
Bielefeld. Die Unentschieden-Serie von Arminia Bielefeld ist beendet. Und das durch den erhofften Dreier gegen 1860 München, womit das 2:0 (2:0) statistisch betrachtet der Höhepunkt einer Folge von fünf Partien ohne Niederlage ist.
Die Reaktionen der DSC-Spieler beim Abpfiff verrieten, dass es ein anstrengender Arbeitseinsatz war. Einige sanken erstmal zu Boden, andere stützten die Unterarme auf den Oberschenkeln ab. Durchatmen. Schon am Mittwoch steht der Schlussakt daheim gegen Dresden auf dem Plan. Die Personalsituation bleibt auf jeden Fall angespannt.
Nassim Boujellab verletzt, Leandro Putaro krank, Kaito Mizuta verletzt, dazu die „Kniefälle" Gerrit Gohlke und Noah Sarenren Bazee – die Liste der Arminen-Ausfälle war lang und sie zwang DSC-Trainer Mitch Kniat zum Jugendstil, zumindest auf der Ersatzbank. Dort nahmen mit Henrik Koch, Fabiano Pavlos Krasnic und Justin Lukas drei Talente aus der U 19 Platz.
Fans beider Seiten machen deutlich, was sie vom Investorendeal halten
Auch der 20 Jahre junge Vladislav Cerny durfte Drittligaluft schnuppern, die allerdings an diesem Sonntagnachmittag sonderbar roch. Denn auch die Anhänger der Traditionsklubs Arminia und 1860 verdeutlichten wie zuvor schon an diesem Wochenende die gesamte bundesweite Fangemeinde ihre Meinung zum Investorendeal der Deutschen Fußball-Liga (DFL). Lautstark vor dem Anstoß mit „Scheiß DFL"-Wechselrufen aus den gegenüberliegenden Blöcken und stumm mit einem riesigen Banner vor der Haupttribüne. Dessen starke Aussage: „Die Ware Fußball ist nicht der wahre Fußball."
Darauf folgte das ebenfalls zuvor in allen Profistadien beobachtete zwölfminütige Schweigen. Und als hätten die DSC-Spieler ein stilles Einverständnis mit diesem Protest ausdrücken wollen, warteten sie mit ihrem Treffer zum 1:0 exakt bis zur 12. Minute, um dann den Jubel auch in voller Lautstärke hören zu dürfen. Zumal das Tor sehenswert war, in Entstehung und Vollendung: Christopher Lannert erobert den Ball tief in der eigenen Hälfte, Sam Schreck überbrückt im Umschaltmoment schnell das halbe Spielfeld und findet Manuel Wintzheimer im Strafraum der Sechziger, der mit einer feinen Einzelaktion vorm Tor Merveille Biankadi einsetzt. Der Ex-Münchner krönt die Aktion mit einem perfekten Schlenzer, echter Maßarbeit, denn der Ball rollt vom Innenpfosten in die Maschen.
Sieben Minuten Unterbrechung
Die Gäste-Fans sahen mit diesem Rückstand allerdings den Zeitpunkt gekommen, sich ebenfalls mit lautem Knall zurückzumelden. Grell blinkende Pyro flog auf den Rasen, Rauch verhüllte den Strafraum, sieben Minuten blieb die Partie deshalb unterbrochen.
Wenig später hätten sie echten Grund zum Jubeln haben müssen. Doch Manfred Starke war ob der sich plötzlich auftuenden Torchance offenbar so überrascht, dass er in Rücklage den Ball aus Kurzdistanz über das Tor drosch. Arminias Torwart Jonas Kersken hatte ihm diese Möglichkeit eröffnet, weil er einen Fernschuss von Albion Vrenezi abprallen ließ.
Klos weiß mit einem Geschenk des Gegners umzugehen
Auf der Gegenseite wusste Fabian Klos mit einem Geschenk des Gegners besser umzugehen, aber der Kapitän ist ja schließlich auch Rekordtorjäger des Klubs. Leon Schneider hatte den Ball nach vorne geschlagen, und Jesper Verlaat stand dermaßen schlecht, dass Klos allein auf den Torwart zulaufen durfte – der Rest bis zum siebten Saisontor war cool gemacht in jener 24. Minute. Klos lupfte den Ball am Torwart David Richter vorbei, erreichte ihn kurz vor der Grundlinie und schoss aus spitzem Winkel zum 2:0 ein.
Ohne ein Feuerwerk an Torchancen kreiert zu haben, ging die Führung in einer Partie auf mittelmäßigem Niveau zur Pause in Ordnung. Doch nach dem Wechsel war ein Pfostenschuss von Morris Schröter (57. Minute), Kersken konnte den Ball noch mit den Fingerspitzen umlenken, der Auftakt für eine Drangphase der Münchner. Erleichtert wurden diese Angriffsbemühungen durch eine Rote Karte gegen Maximilian Großer (64.), der sich durch eine unsaubere Ballverarbeitung selbst zu einer Notbremse zwang.
Nur wenige Minuten später verhinderte Kersken mit einer großartigen Parade gegen den Schuss von Albion Vrenezi aus 10 Metern den Anschlusstreffer. Der erste Heimsieg seit dem 4:0 gegen Ingolstadt Ende Oktober war damit aber noch nicht gesichert. In Unterzahl durfte jedoch gerne der Innenpfosten bei einem Freistoß von Julian Guttau (85.) einer aufopferungsvoll kämpfenden Zehn zur Seite stehen – die sich nach 90 Minuten plus üppiger Nachspielzeit für den vierten Saisonsieg ohne Gegentor frische Energie vor der Südtribüne abholen durfte.
Das Spiel zum Nachlesen im Liveticker