Arminia Bielefeld zahlt hohe Ablöse für Wörl – doch etwas Geld ist offenbar noch übrig ...

Bielefeld. Mael Corboz war sauer. Schiri Tom Bauer hatte ihn mit der Entscheidung, Mitspieler Christopher Lannert im Zweitligaspiel gegen Dynamo Dresden die Rote Karte zu zeigen, mächtig verärgert. Die Freude an der Nachricht, dass Marius Wörl ab sofort wieder zu seinen Teamkollegen zählt, ließ sich Arminia Bielefelds Kapitän dadurch aber nicht verhageln. &bdquo;Wer sich darüber nicht freut, ist kein Armine“, sagte Corboz im Anschluss an das bittere 1:2. Der Enthusiasmus, mit dem die Arminia-Fans auf der heimseitig ausverkauften Alm vor dem Anpfiff die Nachricht von der Unterschrift Wörls unter einen langfristigen Vertrag beim DSC feierten, war bemerkenswert. Tagelang war das Thema Wörl, der in den beiden vergangenen Saisons als Leihspieler in Bielefeld von sich reden machte, rauf und runter berichtet worden, sodass die Einigung mit dem abgebenden Zweitligakonkurrenten Hannover 96 keine Überraschung mehr darstellte. Wörl am Sonntag leibhaftig wieder im Arminia-Trikot zu sehen, war für viele Fans dann aber offenbar doch ein Anlass für eine akute Gänsehautentzündung. Doch auch wenn Wörl das blaue Leibchen mit der Nummer 38 bereits übergestreift hatte, so war beim Dresden-Spiel &bdquo;nur“ ein Platz auf der Tribüne für ihn reserviert. &bdquo;Ich hätte ihn gerne schon jetzt im Kader gehabt“, sagte Trainer Mitch Kniat. &bdquo;Aber es gibt ja noch einen DFB.“ Sport-Geschäftsführer Michael Mutzel erklärte, dass es unmöglich gewesen sei, bis zur Deadline am vergangenen Freitag Wörls Spielberechtigung zu erwirken: &bdquo;Das war operativ nicht machbar, das wussten wir.“ Zu dick aufgetragen? Arminia-Sportchef Mutzel wiegelt ab Dass der kreative Wörl dem DSC speziell in der schwachen ersten Halbzeit eine Hilfe gewesen wäre, ist unstrittig. Womit auch die Frage beantwortet sein dürfte, ob der Transfer für Arminia nach dem starken Saisonstart überhaupt Sinn ergibt. Inwieweit die opulente Inszenierung seiner Rückkehr für den jungen Profi eher Last oder eher Ansporn bedeutet, werden die nächsten Wochen zeigen. Vom &bdquo;verlorenen Sohn“ war die Rede und von der &bdquo;Rückkehr nach Hause“. Es war ein fürwahr rührseliges Stück im Fußball-Gefühlskino, das der DSC zur Aufführung brachte. Die Frage, ob Arminia womöglich ein bisschen zu dick aufgetragen hat, parierte Mutzel gelassen: &bdquo;Das Timing war einfach passend. Es war ein guter Moment für ihn, den er gebraucht und genossen hat.“ Will sagen: Hannover 96 hatte dem 21-Jährigen offenbar nicht dieses heimelige Wohlgefühl vermitteln können wie Arminia Bielefeld, wo sich der Jubel des Publikums und die &bdquo;Marius-Wörl“-Rufe für ihn angefühlt haben müssen wie ein warmer Sommerregen. Lesen Sie auch: &bdquo;Einfach lächerlich“: Arminia Bielefeld schimpft über Platzverweis und Nachspielzeit Es sei nicht darum gegangen, das Publikum für das Dresden-Spiel zu pushen, sondern den Spieler willkommen zu heißen, ihm Wertschätzung entgegenzubringen und ihm ein Heimatgefühl zu vermitteln, erklärte Mutzel, der betonte: &bdquo;Es ging um ihn, das war sein Moment.