Bielefeld. Beim Fußball-Westfalenligisten VfL Theesen kündigt sich das Ende einer Ära an. Trainer Andreas Brandwein beendet sein Engagement nach 16 Jahren zum Saisonende. Zudem wird es auf zwei weiteren Positionen neue Gesichter geben.
Andreas Brandwein war 2005 vom TuS Dornberg nach Theesen gewechselt, erlebte Auf- und Abstiege. Zuletzt etablierte er den VfL Theesen in der Westfalenliga. Etwas wehmütig ist Brandwein logischerweise schon. „Meine Kinder sind in Theesen groß geworden. Lilo, meine jüngste Tochter, hat sogar geweint, als sie gehört hat, dass ich in Theesen aufhöre", gibt Brandwein einen Einblick in sein Familienleben.
Eine Erfolgsgeschichte
Ganze 16 Jahre beim gleichen Verein als Trainer zu arbeiten, kommt in den nationalen Profiligen gefühlt seltener vor als ein Lottosechser mit Super- und Zusatzzahl. Auch für den Amateurbereich ist dies eine außergewöhnlich lange Zeit. Hätte man Andreas Brandwein zu Beginn seiner Tätigkeit gesagt, dass er länger in Theesen arbeiten würde als Rehhagel in Bremen (König Otto blieb etwas mehr als 14 Jahre bei Brandweins Lieblingsverein), er hätte es nicht für möglich gehalten.Letztlich sei es eine Entscheidung gewesen, die im Gesamtbild gesehen werden müsse. Denn auch Brandweins langjähriger Begleiter, der aktuell kommissarisch tätige Vorsitzende des Gesamtvereins Heinz-Werner Stork wird bei der nächsten Wahl nicht mehr zur Verfügung stehen.
„Aufgrund familiärer Umstände habe ich nicht mehr die Möglichkeit, meine Freizeit auf dem Sportplatz zu verbringen", führt Stork als Grund an. Er habe im März/April die Entscheidung getroffen, dass er nach 26 Jahren keinen Posten mehr in Theesen übernehmen werde. „Daraufhin hat sich auch Andreas entschlossen, schon im Sommer 2021 aufzuhören, ursprünglich war der Sommer 2022 geplant", erzählt Stork.
"Das Beste, was dem VfL passieren konnte"
„Sportlich waren die 16 Jahre mit Andreas wohl das Beste, was dem VfL Theesen passieren konnte", blickt der Vorstandsvorsitzende auf die Ära Brandwein zurück. „Er hat sich sehr mit dem Verein identifiziert, sich stets akribisch auf den nächsten Gegner vorbereitet", so Stork weiter. Das sei nicht immer einfach gewesen, doch Theesen habe immer das Optimum aus seinen Mitteln herausgeholt.
Andreas Brandwein ist ein Spiel besonders im Gedächtnis geblieben. 2006, in seiner zweiten Saison beim VfL, gab es am ersten Spieltag das Derby gegen den TuS Dornberg. „Vor etwa 500 Besuchern lagen wir zur Pause 1:3 zurück, waren chancenlos. Nach einer Stunde habe ich drei Mal gewechselt. Wenige Minuten später kassierten wir das 1:4", schildert Brandwein. Was dann geschah, bleibt für ihn unvergessen.
"Dieses Spiel wird nicht mehr zu toppen sein"
„Wir kamen durch Özgür Esen wenige Minuten nach dem vierten Dornberger Treffer auf 2:4 heran, und Thies Kambach sowie Christian Alberti sorgten 15 Minuten vor dem Ende per Doppelschlag für das 3:4 und 4:4." Dann kam die Nachspielzeit, und Damian Solorz unterlief ein Handspiel im eigenen Strafraum. Elfer für Dornberg. „Adis Hasic traf den Pfosten und wir fuhren den Konter. Esen rasselte mit Dornbergs Torwart Mujala zusammen, Schiedsrichter Andreas Grandt zeigte unserem Stürmer die Rote Karte", erinnert sich Brandwein.
Als die Nachspielzeit im Grunde längst um war, drang Ilhami Karabas noch einmal in den Strafraum der Dornberger ein und wurde gefoult. Wieder Strafstoß. „Thies Kambach setzte den Ball in die Maschen, und der Schiri pfiff gar nicht mehr an. Wahnsinn. 5:4 für uns. Diese Spiel wird nicht mehr zu toppen sein", sagt Brandwein. Und es ist ein Beweis dafür, dass in Theesen immer versucht wird, nach vorn zu spielen. „Das war immer unser Credo, wir wollten Spaß haben und Tore schießen", betont Brandwein.
Brandwein bedankt sich bei einem Trio
Sein besonderer Dank gilt dem ehemaligen Präsidenten Klaus Weber, Heinz-Werner Stork und Yalcin Karaca für ihre Unterstützung und ihre Arbeit für den VfL. Seinem Nachfolger Engin Acar drückt er beide Daumen. „Ich finde, es ist eine super Entscheidung, dass Engin übernimmt.

Er hat den Draht zu den jungen Spielern, das war auch immer ein bisschen unsere Philosophie", erklärt der scheidende Coach. Wie es für Brandwein weitergeht, ist derzeit noch offen. „Ich kann mir schon vorstellen noch ein paar Jahre als Trainer oder Teil eines Trainerteams aktiv zu sein. Allerdings muss es sportlich ambitioniert sein", so Brandwein.
Acar übernimmt früher als geplant
Engin Acar übernimmt das Zepter im Sommer. Er kennt den VfL Theesen, ist aktuell in seinem fünften Jahr als Trainer. Momentan betreut er die A-Junioren. Die brauchen also einen neuen Coach. Als Spieler war Acar bereits drei Jahre unter Brandwein in der Landesliga aktiv. „Dass es nun schon im Sommer 2021 wird, hat mich ein bisschen überrascht. Der ursprüngliche Plan war 2022", berichtet Acar.
„Die neue Aufgabe wird bestimmt nicht leicht, aber ich laufe nicht weg", gibt er sich kämpferisch. Der B-Lizenz-Inhaber freut sich auf sein neues Tätigkeitsfeld: „Fußball bedeutet viel Menschenführung. Ich werde weiterhin großen Aufwand betreiben und ich möchte dem VfL Theesen herzlich für das Vertrauen danken."