Katastrophale Zustände in Gütersloh: Fußballer wegen schimmelnder Umkleide gefrustet

Gütersloh. Vielleicht gibt es ja schon ein Licht am Ende des Tunnels, doch das wird aktuell noch von einer Menge Rauch verdeckt. Bei den Fußballvereinen Tur Abdin und Türkgücü Gütersloh dampfen sie vor Ärger und Frust, weil das Umkleidegebäude ihres Sportplatzes am Kamphof nicht neu gebaut wird. Wieder nicht - oder noch nicht? Das ist die Frage. In jedem Fall droht die Geschichte um das inzwischen marode Bauwerk zu einer unendlichen zu werden. Und da muss der Druck jetzt mal raus. "Was uns erzählt wird, ist alles nicht mehr glaubwürdig. Wir fühlen uns veräppelt", sagt Mathey Aydin. Und er benutzt dabei ein weniger druckreifes Wort. Neben Türkgücü nutzt sein Klub den Platz als Heimspielstätte unter anderem für sieben Jugendmannschaften. Und diese Kinder müssten das Gebäude betreten. Doch der Vereinsfunktionär von Tur Abdin beschreibt schauerliche Zustände: "Da ist Schimmel ohne Ende. Wenn es regnet, tropft es von der Decke. Der Geruch ist ekelig." Eigentlich sind sich alle einig: es muss dringend neu gebaut werden. Schon 2013 wurden für die Jahre 2015 und 2016 städtische Mittel in Höhe von insgesamt 200.000 Euro zur Grundsanierung der Umkleiden eingeplant. 2015 wurde dann allerdings entschieden, das Gebäude durch einen Neubau zu ersetzen. Dreimal wurden Förderanträge abgelehnt In den zehn Jahren, seit das Problem auf der Tagesordnung steht, gab es mehrere Versuche, für den Bau Gelder aus Landes- oder Bundesförderung zu bekommen. Anfang 2021 hätte das Landesförderprogramm &bdquo;Investitionspakt zur Förderung von Sportstätten“ bis zu 90 Prozent der Baukosten übernommen. &bdquo;Den Förderantrag zu stellen bedeutete gleichzeitig, mit den Umsetzungsarbeiten zu warten, um einen förderschädlichen vorzeitigen Maßnahmenbeginn zu vermeiden", erklärt Henning Matthes, städtischer Beigeordneter für den Bereich Sport. Heißt: es wurde zunächst nicht gebaut, aber auf den Zuschlag gehofft. Den gab es jedoch nicht. Weder im Mai 2021, noch, nach einer Neuauflage des Programms, im Januar 2022 erhielt Gütersloh die ersehnte Förderung. Im Juli 2022 wurde kurzfristig das Förderprogramm &bdquo;Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur“ durch den Bund aufgelegt. Auch hierfür bewarb sich die Stadt mit dem Projekt Kamphof - wieder wurde abgelehnt. &bdquo;Leider konnten wir von den Förderprogrammen der vergangenen Jahre nicht profitieren. Das hat uns bei der Umsetzung zurückgeworfen. Und über diese Zeit ist das Gebäude nicht besser geworden – es muss dort etwas passieren. Gleichzeitig hat sich die finanzielle Situation der Stadt bekanntlich drastisch verschlimmert, so dass wir mehr denn je auf Förderangebote angewiesen wären“, beschreibt Henning Matthes das Dilemma. Mängel würden durch das technische Gebäudemanagement der Stadt behoben Unterdessen sitzen Tur Abdin und Türkgücü weiter zwischen schimmeligen Wänden. "Die sollen uns doch nicht zum Narren halten. Für alles mögliche ist Geld da. Wir wollen einfach nur eine saubere, ordentliche Sportanlage. Abgesehen von den gesundheitlichen Gefahren hat das für uns als Verein ja auch eine Außenwirkung. Das ist unfassbar peinlich, dort Gästeteams unter zu bringen. Und mit so einer Immobilie brauchst du gar nicht zu versuchen, neue Spieler anzuwerben", fasst Aydin zusammen. Bei entsprechenden Meldungen würden Mängel, wie defekte Duschen und Schimmelbefall an den Decken, natürlich regelmäßig durch das technische Gebäudemanagement der Stadt behoben, versichert Matthes. Das erfolge auch weiterhin. Orkan Yildiz, Vorstandsmitglied von Türkgücü, und Aziz Konuk, Präsident von Tur Abdin, gewähren Einblicke ins Gebäude. "In den Sommerferien war eine Firma da, die alles neu gestrichen hat. Die waren ein paar Tage beschäftigt. Das wird auch einiges gekostet haben", sagen sie und deuten auf die Decke. Dort hat sich der schwarze Schimmel innerhalb der paar Monate wieder komplett ausgebreitet. Die Wände sind zwar noch weiß, aber der Putz bröckelt bereits wieder. "Die Feuchtigkeit sitzt im Mauerwerk", sagt Yildiz, der sich mit Immobilen auskennt. Die Baumaßnahme mit städtischen Eigenmitteln ist für 2025 geplant "Keiner von den zuständigen Politikern würde zulassen, dass sich seine Kinder dort umziehen", bringt Mathey Aydin den Ärger auf den Punkt. "Wir bemühen uns, Jungs von der Straße zu holen, die einige der großen Vereine gar nicht haben wollen", stellt er die soziale Komponente heraus. "Wir wollen auch keinen frechen Aufstand machen. Aber es muss etwas passieren." Ein Ortstermin mit Bürgermeister Norbert Morkes im vergangenen Jahr blieb erfolglos. Doch da war doch die Sache mit dem Licht am Ende des Tunnels. Die Baumaßnahme wurde im Haushaltsplan 2023 ausschließlich mit städtischen Eigenmitteln mit einem Ansatz von rund 1.000.000 Euro für 2025 und weiteren rund 275.000 Euro für 2026 eingeplant. &bdquo;Ohne eine substanzielle Förderung ist dies die früheste Umsetzungsperspektive für die Maßnahme“, so Henning Matthes. Wie es bis dahin weitergeht? Konuk und Yildiz zucken mit den Schultern. Die Gästeumkleiden sind noch nicht so stark geschädigt - zum Glück. "Man könnte Container aufstellen. Aber auch die kosten sehr viel Miete", sagt Yildiz, der sich bereits informiert hat. Es bleibt wohl nur, vor jedem Training und jedem Spiel die Fenster weit aufzureißen.

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