“ Marius Wörl &bdquo;muss hier nicht alles rocken“ Gleichzeitig warb der Sportchef um Geduld. &bdquo;Er muss jetzt erstmal wieder ankommen. Wir dürfen nicht erwarten, dass er Über-Dinge bringt. Marius hatte ein paar schwierige Wochen. Wir wollen ihm nicht die Last aufbürden, dass er hier alles rocken muss.“ Ob dennoch womöglich bereits am kommenden Samstag beim Spiel in Braunschweig mit Wörl in der Startelf zu rechnen ist? Mutzel: &bdquo;Er kennt das Umfeld, die Kollegen, das Trainerteam. Er wird uns helfen, aber er muss sich nach drei Monaten auch erst wieder ein bisschen anpassen.“ Wie schnell dieser Anpassungsprozess nach einer für den Profi schwierigen Saisonvorbereitung in Hannover voranschreitet, wird Kniat unter der Woche genau beobachten. Sollte es gegen Braunschweig noch nicht für die Anfangself reichen, bräuchte aber niemand ungeduldig zu werden. Laut &bdquo;Bild“-Zeitung sei Wörls Vertrag bis Juni 2029 gültig. Er hat also noch Zeit. Noten für Arminia Bielefeld: Nur ein Profi überzeugt, zwei Spieler fallen ab Das Boulevardblatt berichtete auch von der Höhe der Ablöse. Demnach überweist Arminia 1,5 Millionen Euro an Hannover 96, weitere Bonuszahlungen könnten unterm Strich sogar für ein Gesamtvolumen in Höhe von zwei Millionen Euro sorgen. Viel Geld für einen Spieler, der der 2. Liga seinen Stempel aufdrücken soll, ohne bisher in dieser Klasse gespielt zu haben. Laut Mutzel handelt es sich dennoch um sinnvoll angelegtes Geld. Der 45-Jährige erklärte: &bdquo;Wenn man zwei Jahre mit einem Spieler gearbeitet hat und seine Fähigkeiten und seine Persönlichkeit kennt, dann ist das ein bewussteres Investment.“ Zumal Wörls Entwicklung auch noch nicht abgeschlossen sei. Womöglich lässt sich eines Tages ein noch deutlich höherer Wiederverkaufswert erzielen. Wie Wörl seinen Wechsel zur Arminia zum Teil selbst finanziert hat Speziell im DFB-Pokal bot der Jungprofi in der Vorsaison gegen die höherklassigen Teams reihenweise Topleistungen. Arminia erreichte das Finale und verdiente Millionen, weshalb Mutzel sagte: &bdquo;Marius hat selbst ein bisschen mitgeholfen, dass wir so einen Transfer stemmen können. Das war vor einem Jahr noch nicht denkbar.“ Arminia-Kolumne: Dynamo Dresden schlägt uns mit den eigenen Waffen Und Wörl wird ganz sicher nicht der letzte Neuzugang dieses Transfersommers gewesen sein. &bdquo;Ich würde nicht pauschal sagen, dass unsere Transferaktivitäten abgeschlossen sind. Wir haben noch eine Woche Zeit. Erfahrungsgemäß ist es so, dass sich kurz vor Schluss Dinge noch verändern“, sagte Mutzel. Neben Stürmer Jeredy Hilterman, für den der DSC keine Verwendung mehr hat, gilt auch Flügelspieler Mika Schroers als potenzieller Kandidat für einen Abschied. Für die Habenseite richtet Arminia den Blick offenbar auch weiterhin nach Hannover. Auf die Frage, ob nach Wörl auch 96-Flügelspieler Monju Thaddäus Momuluh trotz eines bis 2026 gültigen Vertrags bei den Niedersachsen noch zum DSC stoßen könnte, entgegnete der gebürtige Bayer Mutzel in vielsagendem Franz-Beckenbauer-Deutsch lächelnd: &bdquo;Schau’n mer mal.“ Bis zum 1. September steht das Transferfenster noch offen.

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