Bielefeld. Nach dem Sieg im Viertelfinale gegen Werder Bremen verging kaum ein Tag, an dem ich nicht vom Erreichen des Finales geträumt hätte. Aber umso näher der Halbfinaltag rückte, desto brüchiger wurde das Hochgefühl.
Vor zehn Jahren, ich weiß es noch wie gestern, war diese „Gänsehautentzündung“ getaufte Stimmung bundesweit mit Aufmerksamkeit bedacht worden. Nur der Armine von der Süd wollte da nicht so ganz mitgehen. Ich kann, und das als Armine(!), nur schlecht mit Niederlagen umgehen. Erst recht, wenn es dann ein chancenloses 0:4 gibt. Aber beim insgesamt vierten Halbfinale unseres DSC sollte es diesmal doch klappen. Schon allein, weil wir gegen den amtierenden Meister und Pokalsieger frei und unbelastet aufspielen lassen konnten. Nun, es kam dann, wie es kam - Berlin!
In der Nacht zuvor wurde ich jedenfalls gegen halb 3 Uhr durch die Geräuschkulisse eines Feuerwerks wach. Genervt dachte ich nur, dass das doch bitteschön pünktlich um Mitternacht zu erfolgen habe, wenn ein Geburtstag gefeiert wird. Dass es da irgendeinen Zusammenhang mit unserem Halbfinalspiel geben könnte, war mir jedoch nicht in den Kopf gekommen.
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Bielefeld ist im schwarz-weiß-blauen Fieber
Morgens, auf dem Weg zur Arbeit, sah ich einige Fahnen, Trikots und Schals in Fenstern hängen, ein Radfahrer am Adenauerplatz hatte ein Trikot an. Und bei der Arbeit schienen gar fußballferne Kolleginnen und Kollegen im Pokalfieber, welches sich durch interessiertes Nachfragen manifestierte.
Irgendwann dann auf dem Weg Richtung Stadt rief ich in der Lokalität unserer Wahl an. „Habt Ihr noch einen Tisch frei?“ „Nein, zu spät. Höchstens draußen.“ Habe mir dann den Tisch erbeten, wo bis 19.30 Uhr die Sonne stand. Als dann der Fanmarsch an uns vorbei zog, merkte auch der Letzte, hier passiert heute etwas Großes. Ich meine, ich war ja schon länger sehr optimistisch unterwegs, aber irgendwie schien die ganze Stadt im schwarz-weiß-blauen Fieber. Und ich träumte mal wieder vom Caffé Coretto in Italien. Aber zunächst mal von: Berlin!
In der zweiten Hälfte spielt nur noch Arminia
Dann ging der amtierende Pokalsieger, nebenbei deutscher Meister und aktuell Tabellenzweiter in der Bundesliga, in Führung. Irgendwie war das ein kleiner Stich. Ich nahm das Tor stoisch auf, ärgerte mich eher nicht, sondern verbuchte es unter der Rubrik „es läuft jetzt wohl normal“. Und was dann passierte, werden alle im Stadion und alle vor den Bildschirmen nicht so schnell vergessen. Es spielte die klar bessere Mannschaft fortan Richtung gegnerisches Tor. Schoss zwei Tore, hatte die Chance zum dritten.
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In Halbzeit zwei spielte nahezu nur noch eine Mannschaft auf des Gegners Tor. Und ich fragte ab Minute 70 alle um mich herum, ob jetzt gleich die Schlussoffensive der Leverkusener beginne und ob unsere Jungs das konditionell schaffen. Ja, schafften sie. Berlin!
Im Video: So erlebten die Arminia-Fans den Finaleinzug
Der Rest war ungläubiges Staunen. Springen. Hüpfen. Zwei Stufen tiefer stehen. Drei Meter weiter rechts. Irgendwen umarmen. Schreien. Viel und fast schon grenzdebiles Schreien. Berlin! Finale! Und in wenigen Monaten der Beginn unserer Europareise. Als Kind hatte ich mal so ein Brettspiel, bei dem man mit so benadelten Plastikfähnchen Start- und Zielpunkte auf einer Landkarte markierte. Das suche ich jetzt mal im Keller und bereite mich vor. Aber das erste Fähnchen muss nach Italien. Ihr wisst schon, Caffé Coretto! Und jetzt freue ich mich erst einmal 50 Tage über diesen unfassbaren Erfolg! Wohlgemerkt einen absolut verdienten Erfolg. Und dann holen wir uns diesen Pott und feiern nach unserem Aufstieg einfach noch mal 50 Tage! Berlin!
Euer Armine von der Süd!