Arminia Bielefelds Abwehr: Prunkstück auf den zweiten Blick

Bielefeld. Zahlen, wie die 47 Gegentore des DSC Arminia Bielefeld in der abgelaufenen Spielzeit, sind das eine. Kein schlechter Wert, wenn man etwa die 49 Gegentreffer des Aufsteigers Preußen Münster oder die 53 kassierten Einschläge des Tabellensiebten Rot-Weiss Essen daneben stellt. Die – oft subjektiven – Eindrücke sind die andere Seite der Medaille. Da mussten die Arminen in der Defensive lange Überzeugungsarbeit leisten. Mit 3.241 beziehungsweise 2.667 Minuten in der Liga sind Christopher Lannert und Louis Oppie die Feldspieler mit der meisten Einsatzzeit aller Bielefelder. Maximal möglich wären 3.420 gewesen, die erreichte aber kein Armine in der zurückliegenden Spielzeit. Und, um die Statistik weiter anzureichern: Auch Leon Schneider liegt mit seinen 2.631 Minuten weit vorne in der Bilanz – alles ohne die Pokaleinsätze wohlgemerkt. Die Abwehr – das Kontinuum des DSC? Keineswegs, denn die Defensive durchlief Höhen und Tiefen, wurde umgebaut und schloss eine lange Findungsphase erst im Saisonendspurt mit guten Ergebnissen ab. Eine Bilanz ist besonders verheerend: In der Nachspielzeit, also nach der 90. Minute, kassierte der DSC mit sechs Toren so viele Gegentreffer wie kein anderer Kontrahent. Dagegen steht der Wert aus der Rückrunde, in der die Arminen mit nur 17 Gegentreffern die zweitbeste Defensive der Liga stellten. Es musste viel nachjustiert werden &bdquo;Ein Wort beschreibt es ganz gut: stabil. Wir waren defensiv stabil. Aber es war eine brutale Saison in beide Richtungen. Wir sind im DFB-Pokal eine Runde weiter gekommen, haben Preußen Münster 4:0 geschlagen, aber dann ging es auch wieder bergab. Wir mussten ganz viel nachjustieren. Hinten raus war es aber doch eher positiv“, bilanzierte Trainer Mitch Kniat. Abgesehen vom 4:0-Husarenritt am zweiten Spieltag gegen Münster kassierte der DSC bis Mitte Oktober, bis zum 1:0-Erfolg gegen Duisburg, immer Gegentreffer. Sechs gegen Saarbrücken oder drei gegen Verl waren die negativen Höhepunkte des ersten Saisondrittels. Özkan, Belkahia, Gohlke und Lannert, so lautete meist die Startaufstellung in dieser frühen Phase der Serie. Beim 2:2 Anfang Oktober gegen Dortmund II war Lannert bereits nach rechts gerückt, Schneider und Oppie ersetzten Gohlke und Özkan. Ein Spiel später hatte Kniat komplett umgebaut, Lannert, Schneider, Großer und Oppie standen beim 3:1 gegen Mannheim relativ sicher. Acht Gegentore in fünf Spielen zum Jahresende 2023 Den defensiven Stein der Weisen hatte der DSC-Coach damit aber noch nicht gefunden. Das Abwehr-Gebilde vor dem eigenen Tor blieb wackelig. Vor allem Linksverteidiger Oppie stand immer wieder in der Kritik. Ihm unterliefen Stellungsfehler, die mehrfach zu Gegentreffern führten, etwa beim 2:2 gegen Aue oder auch eine Woche später beim 2:2 gegen Halle. Der 22-Jährige, der aus der Regionalliga gekommen war, arbeitet an sich: &bdquo;Ich bin selbstkritisch und weiß dementsprechend, dass es auch Gegentore über meine Seite gegeben hat, bei denen ich nicht so gut aussah. Mit dem Trainerteam haben wir das intensiv analysiert“, sagte er. Dreimal in Folge gab es ein 2:2 – acht Gegentore in fünf Ligaspielen im November und Dezember – die Quote war zu hoch. Mitch Kniat sah sich zu Veränderungen veranlasst. In der Winterpause etablierte er eine Dreier- beziehungsweise Fünferkette. Belkahia kehrte als zentraler Mann zurück in die Startformation. Nach zwei Liga- und einer Handvoll Testspielen war das Experiment gescheitert. Die Viererkette mit den jungen Innenverteidigern Schneider und Großer, unterstützt vom immer wieder einrückenden Winterzugang Mael Corboz, stemmte sich in der zweiten Saisonhälfte gegen den drohenden Abstieg. Mit Erfolg – in homöopathischen Dosen zwar, aber bei genauer Betrachtung mit einem erkennbaren Aufwärtstrend. Ab dem 25. Spieltag stand siebenmal die Null. Es gab nur noch acht Gegentreffer in 14 Spielen. Drei Youngster und ein Routinier als Gerüst Der erfahrene, aber zu Saisonende verletzte Semi Belkahia, auf den man als Abwehrchef gesetzt hatte, und der zwischendurch lange verletzte Gerrit Gohlke, der als Hoffnungsträger zurückkommen sollte, aber nur noch zu einigen Kurzeinsätzen kam, waren augenscheinlich die Abgehängten unter den Abwehrspielern. Die jungen Leon Schneider und Maximilian Großer, mit denen jüngst die Verträge vorzeitig verlängert wurden, machten einen Entwicklungsschritt, der optimistisch stimmt. Auch Louis Oppie zahlte das in ihn gesetzte Vertrauen immer mehr zurück. Mit dem Routinier Lannert an ihrer Seite bilden die drei Youngster nach einer Achterbahn-Saison inzwischen ein starkes Defensiv-Gerüst. Kniat bekräftigt: &bdquo;Die jungen Spieler entwickeln sich extrem gut. Deswegen haben wir diese Jungs genommen und nicht einen 36-Jährigen, der einen Namen hat, sondern die jungen Spieler, an denen Arminia noch in den nächsten Jahren ganz viel Spaß haben wird.“

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