Bielefeld

Handball-Aufstiegsrunde findet wenig Fans

Abseits der TSG Altenhagen-Heepen werden wohl kaum Vereine die in Aussicht gestellte Chance zur Beförderung im Schnelldurchgang wahrnehmen.

Aufstiegsfrage offen: Luis Merschieve (am Ball) und der TuS Brake haben sich noch nicht entschieden. | © Peter Unger

15.02.2021 | 15.02.2021, 23:00

Bielefeld. Der Lockdown verlängert, Lockerungen für den Amateursport weiter nicht in Sicht: Somit stehen auch Konzept und Modus für die angekündigten Aufstiegsrunden des Handball-Verbandes Westfalen weiter in der Schwebe. Während in der Männer-Oberliga trotz allem schon Aufstiegseuphorie herrscht, regiert in den anderen Klassen die Unsicherheit. Noch gibt es keine Meldefrist. Die Vereine haben also Zeit, das Infektionsgeschehen zu beobachten und die Szenarien eines möglichen Aufstieges durchzuspielen.

Verbandsligist TuS Brake würde als Vorjahresdritter für eine Aufstiegsrunde in Frage kommen. Noch habe der Verein aber eine Teilnahme nicht diskutiert, sagt der Sportliche Leiter Lucas Tiemann: „Wir können zum jetzigen Zeitpunkt noch gar nichts sagen, haben überhaupt keine Grundlage.“ Über den verkürzten Modus hat Tiemann derweil schon eine klare Meinung entwickelt: „Was ist, wenn sich bei dem einen ein Leistungsträger verletzt und der andere für die paar Spiele drei ehemalige Zweitligaspieler verpflichtet? Ich halte das nicht für wettbewerbskonform.“ Auch angesichts des knappen Zeitplans hegt Tiemann Zweifel, bis Ende Juni soll die Saison abgeschlossen sein: „Wenn ein Corona-Fall auftritt und die ganze Mannschaft für zwei Wochen in Quarantäne muss – wird es dann noch möglich sein, alle Spiele rechtzeitig auszutragen?“

Ähnliche Sorgen treiben auch Arne Schütforth um, den Trainer des Landesligisten TSG Altenhagen-Heepen II. Der Verband hatte beispielsweise angekündigt, sofern nötig, auf Corona-Schnelltests für die Beteiligten zurückzugreifen. Schütforth fragt: „Wer übernimmt dann die Verantwortung für diese Testungen und wer bezahlt sie?“ Der Coach der TSG-Reserve äußert sich sehr zurückhaltend, ob eine Durchführung der Aufstiegsrunden überhaupt möglich sein wird. Dennoch sagt er: „Wir haben uns mit dem Mannschaftsrat ausgetauscht und gesagt: Wenn wir spielen, dann möchten wir auch um etwas spielen.“

Jugendlichen attraktiven Spielbetrieb anbieten

Die TSG II würde also ihren Hut in den Ring werfen – auch, um den Spielern aus dem A-Jugendbundesligakader möglichst attraktiven Seniorenspielbetrieb anbieten zu können.

Jede Menge Nachschub aus der eigenen Jugend wird auch Kai Bierbaum, Trainer der Oberliga-Frauen des TuS 97, bekommen. Überlegungen, sich angesichts der guten Zukunftsaussichten jetzt für die Aufstiegsrunde zur 3. Liga zu bewerben, wurden allerdings schnell verworfen. „Es wäre noch zu früh für uns“, sagt Bierbaum, „gerade jetzt zu Corona-Zeiten wäre es auch wirtschaftlich nicht machbar“. Ein Freund des kurzen Modus ist der Jöllenbecker Coach ohnehin auch nicht: „Sportlich hat es kaum einen Wert. Ich kann verstehen, dass manche Vereine unbedingt aufsteigen wollen, aber im Moment fehlt mir die Fantasie, dass es überhaupt zu so einer Aufstiegsrunde kommt.“

"Ich halte das für großen Quatsch"

Im vergangenen Jahr profitierten die Jöllenbecker Frauen noch von der Quotienten-Regelung, mit der nach dem Saisonabbruch die Aufsteiger ermittelt wurden. So erging es auch den Männern der HSG EGB Bielefeld, die nach drei Vierteln aller gespielten Spiele als überlegenes Bezirksliga-Team in die Landesliga versetzt wurden. Eine solche sportliche Grundlage für mögliche Aufstiege sieht EGB-Trainer Nils Uhlig dieses Jahr nicht gegeben: „Wir haben ein Spiel gespielt, manche andere zwei oder drei, und dann ist die Saison abgebrochen worden. Ich halte das für großen Quatsch, jetzt eine Aufstiegsrunde zu spielen, um irgendwelchen sehr finanzstarken Mannschaften gerecht zu werden.“

Der Verband wird also viel Überzeugungsarbeit für seinen eingeschlagenen Weg leisten müssen. Noch ist dafür ohne Zweifel genug Zeit, denn bis der erste Ball wieder durch die Bielefelder Sporthallen fliegt, wird noch jede Menge Wasser die Lutter hinunterfließen.