Arminia-Sportchef Mutzel über Bayer Leverkusen, Berlin und (das Café) Europa

Bielefeld. Zum ersten Mal in seiner 120-jährigen Geschichte hat der DSC Arminia Bielefeld das Endspiel im DFB-Pokal-Wettbewerb erreicht. Auch der sonst so adrette Sport-Geschäftsführer Michael Mutzel hatte sich das Final-T-Shirt übergestreift, als er sich im Anschluss an den 2:1-Sieg gegen den amtierenden deutschen Meister und Pokalsieger Bayer Leverkusen in einer Medienrunde über den Erfolg und die Folgen äußerte. Mutzel sprach dabei über ... ... das Erreichen des Endspiels: &bdquo;Es ist surreal. Man wird das erst am Mittwoch oder Donnerstag realisieren, dass man als Drittligist im Finale steht und zum vierten Mal nacheinander einen Bundesligisten nach 90 Minuten rausgekegelt hat. Das fühlt sich noch nicht so ganz wahr an. Ich hatte vorher ein gutes Gefühl. Den Gedanken, dass wir es wirklich schaffen, hatte mein Gehirn aber noch nicht so richtig zugelassen. Das ist ein unfassbarer Erfolg.“ Arminia reist nach Berlin: Die wichtigsten Infos zum Finale im Überblick ... die Pokal-Party in der Bielefelder Diskothek Café Europa: &bdquo;Ich bin da. Ich habe den Jungs vorher gesagt: Heute bin ich mit auf dem Tisch und das werde ich auch machen. Ich habe mich mit Mitch abgestimmt. Wenn man als Drittligist ins Pokalfinale einzieht, dann muss man das auch feiern, auch in unseren Rollen. Wenn wir das heute nicht feiern dürfen, dann machen wir irgendwas falsch.“ Lesen Sie auch: Alles über die große Party in Bielefeld vor und nach Arminias Pokalsensation ... die Partie gegen Bayer: &bdquo;Das Spiel gegen den Ball ist die Basis, das war wieder sensationell. Und dann kamen mit Ball Momente, die sehr effizient waren. Die Großchancen waren eher bei uns als bei Leverkusen. Wir waren eiskalt. Das Momentum war der direkte Ausgleich. Dann ist eine Energie ins Stadion gekommen. Diesen Moment haben wir gebraucht.“ das Erfolgsrezept für die Triumphe gegen die Bundesligisten: &bdquo;Die Erstligisten spielen anders als die Gegner in der 3. Liga, sie spielen ruhiger, passiver. So haben wir mehr Räume, unser Spiel aufzuziehen. Unsere Spieler fühlen sich ganz gut, wenn sie den Ball haben und auch mal ein bisschen kombinieren können. Die 3. Liga ist geprägt von ganz vielen Zweikämpfen, Athletik und hohem Pressing. Im Pokal bekommen wir andere Räume. Und wenn wir den Ball haben, dann haben wir auch den Mut, zu zocken. Wenn ein Noah Sarenren Bazee mit 35,8 km/h loszieht, dann hat auch ein Bundesligaspieler Probleme. Wir versuchen, ruhig zu bleiben. Wir lassen den Gegner nie richtig ins Spiel kommen und haben eine überragend gute Defensivarbeit.“ ... Trainer Mitch Kniats schier grenzenlose Zuversicht: &bdquo;Die ist nicht gespielt. Die vermittelt er den Jungs, die vermittelt er allen: Wir können das schaffen, wir haben einen klaren Plan, wie das möglich ist. Keiner zweifelt dran. Auf dem Platz merken die Spieler, dass die Abläufe funktionieren. Das gibt ein gutes Gefühl.“ Lesen Sie auch: &bdquo;Unser Pokal-Kapitel ist noch nicht beendet“: Arminia Bielefeld will Geschichte schreiben ... den Verlust des Heimvorteils beim Finale in Berlin: &bdquo;Es wird anders, weil wir nicht mehr in unserem Wohnzimmer spielen vor dieser unfassbaren Kulisse. Das ist ein Nachteil, denn das ist hier ein Pfund. Aber ich glaube, ganz Bielefeld wird sich auf die Reise machen, um uns zu unterstützen. Da wollen alle dabei sein.“ Lesen Sie auch: Arminia Bielefelds Pokalheld Wörl: &bdquo;Ich kann nicht fassen, was hier los ist!“ die zusätzliche Millioneneinnahme: Der Einzug ins Endspiel beschert Arminia weitere 2,88 Millionen Euro. Rund 6,5 Millionen hatte der Drittligist zuvor bereits im DFB-Pokal an Prämien vom Deutschen Fußball-Bund eingestrichen. Mutzel: &bdquo;Das ist sensationell. Das ist das i-Tüpfelchen. Aber daran denken wir heute nicht. Zum ersten Mal in Arminias Geschichte fahren wir nach Berlin, das ist wichtig. Wir wissen, wie unsere finanzielle Situation war. Dank der Einnahmen wird sie immer ein bisschen besser, aber das war auch dringend notwendig.“ ... die Chance auf die Teilnahme am Europacup: &bdquo;Wir sind bisher immer demütig und bodenständig gewesen und wissen, dass unsere Rolle in Berlin nicht anders sein wird. Wir sind der krasse Außenseiter. Jedes Pokalspiel ist ein Bonusspiel. Aber ein Bonusspiel darf man ruhig auch gewinnen.“ Lesen Sie auch: Was passiert, wenn Arminia den DFB-Pokal gewinnt? Fans singen schon von Europa die Vielzahl an Pflichtspielen in dieser Saison: Schon jetzt hat der DSC 40 Pflichtspiele bestritten, 30 in der Liga und je fünf im DFB- und Landespokal. In der Liga kommen noch acht hinzu, in den beiden Pokalwettbewerben je eins. Sollte Arminia am Saisonende in der 3. Liga Relegationsrang drei belegen, wären sogar die Pflichtspiele 51 und 52 möglich. Mutzel: &bdquo;Die Anzahl der Spiele ist heftig. Aber ich glaube, dass wir das hinbekommen. Wir haben allgemein wenig verletzte Spieler, eine gute medizinische Abteilung und eine gute Belastungssteuerung.“ ... das nächste Ligaspiel am Samstag bei Alemannia Aachen: &bdquo;Das Spiel gegen Leverkusen wird nachwirken, das wird jetzt erstmal ein, zwei Tage das Thema sein. Aber das setzt auch Energie frei. Die Mannschaft weiß, dass ab Donnerstag der Fokus wieder auf der Liga liegt. Das Spiel in Aachen ist ein wichtiges Spiel in einer wichtigen Phase.“ ... drohende Abwerbeversuche potenter Konkurrenten: &bdquo;Die Sorge habe ich nicht. Ich weiß, dass sich unsere Spieler extrem wohlfühlen hier. Ich glaube nicht, dass einer hier weg will. Die haben einen tollen Zusammenhalt.“ ... den Stolz auf das bisher Erreichte: &bdquo;Ich bin unfassbar stolz auf die Mannschaft, auf die Trainer, auf alle. Das ist gar nicht zu beschreiben. Wir sind durch viele Täler gegangen. Aber wir werden hoffentlich noch weitere Erfolge feiern.“

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