Manuel Prietls neue Leidenschaft: Arminia Bielefelds Ex-Kapitän im Gespräch

Bielefeld. Auf der langen Autofahrt aus seinem österreichischen Wohnort Mattersburg in Richtung Bielefeld dürfte Manuel Prietl am Freitag so einiges durch den Kopf gegangen sein. Und ganz bestimmt wird der 33-Jährige bei aller Vorfreude auf das Abschiedsspiel von Fabian Klos auch mal einen Gedanken verloren haben an seinen letzten Pflichtspiel-Einsatz im Trikot des DSC Arminia. Es war am 6. Juni 2023 das Relegations-Rückspiel gegen den SV Wehen Wiesbaden, das die Ostwestfalen nach einer 0:4-Klatsche im Hinspiel mit 1:2 verloren und dadurch sang- und klanglos in die 3. Liga abstiegen. Die Enttäuschung des Publikums entlud sich bereits während der Partie. &bdquo;Außer Fabi könnt ihr alle geh’n“, riefen die Fans ungeachtet der Tatsache, dass in Prietl noch ein weiterer sehr verdienter DSC-Profi zum Team gehörte. Es gab auch Pfiffe gegen den gebürtigen Deutschlandsberger, der 2016 nach Bielefeld gekommen war und 2020 mit dem Klub den Aufstieg sowie 2021 den Klassenerhalt in der Bundesliga gefeiert hatte. Prietl (208 Einsätze für den DSC) war zeitweise sogar Kapitän. Er war Leistungsträger und einer derer, für die Arminia über all die Jahre mehr war als nur ein Arbeitgeber. Der DSC ließ Prietl nach dem Absturz von der 1. in die 3. Liga ziehen. Nachdem er zunächst keinen neuen Klub fand, heuerte der Mittelfeldspieler im Oktober 2023 beim österreichischen Erstligisten SCR Altach an. Schon im nächsten Monat riss er sich im Training das Kreuzband im linken Knie. Im Mai 2024 gab Prietl, der stets zu den nimmersatten Kilometerfressern bei seinen Klubs gehört hatte, sein Karriereende bekannt. Prietls Körper hat ihm &bdquo;Signale gesendet“ &bdquo;Die letzten Jahre meiner Laufbahn waren nicht die schönsten. Da kann man als Fußballromantiker sagen, so willst du doch nicht aufhören. Aber im Leben gibt es Zeichen und ich habe auf die Zeichen und auf mich gehört“, sagte Prietl am Samstag nach dem Klos-Spiel. Der Körper habe &bdquo;Signale gesendet. Ich bin ein Gefühlsmensch. Wenn ich merke, dass ich nicht mehr an das gewohnte Leistungsniveau herankommen kann, wenn ich das Pensum nicht mehr abspulen kann, dann muss ich die Reißleine ziehen.“ Und das hat er dann getan. Durchaus auch mit einem guten Gefühl, denn: &bdquo;Ich kann Freizeitsport treiben und mit meinen Kindern etwas machen. Das überwiegt, das ist wichtig.“ Bielefeld sei die &bdquo;zweite Heimat“ der Familie Prietl Die Partie am Samstag hatte durchaus etwas von Freizeitsport. Und als Prietl nach seinem Eigentor in der zweiten Halbzeit reflexartig die Arme in die Höhe riss und den total verdatterten Torwart Stefan Ortega Moreno in die Arme nahm, konnte jeder sehen: Prietl ist mit sich im Reinen. Er konnte das Spiel auf der Alm genießen. Er hatte Spaß daran. Und er war froh, wieder in Bielefeld zu sein. &bdquo;Das war ein geiler Fußballnachmittag. Die ganze Familie wollte mitkommen. Es ist immer wieder schön, hier zu sein. Wir haben sieben Jahre in Bielefeld gelebt, das ist schon ein bisschen unsere zweite Heimat. Wir lieben die Stadt“, sagte Prietl. Lesen Sie auch: Ex-Arminia-Torwart Ortega spricht in Bielefeld über Fabian Klos, Guardiola und mehr Dass der Klub während des Spiels nachholte, was knapp eineinhalb Jahre zuvor nicht zustande gekommen war, ging dem Österreicher durchaus nahe. &bdquo;Ich habe nicht damit gerechnet. Ich bin Fabi und Arminia sehr dankbar. Echt cool“, sagte Prietl über die verspätete offizielle Verabschiedung durch den DSC. Es gab Blumen, eine Collage und ein in der Mitte zusammengenähtes Trikot - ein Teil des ersten, der andere des letzten Modells, das er für Arminia trug. Es sei &bdquo;ein sehr emotionaler Moment“ für ihn gewesen, &bdquo;ich wusste gar nicht, wie ich reagieren sollte“. Er habe im Vorfeld von nichts gewusst. Das Publikum würdigte den Ex-Profi mit &bdquo;Prieti, Prieti“-Rufen. Nach der Partie sagte er: &bdquo;Das Ende hier war damals sehr emotional, sehr bitter. Aber ich bin nicht nachtragend, ich nehme das keinem übel.“ Prietl erklärte: &bdquo;Ich war es in den Jahren davor gewohnt, dass bei Arminia alles strukturiert war, man konnte eine DNA erkennen. In den letzten zwei Jahren war das dann nicht mehr so. Es tut mir irrsinnig leid, dass der Verein dann in die 3. Liga musste.“ Lesen Sie auch: &bdquo;Das war’s von mir“: Arminia-Legende Fabian Klos sagt endgültig Tschüss Prietl gab an, dass er Arminia noch immer sehr genau beobachte. &bdquo;Ich bin ein Fußballfanatiker, ich verfolge die Spiele in Österreich. Man kann erkennen, dass hier nach dem Klassenerhalt wieder etwas entsteht.“ Ex-Armine jetzt als Co-Trainer im Einsatz Auch Prietl lässt Neues entstehen. Seit Sommer ist er Co-Trainer der U23 des österreichischen Bundesligisten TSV Hartberg, die in der Landesliga Steiermark spielt. &bdquo;Das macht mir Riesenfreude“, sagte er. Infolge einer Trainerentlassung habe er unlängst sogar mehrere Wochen lang interimistisch als Co-Trainer bei den Profis gearbeitet. Prietl absolviert aktuell den Lehrgang zum Erwerb der B-Lizenz. Es würde nicht verwundern, wenn er irgendwann als Cheftrainer eines Profiteams seine Erfahrung weitergeben würde. Schon jetzt erklärte er: &bdquo;Ich habe wieder eine Leidenschaft gefunden.“ Vor der Rückreise in die Heimat wollte er aber erst einmal &bdquo;die dritte Halbzeit“ in Bielefeld genießen. Über das Abschiedsspiel von DSC-Legende Klos sagte er: &bdquo;Dass man so viele Menschen wieder zusammenbringt, mit denen man tolle Momente erlebt hat, ist echt cool.“ Und wenn er dann auf der langen Autofahrt zurück nach Österreich an den Samstag zurückdenkt, wird er das gewiss mit einem zufriedenen Lächeln tun.

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