Warum Arminia Bielefelds Pokalheld Julian Kania in Augsburg gefeiert wird

Bielefeld/Augsburg. Ein Strafstoß, mit dem er Freiburgs Versager vom Punkt, Florent Muslija, mal vormachte, wie man in einem K.o.-Spiel das Leder aus elf Metern reinschweißt. Dann ein rotzfrecher Hackentrick, der zwar nicht drin war, aber beim Publikum dieses &bdquo;Den-hätte-er-aber-sowas-von-verdient“-Gefühl auslöste. Dazu noch die viele Arbeit gegen den Ball, die der Mittelstürmer im kniatschen System als &bdquo;vorderster Verteidiger“ abzureißen hat. Für Julian Kania war der 3:1-Pokaltriumph des DSC Arminia Bielefeld gegen Bundesligist SC Freiburg wahrlich ein Festspiel. Für seine Leistung wurde der 23-Jährige in der heimischen Presse und jenen Medien, die unmittelbar über das Ereignis berichteten, tüchtig gefeiert. Doch auch in den 571 Kilometer von der Melanchthonstraße entfernten Räumlichkeiten der Lokalredaktion der &bdquo;Augsburger Allgemeinen Zeitung“ löste der Auftritt Kanias offenbar Begeisterung aus. Der Grund liegt in der Gemeinde Dinkelscherben, Ortsteil Anried, rund 30 Kilometer westlich von Augsburg. Bis 2020 kickte Kania, der dort aufwuchs, für den TSV. Der Bruder, der Vater und zwei Onkel hatten ebenfalls in dem Klub die Fußballschuhe geschnürt. Für Julian ging es schnell vom Sportplatz zu Füßen der Burgruine Zusameck über Schwaben Augsburg (Bayernliga) und den 1. FC Nürnberg, wo er zu vier Zweitligaeinsätzen kam, nach Bielefeld. Kanias Liebeserklärung an Bielefeld Der Junge aus der Provinz, der nie ein Nachwuchsleistungszentrum besuchte, scheint in Ostwestfalen unter den Fittichen von Trainer Mitch Kniat bestens aufgehoben zu sein. &bdquo;Es ist egal, ob der vor zehn Zuschauern oder vor 20.000 spielt, der Junge ist einfach abgezockt“, lobte der Coach seinen Torjäger (acht Treffer in drei Wettbewerben) erst kürzlich, foppte ihn dann aber auch grinsend: &bdquo;Er hat keine Ahnung von Ernährung oder Krafttraining – er hat Rückenschmerzen und spielt Tischtennis. Aber ich bin ihm niemals böse, wenn er einen Fehler macht, weil er es nie mit Absicht macht. Und er macht Woche für Woche krasse Schritte nach vorne.“ &bdquo;Dem Trainer hat gefallen, dass ich immer mit den Hufen gescharrt und mich aber trotzdem nie beschwert habe“, verriet Kania der Augsburger Allgemeinen, die einen riesigen Bericht über den &bdquo;Pokalhelden“ veröffentlichte. Und er betonte auf seinen Wohnort angesprochen: &bdquo;Ich fühle mich hier wohler als jemals in Nürnberg.“ Das geht den Bielefeldern runter wie Öl. Lesen Sie auch: Löst Julian Kania bei Arminia Bielefeld ein altes Problem? Nun war Kania allerdings auch begleitet von Misstönen nach Ostwestfalen gekommen. Kaum dass er beim DSC vorgestellt war, meldeten sich Dynamo Dresden und Hansa Rostock und warfen ihm Unredlichkeit vor. Einen Medizincheck in Rostock habe es gegeben und eine mündliche Zusage in Dresden. &bdquo;Wir sind davon ausgegangen, dass Julian Kania zu uns wechselt. Dass es jetzt doch nicht so kommt, darüber sind wir maximal enttäuscht“, beschwerte sich Dynamo-Sportchef Thomas Brendel damals. Misstöne aus Dresden beim Wechsel zum DSC Pokerspiele oder alles frei erfunden? Spieler und Sportliche Leitung der Bielefelder sahen sich gezwungen, das klarzustellen. &bdquo;Wir waren schon lange an diesem Spieler interessiert und auch schon seit mehreren Monaten mit ihm in Kontakt“, sagte Michael Mutzel. Bielefeld sei immer seine erste Wahl gewesen und er habe &bdquo;richtig Bock“ auf Arminia gehabt. In Rostock sei er nie gewesen und eine Zusage habe es in Dresden auch nicht gegeben. Trotzdem bewegt sich Kania in diesen Tagen wohl ganz besonders im Spannungsfeld zwischen Pokalglamour und hartem Ligaalltag, denn im aufgebrachten Dresden werden sie ihn am Sonntag nicht so feiern wie sie es im fernen Augsburg gerade tun. Der gelernte Rohrschlosser, der eigentlich immer ein fröhliches Lachen im Gesicht hat, wird damit umgehen müssen. Lesen Sie auch: Dreierpacker Julian Kania: Mit dem Sunnyboy-Strahlen zu Arminias eiskaltem &bdquo;JK7“ Er denkt vielleicht lieber schon an die nächste DFB-Pokalrunde: &bdquo;Ein Spiel in der Heimat beim FC Augsburg wäre cool gewesen.“ Die Paarung könnte zustande kommen, denn der FCA ist noch dabei. &bdquo;Aber wir haben als Drittligist ja Heimrecht“, weiß Kania. Egal. Solange der Junge aus Dinkelscherben vielleicht wieder einen Elfer reinschweißt oder einen Hackentrick aufs Tor loslässt, wird er – egal wo und gegen wen – auch im fernen Augsburg wieder für Begeisterung sorgen. Im Video: Das sagen die Arminia-Fans zur Pokal-Sensation

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