Zurzeit läuft es gar nicht für Arminia Bielefeld. Nur ein Punkt aus den vergangenen sechs Spielen, dazu die Pokalniederlage gegen Duisburg. Viele Verletzungsprobleme machen dem Team um Jeff Saibene zu schaffen. Jetzt die nächste Hiobsbotschaft: Die Werte der Spieler bei der Fußball-Simulation FIFA 19 sind einigen Profis zu niedrig.
In einem wohl nicht ganz ernst gemeinten Video wenden sich einige Arminia-Spieler vertrauensvoll an den Spiele-Entwickler Electronic Arts (EA) mit der Bitte, die Werte doch an die tatsächlichen Fähigkeiten der Arminia-Kicker anzupassen.
Der 21-jährige Keanu Staude wird im Spiel etwa mit einer Gesamtwertung von 67 gelistet. Beim Torabschluss wird dem Mittelfeldspieler jedoch nur eine Stärke von 56 eingeräumt. Sechsundfünfzig. Aufgrund seiner bislang zwei Saisontore, scheinen die FIFA-Werte nicht völlig an den Haaren herbeigezogen. Allerdings, das können wir bestätigen, hat er gegen St. Pauli gute Werbung für seinen Abschlusswert betrieben.
Linksverteidiger Anderson Lucoqui moniert, dass seine Kopfballqualitäten bei FIFA 19 nicht genug gewürdigt werden. Seine Kopfballstärke im Spiel: 39. "Ich kann doch geradeaus köpfen", sagt Lucoqui empört. Zur Aufmunterung kann ihm gesteckt werden, dass Weltmeister Kevin Großkreutz auf exakt den gleichen Wert kommt. Der spielt allerdings mittlerweile dort, wo der DSC unter keinen Umständen nochmals auflaufen will: In der 3. Liga.
Lucoqui auf Diekmeiers Spuren
Auch seine Abschluss-Bewertung von 24 - gut, das ist wirklich übel - kommt Lucoqui wie ein Zahlenspiel vor. Schließlich schieße er nicht wie ein kleines Mädchen. Immerhin sind seine Torwart-Reflexe mit 12 bewertet. Ein Tor hat der 21-Jährige allerdings erst in 51 Einsätzen im Senioren-Bereich erzielt.
Ihm sei auf den Weg gegeben, dass er kaum tiefer fallen kann: Außenverteidiger-Vorbild Dennis Diekmeier, der das Kunststück vollbrachte, in mehr als 200 Bundesliga-Spielen kein einziges Mal zu treffen, hatte beim Vorgänger FIFA 18 einen Abschlusswert von 23 - offenbar ist das so etwas wie der Minimalwert für deutsche Feldspieler.
Andreas Voglsammer ist gleich mit mehreren seiner Werte unzufrieden. In der Fußball-Simulation weist der 26-jährige Angreifer eine Gesamtbewertung von 71 auf. Recht hat er: Vergleichbare Stürmer wie Lionel Messi, Cristiano Ronaldo oder Sandro Wagner haben eine Gesamtwertung von 94, wenigstens aber 79. Hier muss EA schleunigst nachbessern.
Brunner fehlt Aggressivität, Klewin kann nicht tricksen
Eine Aggressivität von 58 - ein Wert zum Aus-der-Haut-fahren, findet der Schweizer Linksverteidiger Cedric Brunner. Verständlich, hat er es doch geschafft, sich 2014 in der Schweiz in zehn von 21 Spielen eine Gelbe Karte abzuholen. Ihm ist zugutezuhalten, dass er nach seiner mehrwöchigen Verletzung noch nicht viel Aggressivität auf dem Platz ausstrahlen kann. Zudem lädt sein Schweizer Dialekt förmlich zum Knuddeln ein.
Arminias Ersatztorwart Philipp Klewin findet, er beherrsche zu wenige Tricks. Wir können ihn verstehen, denn wer vernascht nicht gerne in gewohnter Konsolen-Überheblichkeit bei klarer Führung mit seinem Torhüter den erstbesten Angreifer?Tatsächlich wurde der 25-Jährige für seine Skills nur mit einem von fünf Sternen ausgezeichnet. Dabei habe er "in der ein oder anderen Halbzeitpause gezeigt", was er kann. EA bewertet bislang jedoch nur den Auftritt während des Spielgeschehens. Da müssen sich die Spiele-Entwickler klar an die eigene Nase fassen.
Was Weihrauch und Christiansen bemängeln
Wie Patrick Weihrauch selbst sagt, sei sein Kopfballspiel besser, als es eigentlich ist. Nur kann der Angreifer das leider nicht immer zeigen. Doch die Sichter von EA sollten das eigentlich wissen. Und sie sollten auch anerkannt haben, dass Weihrauch von seinen bislang sechs Zweitliga-Toren für Würzburg und Bielefeld genau gar keins mit dem Kopf erzielt hat.
Die Werte für Fernschuss und Torabschluss gefallen Mittelfeldspieler Max Christiansen unterdessen nicht. Warum ändert er sie dann nicht einfach? Ein Tor aus 30 Metern im nächsten Spiel dürften sein FIFA-Rating nach oben schrauben. Bis dahin ist den Spieleentwicklern kein Vorwurf zu machen, Christiansens bislang letztes Tor im Profi-Bereich datiert aus dem Jahr 2015...
Fans und User auf Facebook sehen das offenbar ähnlich:Klar - die Steilvorlage hat die kriselnde Arminia aufgelegt, und die Fans haben sie gekonnter verwertet, als es FIFA-Lucoqui mit seinem miserablen Abschlusswert könnte. Tatsächlich würde der DSC, geht es nach der bei Freundschaftsspielen auswählbaren Option "Live-Form", wohl aktuell bedeutend schlechter abschneiden. Umso schöner, dass der Sinn für Humor trotz Krise nicht verloren gegangen ist.
Übrigens: Auch im gerade erschienenen "Football Manager 2019", der erstmals seit Jahren wieder mit deutschen Lizenzen ausgestattet ist, erhält die Arminia-Mannschaft zum Start in die große Trainerkarriere ein eher ernüchterndes Fazit, das dem Cheftrainer von Assistent Carsten Rump in virtueller Form vorgelegt wird. (Ein ausführlicher NW-Testbericht wird zeitnah erscheinen...)

Für sofortige Endzeitstimmung ist gesorgt: "Es fehlt dem Kader an Spielern, die sinnvolle Entscheidungen treffen," heißt es. "Es gibt nicht genug Spieler, die eine vernünftige Ballannahme absolvieren können." Und: "Was die Technik und das Flair angeht, hat die Mannschaft noch Luft nach oben."
Arminia Bielefeld, ein sportliches Himmelfahrtskommando? Wollen wir es nicht hoffen - sowohl im echten Leben, als auch vor dem Bildschirm. Und je eher der DSC den Karren aus dem Dreck zieht, desto schneller dürften auch die FIFA-Werte im Rahmen des nahenden Winter-Updates steigen.