Arminias Sturm-Problem: Wie lange kann Trainer Kniat noch auf Julian Kania verzichten?

Bielefeld. Über den DSC Arminia Bielefeld und seine Stürmer ließe sich in dieser Saison mühelos ein Buch schreiben. Mit seinem Tor am Samstag gegen Erzgebirge Aue hat Julian Kania ein weiteres Kapitel hinzugefügt. Doch auch wenn der 23-Jährige nun schon sieben Mal für den Drittligisten getroffen hat – ein Märchen ist seine Arminia-Zeit für Kania bisher nicht. Dafür bekommt er zu wenig Spielzeit. Doch das könnte sich bald ändern. Denn beim 2:1 über die Sachsen war es wieder einmal Kania, der die fürchterliche Bilanz der Arminia-Angreifer in der laufenden Spielzeit ein klein wenig aufzuhübschen vermochte. Sieben Stürmer-Tore sind dem DSC in 24 Partien gelungen – alle gehen auf Kanias Konto. Und das, obwohl der Sommer-Einkauf vom 1. FC Nürnberg gar keinen Stammplatz hat. Gegen Aue verzeichnete er seinen zwölften Joker-Einsatz. Acht Mal durfte Kania unter Coach Mitch Kniat erst beginnen. In der Regel erhalten andere den Vorzug. In der Hinrunde zumeist André Becker und später auch Jeredy Hilterman. Beide hat der DSC aufgrund ihrer Torlosigkeit im Winter verliehen – Becker an den Ligakonkurrenten Waldhof Mannheim, wo ihm in der Rückrunde bereits zwei Treffer gelangen, Hilterman an den niederländischen Zweitligisten SC Cambuur, wo er verletzungsbedingt pausieren muss. Seit Beginn der Rückrunde setzt Kniat nun auf Winter-Zugang Roberts Uldrikis. Doch dass der Lette genau wie Becker und Hilterman bei null Toren steht, während Kania immer mal wieder zur Stelle ist, bringt Kniat zunehmend in Erklärungsnot. Es stellt sich die Frage: Wie lange können es sich die Arminia und ihr Trainer noch leisten, ihren einzigen treffsicheren Stürmer draußen zu lassen? Arminia-Trainer Kniat sieht keine Baustelle Dass Uldrikis durchaus eine gewisse Torgefahr entfachen kann, hat der 26-Jährige gezeigt. Beim 4:0 bei Dortmund II (21. Spieltag) traf er den Pfosten. Beim 1:2 gegen Essen zwang er RWE-Keeper Jakob Golz mit einem Kopfball zu einer Glanztat. Und beim 0:1 in Sandhausen (23. Spieltag) ließ der Lette gleich vier dicke Gelegenheiten ungenutzt. Zuletzt gegen Aue war Uldrikis jedoch wie schon bei seinem Debüt gegen Cottbus (0:2) kein Faktor. Kniat sieht das ganz anders. Nach dem Aue-Spiel betonte er, der Angriff sei &bdquo;keine Baustelle, den Stürmern hat nur das Tor gefehlt. Ich sehe keine Probleme. Es ist wichtig, dass die Stürmer sich die Chancen erarbeiten.“ Lesen Sie auch: Schlechtester Wert der Liga: Arminia sucht nach Spezialisten für frühe Tore 32 Tore hat Arminia in dieser Spielzeit erst erzielt. Nur vier Teams trafen noch seltener. Kniat betont zwar gebetsmühlenartig, dass er seine Angreifer nicht nur an Toren messe. Doch wenn die Bielefelder noch mal in das Rennen um Relegationsrang drei eingreifen wollen, könnte es nicht schaden, wenn aus den Bemühungen wenigstens ab und zu auch mal etwas Zählbares herausspringen würde. So wie bei Kania. Gegen Aue kam der Joker in der 72. Minute ins Spiel, in der 85. Minute stach er. Sein 2:0 bedeutete die Vorentscheidung. Auf Vorlage von Louis Oppie hielt Kania den Fuß hin und drückte den Ball unter die Latte. Das Tor war der Beleg für sein ausgeprägtes Näschen. Kanias Tor-Quote zählt zu den besten in der 3. Liga Immer wieder streut der Stürmer Überraschungsmomente ein. Verrückte Aktionen wie sein frecher Hackentrick im Pokal-Achtelfinale gegen Freiburg (3:1) zeigen: Kania ist ein Instinktfußballer, ein Nachwuchs-Leistungszentrum hat er nie von innen gesehen. 761 Spielminuten hat Kania bisher in dieser Serie absolviert. Im Durchschnitt gelingt ihm alle 109 Minuten ein Tor. Zur Einordnung: Von den 63 Drittligaprofis, die bisher mindestens vier Mal getroffen haben, haben nur zwei eine bessere Quote: Serhat-Semih Güler (Viktoria Köln, 13 Tore), der im Schnitt 76 Minuten pro Tor braucht. Und Stefan Kutschke (Dynamo Dresden, 7 Tore), der im Schnitt 91 Minuten pro Tor benötigt. Zahlen, die zeigen, dass es für Kniat schwer werden dürfte, Kania auch am Freitag bei 1860 München zunächst erneut draußen zu lassen. Zuletzt hatte der Trainer Kanias wiederholte Nicht-Berücksichtigung für die Startelf damit erklärt, dass der im schwäbischen Dinkelscherben geborene Profi &bdquo;eine lange Durststrecke“ hinter sich habe. Gesprächsanfragen für Kania blockt Arminia wiederholt ab Einem Bericht der &bdquo;Bild“-Zeitung zufolge habe es im Winter Anfragen von Erstligisten aus Polen, Dänemark und den Niederlanden für Kania gegeben. Wie der Stürmer selbst über seine Situation in Bielefeld denkt, war in jüngerer Vergangenheit nicht in Erfahrung zu bringen. Wiederholt hat Arminia eine Gesprächsanfrage für den Stürmer abgeblockt, zuletzt Anfang dieser Woche mit der Begründung, dass der Zeitpunkt ungeeignet sei. Ein sicheres Indiz dafür, wie hochsensibel das Thema offenbar auch intern ist. Man darf jedenfalls gespannt sein, ob nun am Freitag der Zeitpunkt besser passt – dann für einen Starteinsatz im Spiel bei 1860 München.

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