Bielefeld

Ballschule: Klaus Roth erklärt, worauf es bei Talentförderung ankommt

Um den neusten Kooperationsverein der Heidelberger Ballschule zu begrüßen, kam Klaus Roth persönlich beim TuS Brake vorbei

13.11.2019 | 13.11.2019, 06:01
Gruppenbild mit Professor: Brakes 1. Vorsitzender Frank Michael Tiemann (v. l.), der Sportwissenschaftler Klaus Roth, TuS-Jugendwart Marcel Hupel und Initiator Torsten Trüggelmann. - © Peter Unger
Gruppenbild mit Professor: Brakes 1. Vorsitzender Frank Michael Tiemann (v. l.), der Sportwissenschaftler Klaus Roth, TuS-Jugendwart Marcel Hupel und Initiator Torsten Trüggelmann. | © Peter Unger

Bielefeld. Ein Professor kann gut erzählen, aber die erste Geschichte des Abends erzählte Dietmar Pollmann, Dozent an der Universität Bielefeld. Er habe von Klaus Roth seinerzeit das Büro geerbt, nachdem der frisch Promovierte Bielefeld verließ. Auch die Denke Roths hat Pollmann nicht verworfen und führt Studierende der Universität in die Geheimnisse der Heidelberger Ballschule ein. Um den neusten Kooperationsverein der Heidelberger Ballschule, ein von der Dietmar Hopp Stiftung unterstütztes Programm zur Vermittlung von Sportspielen, zu begrüßen, kam Klaus Roth persönlich beim TuS Brake vorbei und sprach vor gut 30 Gästen.

Als Kooperationsverein ist der TuS Brake Mitglied in einem erlauchten Kreis: Die Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund, Freiburg und Bremen oder die Handball-Bundesligisten Rhein-Necker Löwen und THW Kiel haben das Potenzial der Ballschule, teilweise in Verbindung mit sozialen Projekten, erkannt.

»Oberstes Gebot ist die Vielseitigkeit«

Gründe, Kinder für mehr Sport und Bewegung zu begeistern, gibt es genug. Ungefähr zehn Prozent der Zwölfjährigen in Deutschland kommen auf weniger als eine Stunde moderate Bewegung am Tag, das von der Weltgesundheitsorganisation vorgeschlagene Minimum. Die Straßenspielkultur ist verloren gegangen und das Eintrittsalter in einen Sportverein liegt bei durchschnittlich unter fünf Jahren, was häufig gleichbedeutend mit einer frühen Spezialisierung der Kinder ist. "Die Ballschule ist zentral für die Talententwicklung. Denn oberstes Gebot ist die Vielseitigkeit", erklärt Roth. Am Beispiel von Weltstar Dirk Nowitzki, der zunächst turnte, Handball und Tennis spielte und erst mit 13 Jahren zum Basketball kam, erläuterte Roth die Wichtigkeit der vielseitigen Ausbildung. In der Ballschule spielen die Kinder mit verschiedenen Bällen und Schlägern, unterschiedlichsten Materialen und lernen spielerisch richtige Bewegungsausführung. Der TuS Brake hat sich verpflichtete, diesen Grundsätzen in seiner Ballschule nachzukommen. "Der Kooperationsvertrag dient der Qualitätssicherung", meint Roth. Gleichzeitig dürfen die Bielefelder ihr Programm mit dem Prädikat "Heidelberger Ballschule" bewerben.

Die kleinen Spiele, die Roth den gut 30 Gästen vorstellte, sollen den Kindern in Brake unerwartete Erfolgserlebnisse ermöglichen: "Das wirkt wie eine Dopamin-Dusche", meint Roth.

»Ich drücke aus der Ferne die Daumen«

Probleme, ausreichend Kinder für das Angebot zu begeistern, kennt Roth nicht. Auch die Generalprobe in Brake, am Tag des Handballs, verlief erfolgreich. Für den TuS Brake haben Andrea Saldic und Fabian Schaffert die "Lizenz" zur Ballschule erworben. "Wir haben uns in Heidelberg ausbilden lassen. Jetzt bin ich gespannt, wie viele Kinder unser Angebot annehmen", sagt Saldic. Zwei weitere Termine sind noch in diesem Jahr, am 16. November und 7. Dezember, geplant. Ab Januar soll zunächst ein 14-tägiger Rhythmus etabliert werden. "Wir wollen das Projekt langsam entwickeln und perspektivisch wöchentlich anbieten", erklärt Torsten Trüggelmann, der die Ballschule nach Brake geholt hat.

"Traditionell sind Hallenzeiten und qualifizierte Übungsleiter die größten Probleme", berichtet Roth. Übungsleiter könnten über eine Kooperation mit der Universität Bielefeld angeworben werden, Pollmann hat schon versichert, einen Kontakt zu vermitteln. "Ich würde mich freuen, wenn in Brake eine kleine Keimzelle der Ballschule entstehen würde - und drücke aus der Ferne die Daumen", so Roth zum Abschied.