Es hat vor der Saison niemand ernsthaft erwartet, dass Arminia Bielefeld die Bundesliga nach dem Aufstieg im Sturm erobern wird, das Szenario eines direkten Wiederabstiegs haben die Verantwortlichen von Beginn an einkalkuliert. Momentan aber wird die Mannschaft schon realistischen Ansprüchen, auch ihrem eigenen, nicht gerecht. In Berlin ließ sie jetzt sogar erstmals in dieser Saison jegliche Bundesliga-Tauglichkeit vermissen, die Leistung war desolat. Arminia fehlt es zurzeit an Selbstbewusstsein, in Berlin war es auf dem Platz von Bielefelder Seite seltsam still. Stattdessen war da Verunsicherung, vier Niederlagen in Folge hatten in den Köpfen Spuren hinterlassen.
Irgendwo zwischen dem Trainingsauftakt im Sommer und diesem schwarzen Samstag von Köpenick ist der Mannschaft das abhanden gekommen, was sie in der vergangenen, so erfolgreichen Aufstiegssaison stark gemacht hat: ihre Überzeugung. Klar, die allein reicht nicht, um in der Bundesliga zu bestehen. Aber ohne den Glauben an sich selbst geht nichts.
In den kommenden 14 Tagen wird es für die Mannschaft und das Trainerteam deshalb darauf ankommen, zumindest ein Stück dieses Glaubens an sich selbst zurückzugewinnen. Das ist alles andere als eine leichte Aufgabe. Aber es ist diejenige, um die es jetzt geht bei Arminia.
Die Corona-Krise hat auch Arminia Bielefeld viel Geld gekostet, der Klub hat daher aus nachvollziehbaren Gründen vor der Saison darauf verzichtet, in teure Ablösesummen für neue Spieler zu investieren. Das ist vernünftig, schließlich soll ein Gutteil des Geldes, das Arminia durch den Bundesliga-Aufstieg einnimmt, jetzt helfen, besser durch die Pandemie zu kommen und den Fortbestand des DSC zu sichern.
Zugleich wird aber deutlich, dass der Plan, auch weiterhin passable Substanz für geringen Kosteneinsatz zu verpflichten, auf Erstliga-Niveau an Grenzen stößt. Auch wenn es für ein Fazit viel zu früh ist, kann man vorläufig konstatieren: Von den acht Neuzugängen, die in der jüngsten Transferphase zu Arminia stießen, lässt sich bisher nur Ritsu Doan uneingeschränkt als echte Verstärkung bezeichnen. Das ist eine geringe Ausbeute. Womöglich eine zu geringe, um zu bestehen.