Augenthaler lässt grüßen: So bewertet Arminia den Schock-Moment gegen 1860 München

Bielefeld. Der Name Klaus Augenthaler sei ihm bekannt, sagte Arminia-Profi Marius Wörl (20). Das Tor, das der frühere FC-Bayern-Spieler am 19. August 1989 in der ersten DFB-Pokalrunde bei Eintracht Frankfurt erzielte und das als die Mutter aller Weitschuss-Tore gilt, habe er indes noch nie gesehen. Seit der Drittligapartie des DSC am Samstag gegen den TSV 1860 München weiß nun aber auch Wörl, wie sich so ein Augenthaler-Moment für die Leidtragenden anfühlt. Denn als der Schuss, den Löwen-Profi Thore Jacobsen in der 88. Minute nach einem kapitalen Fehlpass von Abwehrspieler Maximilian Großer aus der eigenen Spielhälfte abfeuerte, im hohen Bogen im Tor der Arminen einschlug, fühlten sich viele der fast 25.000 Fußball-Fans in der Bielefelder Schüco-Arena an eben jenen Klaus Augenthaler erinnert. Augenthaler hatte damals auf Höhe der Mittellinie bemerkt, dass sich Frankfurts Torwart Uli Stein etwas zu weit aus seinem Kasten bewegt hatte. Der Bayern-Libero fackelte nicht lange und zog aus rund 50 Metern ab. Über die komplette Eintracht-Defensive sowie den verdutzten Stein segelte der Ball zum 1:0 in die Maschen des SGE-Gehäuses. Bei diesem Tor blieb es damals. Später wurde der Treffer zum Tor des Jahrzehnts ausgezeichnet. Arminia-Sportchef Mutzel lobt Jacobsens Schusstechnik Und auch diesmal war der Traum-Treffer aus der Mega-Distanz der einzige des Spiels. &bdquo;So ein Tor kassiert du nur alle fünf Jahre mal“, sagte DSC-Trainer Mitch Kniat. Wenn so ein Ball plötzlich einschlägt, &bdquo;dann guckst du dich gegenseitig draußen erstmal ein bisschen blöde an und musst dich schütteln. Aber das wirft uns nicht um.“ Arminias Sport-Geschäftsführer Michael Mutzel zeigte sich ob der Schusstechnik des Münchner Mittelfeldspielers Jacobsen schwer beeindruckt. &bdquo;So ein Tor habe ich noch nicht gesehen. Er macht es überragend, weil er den Ball nicht mal kontrolliert, sondern ihn aus dem Laufen nimmt.“ Den eigenen Torwart nahm Mutzel in Schutz: &bdquo;Null Vorwurf an Jonas Kersken. Wir haben es uns noch einmal angeschaut, er hatte keine Chance.“ Die Fan-Stimmen nach dem Spiel gegen TSV 1860 München im Video: Arminia-Trainer Kniat nmmt Torwart Kersken in Schutz Ganz ähnlich bewertete auch Kniat die Szene: &bdquo;Jonas hat alles richtig gemacht. Wir wollen, dass er da steht. Wenn er am Fünfmeterraum klebt, dann kassieren wir ganz andere Gegentore. Ich nehme das Tor auf meine Kappe. Das muss man auch nicht analysieren und wir werden nichts ändern.“ Arminia-Keeper Kersken war weit aus seinem Tor gerückt. &bdquo;Er ist ein Keeper, der viel mitspielt. Jonas trifft keine Schuld“, sagte Wörl über den eigenen Schlussmann. Zunächst sah es so aus, als könnte Kersken in seinem Sprint zurück zum Tor den Ball noch erreichen. Doch unterwegs stoppte der 24-Jährige kurz ab, vermutlich um sich zu orientieren, und nahm dann wieder Fahrt auf. Zu spät. Sein verzweifelter Sprung ging ins Leere. &bdquo;Er hat ihn perfekt erwischt, sowohl von der Weite als auch von der Höhe. Ein bisschen kürzer, dann hat Jonas ihn. Ein bisschen länger, dann fliegt er drüber“, sagte DSC-Außenverteidiger Christopher Lannert. Das Augenthaler-Tor hatte der 26-Jährige zwar schon mal gesehen. Kassiert habe er so einen Treffer aber noch nie, sagte Lannert: &bdquo;Ich will nicht sagen, ich war geschockt, aber man denkt sich: Wieso genau jetzt? Da ist alles zusammengekommen.“ Traumtorschütze Jacobsen bewies im Interview bei &bdquo;Magenta“ Humor. &bdquo;Eigentlich kann ich gar nicht so weit schießen“, sagte er. &bdquo;Das war ein bisschen Glück, dass der Ball im perfekten Tempo zu mir zurückrollt.“ Löwen-Trainer Argirios Giannikis fühlte sich an einen Treffer erinnert, den die Münchner am zweiten Spieltag bei ihrer 1:3-Niederlage beim VfB Stuttgart II kassiert hatten. Da hatte Dominik Nothnagel, Kapitän der Schwaben, 60-Keeper René Vollath ebenfalls mit einem Schuss aus vergleichbarer Distanz übertölpelt. Es war der Treffer zum 3:0. &bdquo;Dass wir dann so ein Tor schießen, ist vielleicht Karma“, sagte Giannikis. Und um diesen Treffer dürfte es auch gegangen sein, als sich die beiden Leidensgenossen Vollath und Kersken nach dem Abpfiff noch ein Weilchen auf dem Alm-Rasen austauschten. Christoph Hemlein ist das auch schon mal gelungen Für die Bielefelder muss Nothnagels Tor gegen die Münchner eine eindringliche Warnung sein. Denn Stuttgarts Spielführer und sein Team sind in der Englischen Woche am Dienstagabend (19 Uhr) der nächste Gegner des DSC. Einer, dem auch schon mal so ein Ding aus der Distanz gelungen ist, ist Christoph Hemlein. Am 25. April 2015 erzielte er für die Arminia im Drittligaspiel bei Rot-Weiß Erfurt aus 65 Metern den Treffer zum 3:0 (Endstand 4:0), der in der ARD-Sportschau zum Tor des Monats April gewählt wurde. Bei Jacobsen könnte es neun Jahre später nun das Tor des Monats September werden.

Meistgelesen