Taktikcheck: Arminia fußballerisch überlegen, Union in der nächsten Runde

Berlin/Bielefeld. Die Pokalreise ist für die Arminia jäh geendet. Bei der 1:2-Niederlage am Mittwochabend scheiterte der DSC weniger am Gegner Union Berlin, sondern mehr am eigenen Verletzungspech. Da der erst in der 74. Minute eingewechselte Marvin Mehlem in der 105. Minute das Spielfeld humpelnd verlassen musste, waren die Arminen in der zweiten Halbzeit der Verlängerung nur noch zu zehnt. Die eigene Überzahl nutzten die Gastgeber bereits eine Minute später zum 2:1-Siegtreffer. Der DSC war über weite Strecken des Spiels den Berlinern fußballerisch überlegen, was bemerkenswert ist. Die Matchpläne der Trainer DSC-Coach Mitch Kniat begann mit derselben erfolgreichen Elf und Taktik wie zuletzt gegen Elversberg. Seine Mannschaft verteidigte in einer 5:3:2-Formation, überließ dem Gegner den Ball in der eigenen Hälfte und setzte auf ein Mittelfeldpressing. Überraschend war, dass Union-Trainer Steffen Baumgart seine Mannschaft fast ausschließlich auf das Spiel gegen den Ball ausrichtete. Die Berliner zogen sich weit zurück und lauerten auf schnelle Umschaltmomente. Das sollte doch eigentlich das Spiel der Arminen sein. Nach 30 Minuten kam der DSC auf 60 Prozent Ballbesitz. Da führten die Hausherren bereits 1:0. Das Tor erzielten die Berliner, wie nicht anders zu erwarten, aus einer Standardsituation. Joel Felix hatte mit einem überflüssigen Foul Union einen Freistoß in gefährlicher Position beschert. Aus dem Spiel heraus erspielten sich die favorisierten Hausherren in der gesamten Partie fast keine Torchance. Union scheute jegliches Risiko im Spielaufbau. Die Bälle wurden nur quer oder lang gespielt. Ein Vertikalpass auf die erste oder zweite Angriffslinie schien untersagt gewesen zu sein. Lesen Sie auch: Arminia Bielefeld und das kalkulierte Risiko mit Mehlem Das spricht einerseits für das gefürchtete Umschaltspiel der Arminen, welches Trainer Baumgart mit seinem Team verhindern wollte, andererseits stand es für wenig Kreativität der Berliner im eigenen Ballbesitz. Diese Art des Fußballs ist wenig bundesligalike und riss selbst an der Alten Försterei niemand von den Sitzen. Baumgart dagegen wird sich bestätigt fühlen, denn seine Mannschaft ist eine Runde weiter. Torchancen Die besten Einschussmöglichkeiten besaß aufseiten von Arminia Noah Sarenren Bazee. In der 33. Minute war der Stürmer wohl selbst überrascht, wie frei er nach einem in den Berliner Beinen hängengebliebenen Schuss von Tim Handwerker vor dem Tor der Gastgeber stand. Bazee nutzte diese erstklassige Chance genauso wenig wie eine von Monju Thaddäus Momuluh verlängerte Freistoßflanke in der 56. Minute. Der Ball klatschte an den Pfosten des Berliner Tores. Unions gefährlichste Torchance resultierte aus einem Eckball in der 90. Minute. Torwart Jonas Kersken konnte den Kopfball von Danilho Doekhi spektakulär auf der Linie klären. Kapitän Corboz als Vorbild Mael Corboz lief in 120 Minuten mehr als 15 Kilometer. Das ist eine herausragende Laufleistung. Als Box-to-Box-Spieler beackert er den gesamten Rasen zwischen den Strafräumen und das meistens in hohem Tempo. Er pusht die Mitspieler, sucht als Kapitän den Kontakt zum Schiedsrichter und ist der verlängerte Arm des Trainers auf dem Spielfeld. Eben ein echter Kapitän und Leader. Stimmen zum Spiel: &bdquo;Sind an die Grenze gegangen – und darüber“: Arminia Bielefeld zwischen Frust und Stolz Fazit Die Arminen konnten kurz vor Mitternacht das Stadion an der Alten Försterei erhobenen Hauptes verlassen. Sie hatten 120 Minuten alles reingeworfen, was sie konnten. Es bleibt nur wenig Zeit bis zur nächsten Herausforderung. Diese steht am Samstag bei Darmstadt 98 an. Die Hessen warteten am Mittwochabend mit einem 4:0-Pokalsieg gegen Schalke 04 auf und werden entsprechend selbstbewusst gegen die Arminen auflaufen. Doch das kann der DSC mit der gezeigten Leistung in Berlin auch. In den nächsten Tagen geht es für die Spieler um eine gute physische und mentale Regeneration.

Meistgelesen