Juli bis September

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Das war Arminia in 2024 (3): Wie Kader, Wände und Pokalträume wachsen

Im dritten Quartal bildet sich das neue DSC-Team endgültig heraus. In drei Wettbewerben startet Arminia mit unterschiedlichen Auftritten. Und es wird Einweihung gefeiert.

Vor dem ersten Heimspiel gegen Borussia Dortmund II schwört Kapitän Mael Corboz sein Team ein. | © Oliver Krato

Gregor Winkler
29.12.2024 | 29.12.2024, 10:34

Bielefeld. Abstiegskampf, Klos-Abschied und ein außergewöhnliches Pokal-Abenteuer: Das Fußballjahr 2024 von Arminia Bielefeld hatte es mal wieder in sich. In unserem vierteiligen Jahresrückblick schauen wir noch einmal auf alles zurück, was sich auf und neben dem Platz abgespielt hat. Weiter geht’s mit den Monaten Juli bis September.

Durchschnaufen? Dazu war keine Zeit beim DSC. In dem Moment, als das Team den vorzeitigen Klassenerhalt sicher hatte, brach die Arbeit erst richtig über die Verantwortlichen um Sportchef Michael Mutzel herein. Endlich gab es, anders als in der Vorsaison, frühzeitig Planungssicherheit. Der Leader, die Legende, die Galionsfigur Fabian Klos war zwar von Bord gegangen, aber ein (sturmerprobtes) Gerüst hatte der Kader. Um das baute Bielefelds Kompetenzteam jetzt ein konkurrenzfähiges Team auf. Russo, Kunze, Felix oder Becker waren bereits im Juni vorgestellt worden, doch die Transfers zogen sich bis zum letzten Tag im August hin.

Im Juli kam ein in Deutschland komplett unbekannter Stürmer aus den Niederlanden. Jeredy Hilterman brachte beste Referenzen und eine ordentliche Portion Selbstvertrauen mit. Der 26-Jährige schnappte sich das Trikot mit der Nummer 9 - das Ex-Leibchen von Klos. Eine gute Wahl? Der Nationalspieler von Surinam, der „seine 9“ schon länger hinter seinem Ohr eintätowiert hat, meinte: „Für die Fans ist die Nummer 9 sicher besonders. Ich will zeigen, was ich kann, will Tore schießen. Fabi hat auch viele Tore geschossen. Also mache ich einfach weiter damit, Tore als Nummer 9 zu schießen.“ Dass daraus vorerst nichts werden sollte, ist eine andere Geschichte.

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Vom Gerüst zum vollwertigen Team

Anfang August sicherte sich der DSC die Dienste von Julian Kania - zu diesem Zeitpunkt Mittelstürmer Nummer vier im Kader. Der junge Bursche, der nie ein Nachwuchsleistungszentrum gesehen hatte, kam nicht ohne Nebengeräusche. Von Nürnberg-Coach Miro Klose sei er aussortiert, weil er nicht die richtige Einstellung habe. Mit Dresden und Rostock habe er undurchsichtig gepokert. Gerüchte von allen Seiten, die in Kanias erster Woche in Bielefeld die Schlagzeilen bestimmten. Der 23-Jährige kam dennoch gut an und untermauerte schnell mit Toren, dass er sich in OWL pudelwohl fühlt.

Julian Kania (Mitte) feiert seinen ersten Treffer für den DSC ausgerechnet im Derby gegen Verl. - © Teresa Kroeger
Julian Kania (Mitte) feiert seinen ersten Treffer für den DSC ausgerechnet im Derby gegen Verl. | © Teresa Kroeger

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Kurz vor Ablauf der Transferperiode schlug der DSC noch zweimal zu. Isaiah Young für die Offensive und der junge Abwehrspieler Felix Hagmann kamen noch. Young glänzte bei seinem Debüt gegen Sandhausen gleich mit dem ersten Treffer zum 1:1 in der 94. Minute, und Hagmann debütierte im Spitzenspiel gegen Aue sofort über 90 Minuten.

