Bielefeld. Die Fan-Choreographie auf der Südtribüne verhieß dem Hamburger SV nichts Süßes. „Hier werden die Gegner immer untergehen", war da zu lesen. Hier: Im „Stadion Alm". Doch das Motto löste sich diesmal nicht ein. 120 Minuten plus Nachspielzeiten plus Elfmeterschießen brachten kurz vor Mitternacht diesen aus Arminen-Sicht traurigen Ablauf: 0:1 Benes – Klos schießt weit drüber – 0:2 Muheim – 1:2 Gohlke – 1:3 Glatzel – 2:3 Mizuta – Kersken hält von Krahn – 3:3 Großer – 3:4 Heyer – Wörl verschießt.
Mitch Kniat wertete den HSV-Erfolg als verdient, war aber „trotzdem mega stolz" auf seine Jungs, weil „sie alles reingehauen haben". Der DSC-Trainer krempelte sein Team für dieses Vorhaben, das dem Klub 862.400 Euro Achtelfinal-Prämie in die Kasse hätte spülen können, kräftig um. Er ließ nur Viererkette und Torwart gegenüber den drei Drittligasiegen in Folge unverändert. Aber oft genug hatte sich die Ausgeglichenheit des Kaders bei den Einwechslungen des DSC-Trainers gezeigt, warum also nicht vier Neue in die Startelf werfen?
So kamen Can Özkan, Nicklas Shipnoski, Nassim Boujellab und Ex-HSV-Profi Manuel Wintzheimer von Beginn an zum Einsatz. Doch Kniats Hamburger Pendant Tim Walter ließ von seiner Elf, die am Samstag ein 3:3 aus Kaiserslautern mitbrachte, noch weniger übrig: fünf Spieler. Auf der Streichliste fand sich auch Torjäger Robert Glatzel (acht Ligatreffer) wieder.
Shipnoski lässt DSC früh jubeln
Den ersten Rückschlag hatten die Bielefelder nach 17 Minuten zu verdauen, diesmal war Kniat zur Auswechslung gezwungen. Noah Sarenren Bazee humpelte vom Platz – der formstarke Zugang aus Augsburg war beim Versuch, einen HSV-Angriff zu bremsen, im Rasen hängengeblieben und verletzte sich am Knie. Zu diesem Zeitpunkt standen die Gäste bereits in der Pflicht, initiativ zu werden. Denn Nicklas Shipnoski hatte in der 11. Minute einen Abpraller vom Pfosten zum 1:0 ins Tor gedrückt.
Der Hauptanteil an der Führung gehörte Nassim Boujellab, der technisch anspruchsvoll aus 18 Metern draufgehalten hatte – und wieder hatte Sarenren Bazee mit einem Kopfball assistiert. Sekunden später durften rund 23.000 von 26.561 Fans in der ausverkauften Schüco-Arena ausgiebig jubeln.
HSV verbreitet wenig Schrecken
Untergangsstimmung machte sich im HSV-Team nicht breit, wohl aber fehlte dem offensiven Vortrag Struktur. Obwohl Levin Öztunali, Ransford-Yeboah Königsdörffer und Immanuel Pherai auf den Seiten im und am Strafraum viel Platz hatten, machte der HSV wenig Zwingendes aus dem Raumangebot.
Arminia durfte sich bei Königsdörffer bedanken, der einen Kopfball aus Nahdistanz (6.) klar übers Tor setzte, und Torwart Jonas Kersken rettete die Führung mit einer großen Parade beim Kopfball von Pherai (38.). Trotz optischer Überlegenheit verbreitete der Zweitligist an Halloween aber kaum mehr an Schrecken.
Jatta schockt die Arminen
Erwartungsgemäß nahm der Druck im zweiten Abschnitt zu und wurde schließlich zu groß. HSV-Coach Walter schickte Glatzel aufs Feld (62.), wo Kniat auf Fünfer-Abwehrkette umgestellt und mit Gerrit Gohlke defensiv nachgebessert hatte. Die Platzherren schafften nun keine Entlastung mehr. Im Rücken von Louis Oppie gelang Bakery Jatta das 1:1 (77.). Fabian Klos und Kaito Mizuta kamen für Manuel Wintzheimer und Sam Schreck, womit Kniat einen offensiven Impuls setzte.
Zunächst zeichnete sich aber der starke Kersken weiter aus, überragend auch gegen Glatzels Schuss (84.), doch in der wilden Schlussphase ließen auch Gohlke, Klos und Mizuta gute Chancen aus.
Die Verlängerung begann verspätet, weil ein medizinischer Notfall auf der Haupttribüne eine Fortsetzung der Partie verbot. Mannschaftsärzte beider Teams beteiligten sich am Einsatz. Der Patient sei stabil, hieß es später.