Bielefeld. Eine Reise nach Norden ist für den Mitteleuropäer immer eine Sehnsuchtstour. Die Himmelsrichtung, aus der die Sonne nie zu sehen ist, scheint seit jeher magisch anzuziehen. Was dort zu erwarten ist: Kälte, endlose Natur und raue Gesellen. Für den TuS 97 Bielefeld-Jöllenbeck und die TSG A-H Bielefeld geht es an diesem Wochenende zwar nicht gleich bis ins Land der Wikinger. Kurs und die zu erwartenden Gegebenheiten passen aber trotzdem.
Verglichen mit den knapp 3.000 Kilometern zum Nordkap sind die etwas mehr als 30 von Heepen nach Rödinghausen geradezu ein Katzensprung. Die Herausforderung wird entsprechend auch nicht die Anreise, sondern die sportliche Aufgabe sein. Für Jonas Zwaka ist es besonders spannend. Sein Bruder Lukas spielt beim CVJM.
»In einem Testspiel haben wir uns schon gegenüber gestanden«
"In einem Testspiel haben wir uns schon einmal gegenübergestanden. In einem Ligaspiel noch nie", sagt der Bielefelder Außenspieler. Er ist mit einigen Rödinghausenern befreundet und kann einschätzen, was seine TSG erwarten wird: "Sie haben viele junge Leute im Kader, aber auch noch die kompakten Spieler, für die der CVJM immer bekannt war. Sie hatten schon einige gute Spiele, zum Beispiel gegen Hamm, wo sie lange geführt haben." Dass sich die Zwaka-Brüder auf dem Feld unmittelbar im Zweikampf begegnen, ist eher unwahrscheinlich. "Lukas spiel im Innenblock und im Angriff oft am Kreis", erklärt Jonas. Grundsätzlich gilt: Gegen den Aufsteiger muss ein Sieg her, um weiter in der Rolle des Hamm-Jägers zu bleiben.
Zu einem kleinen sportlichen Feldzug macht sich ein Heer des TuS 97 Bielefeld-Jöllenbeck auf. Für Männer- und Frauenteam geht es nach Nordosten bis kurz vor die Porta Westfalica. Beide Mannschaften müssen beim TuS Möllbergen antreten. Der Männer-Oberligist vom großen Weserbogen brachte in seiner Halle die Top-Teams TSG A-H Bielefeld (23:23) und Hamm II (26:28) bereits in große Schwierigkeiten. Gegen Hamm hatte der TuS sogar mit 24:21 geführt, ehe der Primus die Partie gerade noch so drehen konnte. "Sie kommen sehr viel über Emotionen", vermeldet TuS-97-Coach Pierre Limberg, der einen hochintensiven Vergleich erwartet: "Möllbergens Trainer André Torge denkt so wie ich. Seine Spieler sind vielleicht schon einen Schritt weiter als unsere. Sie spielen eine sehr gute offensive Deckung, in der jeder weiß, was er zu machen hat." Eine aussichtslose Kaperfahrt? "Nein, auch diese Partie muss erst gespielt werden", verkündet Limberg, der im ersten Training am Dienstag nach dem Kreispokal auf diverse Akteure verzichten musste: "Wir hatten doch einige Angeschlagene", klagte der Coach. Im Laufe der Woche füllte sich der Kader aber wieder und ist bereit zu einer Partie, in der schon ein kleiner taktischer Kniff entscheidend sein kann.
Die Nationalmannschaft hat es mit ihrem ersten erfolgreichen Auftritt bei der EM im norwegischen Trondheim vorgemacht, wie man den Norden erobert. Jedem Geografielehrer stehen bei dieser Formulierung die Haare zu Berge, aber der Laie sagt normalerweise: "Norden ist oben". Für die Bielefelder Teams ist das an diesem Wochenende auch im übertragenen Sinne die richtige Richtung.