Vorbereitung ohne Niederlage

Alle fünf offiziellen Testspiele den DSC wurden nicht verloren. Lediglich gegen den italienischen Zweitligisten Spezia Calcio gab es ein 1:1. Das war im Trainingslager in Kiens, wo sich die Arminen bei besten Bedingungen zehn Tage lang auf die Saison vorbereitet hatten. Dort schossen sie auch eine Regionalauswahl mit 10:0 vom äußerst gepflegten Trainingsplatz. Die Wettkämpfe konnten beginnen.

Bäder im eiskalten Fluss Rienz gehörten zum täglichen Ritual im Trainingslager des DSC. - © Oliver Krato
Bäder im eiskalten Fluss Rienz gehörten zum täglichen Ritual im Trainingslager des DSC. | © Oliver Krato

Die ersten zwei Monate in der Liga brachten Licht und Schatten. Mit zwei Siegen gegen Cottbus (2:1) und den BVB II (1:0) hatte sich der DSC gut angemeldet. Es folgten Unentschieden gegen Essen (0:0) und Sandhausen (1:1). Überzeugen konnte die Arminia beim 3:1 gegen Tabellenführer Aue, um dann beim 0:1 gegen 1860 München auch noch per „Tor des Monats“ zu verlieren. Bei Stuttgart II gingen die Kniat Schützlinge gänzlich unter (0:3). Mit einem wohltuenden 2:1-Erfolg im Derby gegen Verl schlossen sie das Quartal ab.

Die neue Heimat

Lange wurde geplant, manchmal auch gebangt, aber kontinuierlich gebaut. Im August war es dann soweit. An der Friedrich-Hagemann-Straße war Arminias neues Sport- und Leistungszentrum aus einem Boden gestampft worden, der sich während der Bauphase auch mal renitent gegeben hatte. Mit einer bescheidenen Feier weihte der Klub sein Schmuckkästchen ein. Der moderne, zweckmäßige Bau ist dabei nicht nur prestigeträchtige Trainings- und Aufenthaltsstätte. Mit ihm hat Arminia ein weiteres Pfund, mit dem sie im Werben um Talente und leistungsstarke Zugänge wuchern kann.

Sport-Geschäftsführer Michael Mutzel (r.) durfte das neue SLZ unter den Augen von viel Prominenz eröffnen. - © Sarah Jonek
Sport-Geschäftsführer Michael Mutzel (r.) durfte das neue SLZ unter den Augen von viel Prominenz eröffnen. | © Sarah Jonek

Pokalemotionen

Im vermeintlich leichtesten Wettbewerb lieferten die Bielefelder ihre gruseligsten Auftritte ab. Der Titelverteidiger quälte sich in der ersten Runde des Westfalenpokals bei Bezirksligist TuS Lipperreihe nach 2:0 Führung über ein 2:2 ins Elfmeterschießen, das glücklich gewonnen wurde.

Der erste DFB-Pokalcoup: Arminia Bielefeld schlägt Hannover 96 mit 2:0. - © Sarah Jonek
Der erste DFB-Pokalcoup: Arminia Bielefeld schlägt Hannover 96 mit 2:0. | © Sarah Jonek

In Runde zwei - man war ja jetzt gewarnt - rumpelte sich der DSC am letzten tropischen Tag des Jahres durch ein Kania-Tor in der 95. gegen Verbandsligist Peckeloh weiter.

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Ganz anders lief es im DFB-Pokal. Zweitligist Hannover 96, der große Favorit, ging auf der Alm mit 0:2 baden. Der Auftritt der Bielefelder mit Toren von Becker und Oppie: absolut ebenbürtig. Was an diesem Augustabend noch keine ahnte: Es war der Auftakt zu zwei weiteren Pokal-Festspielen. Doch das ist eine Geschichte für das letzte Quartal des Jahres, in dem es auch noch zu einem ganz besonderen letzten Auftritt in der Schüco-Arena kommen sollte.