Bielefeld

Schwache Besucherresonanz bei Deutschen Tischtennis-Meisterschaften

Titelkämpfe in Bielefelds Seidensticker Halle leiden nach den Absagen von Topstars unter schwacher Resonanz / Weniger als 4.000 Zuschauer besuchen drei Turniertage

Blick ins weite Rund: Die Tribünen der Bielefelder Seidensticker Halle sind größtenteils verwaist. | © Andreas Zobe

Matthias Foede
21.03.2016 | 21.03.2016, 10:43

Bielefeld. Thorsten List musste bei der Frage einmal tief Luft holen, um dann kurz und knapp zu antworten: „Falscher Zeitpunkt." Der Abteilungsleiter der SV Brackwede saß mit den wichtigsten Leuten des Deutschen Tischtennisbundes (DTTB) zur Bilanzpressekonferenz der 84. nationalen Titelkämpfe zusammen, die seit Freitag in der Bielefelder Seidensticker Halle ausgetragen wurden. Thorsten List, Chef eines rund 150-köpfigen Organisationsteams, machte gute Miene zu einem bösen Spiel.

Ob er sich vorstellen könne, die deutschen Meisterschaften, die 2017 in Bamberg ausgetragen werden, in Zukunft erneut in die Seidenstickerstadt zu holen? Der Brackweder Abteilungsleiter spielte bewusst auf Zeit: „Das kann und will ich jetzt nicht verneinen." Alles weitere werde man sehen. Die dürftige Resonanz hatte dem Ausrichter die Stimmung verhagelt. Nicht einmal 4.000 Zuschauer kamen an den drei Turniertagen in das Bielefelder Schmuckkästchen.

Am Freitag fand die Qualifikation beinahe unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Am Hauptkampftag, dem Samstag, waren es immerhin 2.000 Fans. Zum Finaltag dagegen deutlich weniger. Beim Livestream am Sonntag fing die Kamera im Rücken der Akteure zumeist komplett verwaiste Tribünensegmente ein. Stell dir vor, es sind Deutsche Meisterschaften, und keiner geht hin. „Die Leute fragen nun mal nach Timo Boll und Dimitrij Owtscharow", erzählte Thorsten List. Doch die beiden Aushängeschilder der Sportart sagten einige Tage vor der DM ihre Teilnahme ab. Boll, mit dem die SV Brackwede großflächig geworben hatte, der die erste Seite des Hallenheftes sowie die Startseite der DM-Homepage zierte, war krank. Wenn er gesund gewesen wäre, hätte er gemeinsam mit Owtscharow und anderen deutschen Spitzenspielerinnen bei den Kuwait Open aufgeschlagen, um Weltranglistenpunkte für Olympia zu sammeln.

"Ans Geldverdienen denken"

DTTB-Präsident Michael Geiger sah sich genötigt zu betonen, dass es lediglich zwei triftige Gründe gebe, einer DM fernzubleiben: Erstens Krankheit und zweitens zwingende berufliche Gründe. Er erläuterte: „Unsere Topleute leben nun einmal von unserem Sport, da müssen sie auch ans Geldverdienen denken." Das Hauptproblem sah Geiger darin, dass sich der Weltverband darauf eingelassen habe, den Termin für die Kuwait Open scheinbar willkürlich nach eigenem Gusto zu verschieben.

„Diese Entscheidungen müssen in Zukunft besser kommuniziert werden", forderte Helmut Joosten, Präsident des Westdeutschen Tischtennis-Verbandes: „Schließlich möchte niemand, dass von einer Deutschen Meisterschaft im Tischtennis – ähnlich wie beim Tennis – keiner mehr Kenntnis nimmt." Einfach dürfte dieses Unterfangen nicht werden, schließlich locken die Scheichs mit 300.000 Euro Preisgeld und Liveübertragungen im TV. Zum Vergleich: Bei der DM bekamen die Titelträger Medaillen, Pokale, Blumensträuße sowie Sachpreise.

Abseits der Diskussion um die schwierigen Rahmenbedingungen erhielt die SV Brackwede großes Lob für ihre Arbeit. Michael Geiger meinte: „Man kann nicht immer alles beeinflussen. Sie haben das Allerbeste daraus gemacht." Thorsten List nickte zustimmend, trotzdem konnte er seine Enttäuschung nicht verbergen.

Information

Zweimal Bronze nach OWL

Die OWL-Akteure überzeugten bei der DM mit zwei Bronzemedaillen. Am erfolgreichsten war Nadine Bollmeier. Die gebürtige Frotheimerin in Diensten von Bundesligist Essen scheiterte im Dameneinzel erst im Halbfinale – auch im Doppel erspielte sie sich Bronze. Für Yvonne Kaiser (Hövelhof) war im Achtelfinale Schluss. Nina Mittelham (Bad Driburg) schied bereits in der ersten Runde aus. Im Achtelfinale des Herreneinzels bezwang Yang Lei (SV Brackwede) den topgesetzten Ruwen Filus. Für ihn war anschließend im Viertelfinale Endstation.

Die Endspiele:
  • Herreneinzel: Mengel – Baum 2:4
  • Dameneinzel: Silbereisen – Winter 4:1
  • Herrendoppel: Filus/Walther – Fejer-Konnerth/Müller 4:1
  • Damendoppel: Mantz/Wan – Imamura/Mühlbach 4:2