegeben, meint Engin Acar. Nun finde der Umbruch einfach etwas eher statt, als gedacht: „Ich habe mich mit Andreas Brandwein ausgetauscht. Er hinterlässt mir ein gesundes Fundament, auf dem wir gut aufbauen können. Möglicherweise müssen jetzt schon einige jüngere Spieler Verantwortung übernehmen oder ins kalte Wasser springen, aber ich bin und bleibe positiv gestimmt."
Schließlich sei der VfL Theesen die Nummer eins im Bielefelder Amateurfußball. „Und diesen Titel möchten wir verteidigen", sagt Acar selbstbewusst.