Taktikcheck: Arminia bleibt ideenlos bei eigenem Ballbesitz

Bielefeld. Das 2:2-Unentschieden zwischen dem VfB Lübeck und Arminia Bielefeld war für die Gastgeber ein gefühlter Sieg, für die Arminen dagegen eine gefühlte Niederlage. Der Ausgleich der aufopferungsvoll kämpfenden Lübecker in der 6. Minute der Nachspielzeit war glücklich, aber nicht unverdient. Die Leistung der Bielefelder war für einen Sieg nicht gut genug. Die erste Halbzeit Trainer Mitch Kniat organisierte seine Mannschaft im gewohnten 4:1:2:3-System. Die Lübecker hielten mit einer 4:4:2-Anordnung dagegen. Im Ballbesitz wurde diese im Mittelfeld zu einer Raute, im Spiel gegen den Ball agierten die Lübecker mit einer flachen Vier. Bei Abstößen der Arminen stellte der Gegner vorne zu, sodass meistens Leon Schneider als Innenverteidiger den Ball nach Zuspiel durch Torwart Jonas Kersken lang in Richtung Fabian Klos schlug. Leider waren diese Bälle eine sichere Beute für den Gegner, da dieser die zweiten Bälle oder Zweikämpfe im Mittelfeld gewann. So liefen die Bielefelder den Lübeckern in den ersten 30 Minuten hinterher. Im eigenen Ballbesitz agierten die Arminen völlig ideenlos. Gewannen die Bielefelder in der eigenen Hälfte den Ball, zog sich der Gegner häufig zurück. Die Lübecker stellten das Zentrum zu, vor allem Arminias Sechser Marius Wörl wurde in der gegnerischen Hälfte immer durch einen Gegenspieler gebunden, sodass den Bielefelder nur das Anspiel auf die Flügel blieb. Erst in der 32. Minute resultierte aus einer langen Flanke aus dem Halbfeld durch Leandro Putaro die erste Bielefelder Torchance. Doch Kapitän Fabian Klos verpasste den Ball im Strafraum um Zentimeter. Für Manchester Citys Coach Pep Guardiola ist Ballbesitz nur dann von Bedeutung, wenn sein Team im Mittelfeld 15 aufeinanderfolgende Pässe spielt, um sich zu organisieren und gleichzeitig den Gegner zu desorganisieren. Und das mit einem schnellen Kurzpassspiel. Weder eine Verwirrung des Gegners noch ein schnelles Kurzpassspiel gelang den Arminen im eigenen Ballbesitz. Standardsituationen Mit einem Eckballverhältnis von 9:6 zugunsten der Gastgeber gingen beide Mannschaften in die Halbzeitpause. Während die Bielefelder erst in der 33. Minute zu ihrem ersten Eckball kamen, verzeichneten die Lübecker in den ersten 30 Minuten bereits sechs Eckstöße. Diese Statistik belegt die Dominanz der Gastgeber während der ersten Halbzeit. Die Eckstöße der Lübecker durch ihren Spielmacher Gözüsirin waren alles andere als ungefährlich. Meistens schlug dieser die Bälle mit Effet auf den ersten Pfosten, damit diese von einem Spieler vor das Tor verlängert werden oder von einem Spieler an der Strafraumkante aufgenommen werden konnten. In der 36. Minute resultierte daraus die größte Chance der Lübecker, doch Routinier Boland konnte den Ball nicht im Tor unterbringen. Wie kaum anders zu erwarten, resultierte der späte Lübecker Ausgleich aus einer Standardsituation. Auch in Essen gaben die Arminen nach einem Standard in der Nachspielzeit einen Punkt aus der Hand. Diese ruhenden Bälle sollten in den letzten Minuten möglichst vermieden oder besser verteidigt werden. Dafür sollte mehr der Kopf, als die Beine eingeschaltet werden. Nicht vergessen werden darf, dass auch die Bielefelder Ecken variantenreich und gefährlich waren. Das 0:2 fiel nach einem Eckstoß. Fazit Die Bielefelder hätten gegen diesen Gegner, dessen individuelle Qualität limitiert war, gewinnen müssen. Um in das erste Tabellendrittel vorzustoßen, sollten die letzten drei Versuche der Hinserie sitzen. Am kommenden Samstag gastiert der FC Erzgebirge Aue mit Trainer Pavel Dotchev in der Schüco-Arena. Der aus Paderborner Zeiten in Ostwestfalen gut vernetzte Trainerfuchs wird um die Stärken und Schwächen der Bielefelder bestens informiert sein. Dotchevs Mannschaften sind meistens durch guten Fußball und eine klare Handschrift geprägt. Die Arminen müssen deutlich besser und aktiver spielen als am Sonntag in Lübeck. Abwarten wird die Elf aus dem Erzgebirge sofort bestrafen.

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