Blick vom Block

Arminia-Kolumne: Warum die anfängliche Euphorie zunehmend verflacht

Eigentlich mag der Armine von der Süd Auswärtsfahrten. Doch die nach Berlin am Samstag war gleich aus mehreren Gründen ernüchternd.

Nach 90 Minuten steht die zweite Saisonniederlage auf der Anzeigetafel. | © picture alliance / nordphoto GmbH / Engler

26.09.2021 | 26.09.2021, 09:32

Warum ich so gerne Auswärtsfahrten mache? Nun, es ist die vielleicht komprimierteste Art, eine Reise zu unternehmen. Eine Eintrittskarte für den Arminia-Auswärtsblock zu erhalten, ist aktuell auch ein wenig abenteuerlich. Wenn man dann noch meinen alten Schulfreund Christoph besuchen kann, ist auch die Übernachtung geklärt und klar, dass irgendwann abends in irgendeiner abenteuerlichen Gaststätte mit vielen Fußballschals unter der Decke die alten Geschichten erzählt werden.

Was dann an kleinen Geschichten rundherum passierte, würde eine weitere Kolumne füllen. Nur soviel dazu: Unser Zugführer begrüßte uns bei der Heimreise freundlich und humorvoll mit der Information, dass ihm zugetragen worden sei, es werde schon reichlich Alkohol im Zug getrunken. Nun, ich hoffe, die feinen Herrschaften am Ende unseres ICE-Wagens haben ihr Handgemenge gleich nach Fahrtbeginn unbeschadet überstanden. Dass es nach etwa einer Stunde Fahrtzeit nur noch warmes Bier gab, jedoch Nachschub für Wolfsburg geordert sei, bestätigte die Informationen des Zugführers. Was dann im Gastrowagen passierte, entzieht sich meiner Kenntnis.

Aufregung in Wagen 8

Aber dass die zwei mitfahrenden Polizeibeamten via Durchsage in jenen Wagen 8 beordert wurden, was dann mit dem Zustieg einer größeren Gruppe Beamter in Hannover weiterging, führte nach diversen Personalfeststellungen und wohl auch Zugverweisen zu einer veritablen Verspätung. Zwischendurch informierte uns der Zugführer mit zunehmend genervtem Unterton über den aktuellen Stand der Situation und versuchte, Reisende nach Oldenburg schonend auf eine Übernachtung in Hannover vorzubereiten... „Es tut mir leid, aber Sie erreichen den Anschlusszug nicht!" Die Verursacher dieser ganzen Aufregung mögen ab sofort den Alkohol aus dem Kopf lassen! Es nervt! Ebenso genervt schien der Zugführer, der dann irgendwann tief in der Nacht die baldige Ankunft in Bitterfeld ankündigte, was die Reisenden zum Applaus animierte.

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Was soll Voglsammer denn sagen?

Applaus gab es auch, in wohldosiertem Ausmaß, für unsere Spieler. Ich bin ehrlich, ich konnte nicht klatschen. Zu enttäuscht war ich direkt nach dem Abpfiff. Das Spiel hatte, wie in der Woche zuvor, reichlich gute Torchancen für beide Teams. Die beiden von Fabian Klos und Robin Hack direkt vor unserem Block waren beide hervorragend heraus gespielt, jedoch war der letzte, entscheidende Schuss fast schon kläglich. In dieser Spielphase hätten wir die drei Punkte festmachen können, aber es sollte anders kommen. Andreas Voglsammer hatte in einem Interview seinen Wechsel nach Berlin erklärt. Unter anderem mit der Aussage, Union sei schon einen Schritt weiter als unsere Arminia. Deswegen wurde er von einem größeren Teil der Gästefans ausgepfiffen. Nun, er hat mehrere Jahre mit durchaus gutem Erfolg zu unserem Wiedererstarken beigetragen und was soll er denn sagen? „Hallo, liebe Unionfans, Bielefeld ist zwar schöner, die Fans und der Verein eigentlich besser aufgestellt und ich wechsle nur zu Euch, weil ich den Döner am Hermannplatz so lecker finde!" Ich hätte mich gefreut, wenn er freundlich begrüßt worden wäre.

Das hat der Stadionsprecher nämlich mit uns gemacht. Überhaupt gibt es rund um die „Alte Försterei" in Sachen Gastfreundschaft nicht viel zu meckern. Es gab sogar bei Smalltalks im Vorbeigehen oder in der S-Bahn viel Respekt für die Leistung des DSC im letzten Jahr und der noch jungen Saison. Nach dem Spiel wollte uns ein Unioner sogar trösten, indem er meinte, dass wir bestimmt bald mal drei Punkte holen werden und dass „die Charlottenburger" (Hertha) ja nun deutlich schlechter abgeliefert hätten. Nun, der Trost kam nur so halb an, aber die Geste war irgendwie nett.

Meine anfängliche Euphorie verflacht zunehmend. Ja, wir spielen gut mit, haben unsere Spielanteile, teils mit Druck auf die gegnerischen Mannschaften und meist mehreren, teils hochkarätigen Chancen. Aber der letzte Ball hat dann keinen Druck oder nicht die notwendige Genauigkeit. Da bin ich nah an der Verzweiflung, wenn ein Klos den Ball aus dem Fünfmeterraum nicht im Tor unterbringt. Ein recht bekannter Torhüter sagte einmal „Weiter! Immer weiter!" Nur so kann es gelingen. Vielleicht ja schon gegen Leverkusen...

Euer Armine von der Süd!


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