Mannheim/Bielefeld. Und jetzt sitze ich im Bordrestaurant des ICE, wir sitzen leider getrennt, da der Zug ziemlich voll ist. Um mich herum sitzen zwei Kölner, glücklich über ihren Auswärtssieg in Kaiserslautern. Ein etwas älteres Ehepaar aus Freiburg sowie eine Frau, die in der Schweiz verheiratet ist und Weihnachten zur Familie nach Köln fährt. Ja, irgendwie bin ich gerade dankbar für jedwede Ablenkung. Denn das Spiel, durchaus spannend und mit vielen Chancen auf beiden Seiten, hat mir den sprichwörtlichen Zahn etwas gezogen. Selbst gegen einen SV Waldhof, der den eigenen Ansprüchen hinterherhinkt und kurz vorm Tabellenende festsitzt, liefen wir viel zu oft hinterher oder nebenher. Von den inzwischen üblichen unplatzierten Flanken, Pässen und Torschüssen unserer Arminen bin ich etwas genervt. Die Spieler benötigen jetzt wohl eine Pause. Ich aber auch. Nach dem tollen Freiburg-Spiel schien der Nikolausstiefel prall gefüllt, der Weihnachtsteller wird hingegen etwas leerer unterm Baum liegen.
Für die Analysen nach dem letzten Halbjahr sind die Verantwortlichen beim DSC zuständig. Ich bin hier eher in Sachen Emotionen und Luftschlösser unterwegs. Und entsprechend brauche ich noch ein paar Tage, um festzustellen, dass wir zufrieden sein können, jedenfalls im Vergleich zu den fünf bis sieben Halbjahren zuvor. Aber ich bin, mit Blick auf die Tabelle, nicht wirklich glücklich. Nein, eher enttäuscht, denn die zunächst so positive Entwicklung in dieser Saison wurde zuletzt mit der klaren Niederlage in Dresden und den Punkteteilungen gegen Unterhaching und eben jetzt in der Kurpfalz deutlich gebremst.
Und mit Cottbus kommt die Überraschung der Saison schon Mitte Januar als erster Gast auf die Alm. Da geht es darum, die Lücke nach oben zu verkleinern. Sonst bleibt womöglich (wenn wir weiter vom Wiederaufstieg träumen möchten) nur die so ungeliebte Relegation. Wenn überhaupt. Und ich erinnere mich noch gut an eine von mir im Scherz getätigte Aussage vor der Saison, als ich ein entsprechendes Duell gegen Telgte West ansprach. Irgendwie bekomme ich bei dem Gedanken Bauchschmerzen.
Köln-Fans grölen „Ostwestfalen Idioten“
Und bevor ich jetzt hier gänzlich durchdrehe, während die Kölner irgendwelche Lieder über freie Tage und Alkohol sowie „Ostwestfalen Idioten“ grölen, hoffe ich auf eine lohnende Pause. Für alle. Für die Spieler, die Fans und für mich. So eine aufregende Auswärtsfahrt mit Übernachtung ist lustig, ganz unabhängig vom Spielergebnis. Aber langsam bin ich zu alt für so was. Und den einen oder anderen Auswärtssieg würde ich als nicht hinderlich in Bezug auf eine Top-drei-Platzierung ansehen. Vielleicht wird der eine oder andere Spieler ja doch noch mehr als nur ein passabler Joker oder doch noch die erhoffte Verstärkung.
Unser Mannheim-Freund sitzt jedenfalls total unzufrieden am Tisch und beißt in seine Flasche. Er hat ein hochüberlegenes Waldhof gesehen. Wir anderen nicht. So gesehen war das Unentschieden wohl gerecht. Aber die Diskussionen darüber sind doch das Schöne am Fußball.
Und jetzt dann doch: Habt schöne freie Tage und kommt gut nach 2025.
Euer Armine von der Süd!
P.S.: Der größere Teil der Köln-Fans ist in Köln nicht ausgestiegen, sie kommen aus Dortmund. Verstehe einer die Welt ...