Zweitliga-Debüt mit 30 Jahren: Wie Arminia-Kapitän Corboz seinen Traum lebt

Bielefeld. Fast zehn Minuten lang stand Mael Corboz nach dem triumphalen 5:1 seines DSC Arminia Bielefeld gegen Fortuna Düsseldorf in der Mixed-Zone der Schüco-Arena und beantwortete geduldig die Fragen der zahlreichen Journalisten. Der Kapitän erfüllte souverän seine – für viele seiner Kollegen immer etwas lästige – Pflicht. Augenscheinlich tat er es sogar mit ein wenig Spaß. Man kam ins Plaudern. Und es wurde klar, dass dieser Augustabend für den 30-Jährigen auch ganz persönlich ein besonderer war. &bdquo;Wenn man 5:1 gewinnen kann, soll man 5:1 gewinnen. Es bedeutet ganz viel und gleichzeitig nicht so viel. Wir haben eine lange Saison vor uns“, sagte Corboz zur vielleicht etwas trügerischen Höhe des Sieges und lobte seine Kollegen, wie etwa Stefano Russo, der später angeschlagen rausmusste: &bdquo;Die Chance, die Russo auf der Linie klärt, war schon auch entscheidend. Das wäre das 2:2 gewesen, und man weiß, was das mit dem Kopf macht. Da freuen wir uns, dass er da war.“ Zu Maximilian Großer, der nach dem Russo-Ausfall in die Rolle des Sechsers geschlüpft war, fiel Corboz lachend ein: &bdquo;Max Großer ist ein Mentalitätsmonster. Wenn ich jetzt in die Kabine gehe und sage ,Max, lass uns fünf Kilometer laufen’, dann sagt er ’ja klar’. Der ist im positiven Sinne bescheuert. Insofern kann er alles, solange er das glaubt.“ Erst der dritte Fünferpack eines Aufsteigers Über den spät eingewechselten Torschützen Joel Felix sagte der Kapitän: &bdquo;Joel ist ein anderes Monster, der immer zeigen will, wie gut er ist. Man hat ganz viel Wut, fast schon Hass bei seinem Kopfball gesehen. Diese Mentalität brauchen wir. Ich freue mich für ihn, er hat es verdient.“ Die Mentalität. Immer wieder tauchte der Begriff auf, wenn nach Gründen für den unerwarteten Coup geforscht wurde, der die Arminia als Aufsteiger am ersten Spieltag an die Tabellenspitze beförderte. Seit 1992 hatte kein Neuling sich mit so einem klaren Resultat in der Liga eingeführt. Corboz, der Leader (in Verl war er mal &bdquo;der Boz“), geht immer voran, will immer gewinnen. Lesen Sie auch: 5:1 - Arminia stürmt mit einem Paukenschlag an die Tabellenspitze &bdquo;Wir hatten es vorher thematisiert, dass es für uns wie ein Pokalspiel ist. Ein Abendspiel, alle Fans waren da, und Fortuna ist für mich wie ein Bundesligist. Wir mussten an unser Limit kommen, um eine Chance zu haben“, verrät er und bemerkt: &bdquo;Bei der Roten Karte stand es 0:1. Und wir haben danach noch fünf Tore geschossen. Das ist auch nicht selbstverständlich.“ Eine halbe Zweitliga-Saison in Duisburg ohne Einsatz Einige im Kader, wie Mehlem und Handwerker oder die Torschützen Sarenren Bazee und Grodowski, haben Zweitligaerfahrung. Ausgerechnet der Kapitän, der wieder einmal einer der besten Arminen war, führte sein Team als Debütant aufs Feld. &bdquo;Ich bin vor neun Jahren nach Deutschland gekommen und wollte unbedingt 2. Liga spielen. Ich schaffe das jetzt mit 30 Jahren. Es ist mein Job, immer Gas zu geben. Ich weiß, was ich kann und was ich nicht kann.“ Als der junge Corboz 2016 aus den USA kam und beim MSV Duisburg anheuerte, zählte er ein Jahr später zwar zum Drittliga-Meisterkader, hatte aber lediglich bei vier Spielen auf der Bank gesessen. In seinem ersten Zweitligawinter stand er nur einmal im Kader (ohne Einsatz) und war im Januar nach Wattenscheid in die Regionalliga West gewechselt. Später hatte er in Holland 2. Liga gespielt. Von dort kam er zum SC Verl und reifte zum Führungsspieler. Zum Schwelgen in Nostalgie blieb wenig Zeit. Die Pflichten eines Kapitäns. Journalistenfragen. Welche Art von Gegner erwarten den DSC in Liga zwei? Corboz reagiert schlagfertig: &bdquo;Das weiß ich nicht, es ist mein erstes Zweitligaspiel.“ Damit hat er die Lacher auf seiner Seite. Arminia und Corboz da, wo sie hingehören Und natürlich weiß er etwas: &bdquo;Die laufen nicht alle hoch an. Mehr Qualität heißt auch, dass sie vorsichtig sind beim Anlaufen. Wir werden nicht so vorsichtig sein. Wir werden versuchen, den Gegner zu stressen. Manchmal funktioniert das richtig gut, und manchmal geht es in die Hose. Damit müssen wir leben.“ Mit 30 Jahren Neuland betreten, kann das auch hemmen? Corboz sagt Grundsätzliches: &bdquo;Man darf im Fußball keine Angst haben. Wir spielen Fußball und retten keine Leben, darum brauchen wir nicht vor irgendwas Angst zu haben. Wir werden auch Fehler machen, aber werden zusammenbleiben und positiv bleiben.“ Arminia ist in der Liga angekommen. Sein Kapitän hat sich einen Traum erfüllt und will noch lange nicht aufwachen: &bdquo;Das war ein langer Weg und wir sind noch nicht fertig. Für mich waren es neun Jahre, für den Verein waren es zwei Jahre. Wir sind da, wo wir hingehören“, sagt Mael Corboz und hat – kaum bemerkt – im letzten Satz ein wichtiges Wort eingebaut: &bdquo;Erstmal“.

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