Marius Wörl ist zurück: „Ich freue mich, mit Arminia angreifen zu können“

Bielefeld. Er schleppt zwischendurch die Wasserkiste, er trägt Leibchen – was häufig ein Zeichen für die Ersatzspieler ist –, und er trainiert länger als die meisten seiner etablierten Kollegen. Alles deutet auf ein junges Talent hin, das behutsam an den Profifußball herangeführt werden soll. Allerdings sind viele Dutzend Fans an diesem Dienstag zum Trainingsgelände des DSC Arminia Bielefeld gekommen, um ihn zu begrüßen: Marius Wörl ist zurück in den Übungseinheiten seines Herzensvereins. Kein Anfänger. Hier spielt einer auf, an dem große Hoffnungen hängen. Auch wenn man seine Abwesenheit aus Bielefeld fast noch in Tagen ausdrücken kann, ein wenig müsse er sich wieder einleben, gibt Wörl zu. Der 21-Jährige kommt im ersten Gespräch nach seiner Rückkehr tiefenentspannt rüber. Seine Wohnung hatte er gekündigt, in Hannover eine neue bezogen und jetzt muss er sich wieder eine Bleibe in Bielefeld suchen. Das sei eben das Fußballgeschäft, meint er lachend. Zum ersten Training merkt er an: &bdquo;Die Einheit war ganz gut. Es hat Spaß gemacht mit den Jungs.“ Hüben ein Talent mit der Gelassenheit eines Routiniers, drüben Fans mit gigantischen Erwartungen. Wie geht der Mittelfeldspieler, den sie (zu Recht) &bdquo;Pokalheld“ rufen und einmal ganz kurz von der Tribüne sogar schon zum neuen &bdquo;Fußballgott“ erkoren hatten, damit um? &bdquo;Ich empfinde die Situation nicht als Druck. Es gibt viel Unterstützung von den Fans. Ich freue mich, mit Arminia angreifen zu können“, bemerkt Wörl. Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Marius Wörl (@marius_woerl) Wörl vor dem Dresden-Spiel &bdquo;sehr nervös“ Nur als er am vergangenen Sonntag vor dem Dresden-Spiel in der ausverkauften Schüco-Arena vorgestellt wurde, sei er mal flatterig geworden: &bdquo;Ich bin vor den Spielen nie nervös, aber am Sonntag habe ich zum ersten Mal gesagt, dass mir richtig die Düse geht. Ich war sehr nervös. Aber das Stadion war unglaublich. Das Beste, was man sich als Fußballer vorstellen kann.“ Lesen Sie auch: Transfer perfekt: Wörl-Party vor Arminia Bielefelds Spiel gegen Dresden Gespielt hatte Wörl dabei noch gar nicht. Er hätte gekonnt. &bdquo;Ich fühle mich bei einhundert Prozent.“ Nur die Mühlen des Verbands mahlten etwas zu langsam. Jetzt könnte es am nächsten Samstag (13 Uhr) in Braunschweig zum Debüt kommen. &bdquo;Ich bin voll im Zweitligatunnel. Ich habe die Spiele verfolgt und bin auf dem neuesten Stand“, zeigt sich Wörl einsatzbereit. Nachdem er in Hannover nicht zum Zuge kam, ist es für ihn auch ein Neubeginn im Unterhaus: &bdquo;Es ist eine neue Liga für mich. Das Tempo wird höher sein. Ich versuche, da schnell rein zu kommen.“ Wörl verschafft Trainer Mitch Kniat Alternativen vor allem im Mittelfeld. Dort hat sich Marvin Mehlem etabliert. Jetzt zieht ein Konkurrenzkampf auf. Wörl sieht das als Vorteil: &bdquo;Konkurrenzkampf gibt es immer. Das ist gut, da kann man sich gegenseitig batteln. Ich bin ja variabel einsetzbar. Mal schauen, was der Trainer vor hat.“ Nur 132 Regionalligaminuten in Hannover Hannover 96 hatte immer betont, Großes mit ihm vor zu haben, als er nach seiner zweijährigen Leihe aus Bielefeld an die Leine zurückkehrte. Letztlich waren die großen Ankündigungen auf 132 Regionalligaminuten in der zweiten Mannschaft zusammengeschmolzen. Für den Spieler maximaler Frust: &bdquo;Ich wollte mich in Hannover schon reinbeißen. Sportlich war es nicht perfekt. Da fängst du an, zu überlegen, was das Beste für dich selbst ist.“ Wörl hatte schnell Sehnsucht nach der Arminia bekommen, mit der er den Aufstieg und den Einzug ins DFB-Pokalfinale gefeiert hatte. &bdquo;Man kann als Spieler seinen Wunsch äußern. Ich habe ganz klar geäußert, dass ich hier herkommen möchte. Ich bin glücklich, dass die Lösung zustande gekommen ist. Es wurde gut abgewickelt. Ich konnte mich auf Fußball konzentrieren, auch wenn sehr viel Tumult war“, sagt er mit hörbarer Erleichterung. Lesen Sie auch: Arminia Bielefeld zahlt hohe Ablöse für Wörl – doch etwas Geld ist offenbar noch übrig ... Bei 96-Geschäftsführer Marcus Mann klingt es so: &bdquo;Wir hatten Marius nach seiner Rückkehr einen Plan aufgezeigt, mit ihm gemeinsam nach zwei Leihjahren in der 3. Liga an seiner Entwicklung zu arbeiten mit dem Ziel, ihn auf das nächste Level zu bringen. Wenn ein Spieler einfach eine andere Idee von seinem weiteren Weg hat, muss man sich damit auseinandersetzen. Seinen Wunsch hat er klar zum Ausdruck gebracht.“ Thema erledigt? Für Wörl ganz sicher: &bdquo;Es herrschte sehr viel Trubel in den vergangenen Wochen. Ich hatte sehr viele Nachrichten und habe sehr viel gelesen. Es stand sehr viel im Internet. Ich bin froh, dass Ruhe einkehrt und ich mich auf Fußball fokussieren kann.“ Wörl: &bdquo;Ich kann sagen, dass es meine Freunde sind“ War da noch etwas? &bdquo;Einstand muss ich noch zahlen. Das mache ich auf jeden Fall. Was ich mache, muss ich mir noch überlegen“, sagt der Rückkehrer grinsend. &bdquo;Der Kontakt zu den Jungs ist nie abgerissen. Ich kann sagen, dass es meine Freunde sind. Wie sie mich jetzt wieder aufgenommen haben, da habe ich mich direkt wieder wohlgefühlt.“ Dann klärt der teuerste Kauf der Vereinsgeschichte noch auf, warum er die Nummer 38 trägt: &bdquo;Als ich aus der Jugend von 1860 München kam, habe ich die 38 zugelost bekommen. Seitdem lief es damit gut. Da bin ich abergläubisch“, spricht er und trabt zu den Fans. &bdquo;Ich habe Zeit“, beruhigt Wörl. Noch. Denn der &bdquo;verlorene Sohn“ ist ganz sicher nicht vorrangig gekommen, um Wasserkisten zu schleppen und Autogramme zu schreiben.

Meistgelesen