Bielefeld

TSVE-Talent Leo Döring auf dem Sprung ins Basketball-Profi-Lager

Leo Döring feiert als 18-Jähriger erste Einsätze mit den Paderborn Baskets in der 2. Liga Pro A. Emre Atsür begleitet den interessanten Weg des TSVE-Talents

Peter Burkamp
08.01.2020 | 08.01.2020, 06:00

Bielefeld. Viele Kinder und Jugendliche bewegen sich zu wenig, treiben kaum noch Sport, heißt es in vielen aktuellen Studien. Leo Döring ist das Gegenbeispiel. Für ihn kann es nicht genug Sport sein. Nicht genug Basketball. Der 18-Jährige Bielefelder spielt aktuell in drei Mannschaften. Er ist Kapitän der U-19-NBBL-Bundesligamannschaft der Uni Baskets Paderborn. Beim TSVE Bielefeld, seinem Heimatverein, spielt er im Herrenteam in der 2. Regionalliga. Darüber hinaus gehört er dem Kader der Paderborner Profis in der 2. Liga Pro A an.

Vergangenen Samstag durfte das Nachwuchstalent nach einigen Kurzeinsätzen erstmals etwas länger auf das Profi-Parkett. In der Schlussphase des Heimspiels gegen Ehingen Urspring wurde Döring unter Szenenapplaus eingewechselt. Paderborn gewann 99:75. Anschließend feierten mehr als 1.800 Zuschauer die Heimmannschaft. Ein besonderer Moment. "Kurz bevor ich ins Spiel kam, war ich nervös. Wenn ich dann drin bin, blende ich das aus", erinnert sich Döring an den Auftritt. Insgesamt sei sein Einsatz "nicht schlecht" gewesen. Im Nachhinein würde er aber einige Aktionen anders machen.

Begleitet den Weg seines Schützlings: Emre Atsür (l.) mit dem Nachwuchstalent Leo Döring. - © Wolfgang Rudolf
Begleitet den Weg seines Schützlings: Emre Atsür (l.) mit dem Nachwuchstalent Leo Döring. | © Wolfgang Rudolf

»Leo hat sich alles erarbeitet«

Emre Atsür, Förderer und erster Coach Dörings, kennt seinen Schützling nicht anders: "Leo war immer schon sehr ehrgeizig. Das schätze ich an ihm. Er hat Talent. Aber ich habe viele mit Talent gesehen. Andere waren größer und konnten höher springen. Leo wollte immer mehr und hat sich alles erarbeitet." Dass dieser mit einer Doppellizenz spielt, sieht Atsür nur positiv. "Seine Entwicklung steht im Vordergrund. Die Paderborner hätten viele andere Kids nehmen können. Dass ein Bielefelder Junge Kapitän der Paderborner U 19 wird, ist etwas Besonderes." Unter Atsür zählte Leo Döring zur damals neu formierten U 12 beim TSVE. Viele seiner damaligen Mitstreiter sind nicht mehr dabei. Der Helmholtz-Gymnasiast ist geblieben, hat viel trainiert. Nahezu zwei bis drei Stunden sind es mittlerweile täglich. Dazu bis zu drei Spiele am Wochenende. Donnerstags und freitags geht er oft um 6.30 Uhr vor der Schule in die TSVE-Halle. Herren-Coach David Bunts oder eben auch Emre Atsür bieten eine Übungseinheit an. Manchmal ist Döring allein mit dem Coach. "Leo hat nie ein Training ausgelassen. Er hat die Belastung nie gescheut und wird von seiner Familie unterstützt. Das ist auch wichtig. Für ihn ist es kein Problem, drei Spiele am Wochenende zu machen", sagt Atsür. Der TSVE-Nachwuchscoach benutzt gern das englische Wort "commitment", um Dörings Qualität zu beschreiben. Engagement, Einsatzbereitschaft, Verpflichtung und Hingabe stehen im Wörterbuch als Übersetzung.

Döring schüttelt das Programm nicht aus dem Ärmel. Da sind die Fahrten nach Paderborn und viel Training. Dazu fordert die Schule ihren Tribut. "Da muss ich durch, da führt kein Weg dran vorbei", sagt er entschlossen. Gern würde er im Profibereich Fuß fassen. Nebenbei soll allerdings die Ausbildung nicht zu kurz kommen. Nach dem Abitur würde er gern in die USA gehen, um zu studieren und Basketball zu spielen. Als Schüler durfte er schon ein Jahr im US-Bundesstaat Vermont verbringen. "Das hat mir viel für mein Spiel gegeben. Dort ist die Konkurrenz viel größer. Ich musste häufiger mal auf der Bank sitzen und sehr hart für meine Einsatzzeiten kämpfen." Große Konkurrenz würde ihn auch im College erwarten. Mit Hilfe von Atsür bemüht sich Döring um ein Sportstipendium. "Basketball ist im Vergleich mit anderen Sportarten sehr populär in den USA. Bei Aufbauspielern sind die Trainer jedoch eher zurückhaltend, weil es in den USA viele gibt. Aber ich bin zuversichtlich, dass wir eine Lösung finden werden", sagt Atsür.

Einstellung auf andere Spielsysteme nötig

So befindet sich Döring aktuell in einer Art Bewerbungsphase. Er findet es wichtig, dass er sich in der U-19-Bundesliga im Vergleich mit den besten Jugendspielern Deutschlands zeigt und gute Statistiken liefert. Der Unterschied zwischen der U-19-Bundesliga und den Profis sei schon enorm, sagt Döring. Als Point Guard oder auf Deutsch Spielmacher habe er in der Nachwuchsmannschaft viel Ballbesitz. "Da muss ich meine Mitspieler in Szene setzen. In der 2. Liga spiele ich eine untergeordnete Rolle." Auf die andersartigen Spielsysteme könne er sich einstellen. "Das kriege ich hin." Seine Aufgabe und Qualität als Point Guard sei es zu erkennen, "was das Spiel braucht. Muss ich das Tempo verlangsamen, es schnell machen oder selbst abschließen?"

Leo stehe für einen guten Mix, sagt Emre Atsür: "Er hört auf den Trainer, hat aber auch seinen eigenen Kopf. Man muss Charakter zeigen. Das bringt er mit." Mit diesen Eigenschaften wird Leo Döring wieder in ein Basketball-intensives Wochenende gehen. Die Paderborner Profis spielen am Freitagabend, 20 Uhr, gegen Schalke 04, die TSVE-Herren am Samstagabend, 18 Uhr, gegen die Paderborn Baskets II und die U 19 der Baskets am Sonntag, 15 Uhr, gegen Hagen. Gern wäre Döring jedes Mal aktiv dabei.