Historische Arminia: Als Jonas Kamper den BVB ins Tal der Tränen schoss

Bielefeld. Wir schreiben den 27. Spieltag der Bundesliga-Saison 2006/07. Arminia ist Drittletzter, Borussia Dortmund Vorletzter. Am Tag der Rückkehr von Martin Amedick, der zwischen 1998 und 2004 seine Schuhe für die Arminia schnürte, steckt der BVB fünf Jahre nach der letzten Deutschen Meisterschaft also tief im Abstiegskampf – was sehr viel mehr überrascht als die Situation des DSC, der ebenso wie Dortmund nach einer soliden Hinrunde weit abgerutscht ist. Trainer Ernst Middendorp ist seit zwei Wochen in dritter Amtszeit bei Bielefeld tätig, er wartet noch auf seinen ersten Sieg. An diesem Freitagabend spricht wenig dafür, dass dieser gelingt - beide Teams liefern wenig Berauschendes, lange steht es 0:0. Doch dann kommt der &bdquo;Pferdehuf" des Dänen Jonas Kamper - und ein Fehler von BVB-Torhüter Roman Weidenfeller. Unser Redakteur Peter Burkamp war am 30. März 2007 live vor Ort: Ein Hoch namens Jonas Frenetisch schrien die DSC-Fans und Profis ihr Glück in den Nachthimmel. Arminias Schütze des goldenen Tores Jonas Kamper ließ sich auf dem Zaun vor der Südtribüne feiern. &bdquo;Wir sind wieder da", verkündete Verteidiger Bernd Korzynietz nach seinem traditionellen Tanz mit der Eckfahne. Arminia, obwohl immer noch auf Rang 16, hat sich im Abstiegskampf zurückgemeldet. Nach leblosen Auftritten in Mainz und Aachen stemmte sich die Mannschaft mit Herz und Kampf gegen die drohende Versetzung in die Zweitklassigkeit. Genau im richtigen Moment erhöhte sie das Tempo und den Druck auf einen angeschlagenen Konkurrenten aus Dortmund. Dass der Siegtreffer (79. Minute) ein wenig glücklich anmutete, war allen egal. &bdquo;Tor ist Tor, auch wenn es vielleicht ein Fehler des Keepers war", meinte Jonas Kamper. Seine schöne Einzelleistung ordnete der Däne, der wegen einer Sprunggelenksverletzung beim Auslaufen am Samstag pausierte, ganz dem kollektiven Erfolg unter. &bdquo;Dieser Treffer war viel wichtiger als der gegen die Bayern. Wir brauchten diesen Dreier unbedingt, da war es völlig egal, wer das Tor macht." Die in der Hinrunde mit schönem Kombinationsfußball glänzende Arminia hat in höchster Abstiegsnot genau die Tugend entdeckt, die laut Kapitän Hain &bdquo;am Ende hoffentlich unser Plus sein wird. Niemand darf uns den Willen absprechen. Das wäre eine Beleidigung für uns", sagte Hain. Hain über Rüdiger Kauf: "Ihn hätte man schon abknallen müssen" Mag im Spielaufbau nach kurzer Einarbeitungszeit noch manches Defizit bestehen, was die Einstellung angeht, hat der neue Trainer Ernst Middendorp &bdquo;genau die Antwort bekommen", die er erwartet hatte. Der erstmals in seiner Zeit bei Arminia in Frage gestellte Routinier Rüdiger Kauf nahm den neu eröffneten Konkurrenzkampf als Anreiz und &bdquo;pflügte den Rasen um, dass man ihn schon hätte abknallen müssen, um ihn zu stoppen", meinte Mathias Hain. Dazu feierte ein 19-Jähriger ein respektables Debüt. Robert Tesche behauptete sich gegen gestandene Bundesligaspieler und hätte beinahe seine in ihm schlummernden Offensivtalente (&bdquo;Am liebsten spiele ich Zehner") erfolgreich eingebracht. &bdquo;Konnte man, musste man aber nicht pfeifen", sagte Tesche zum Duell mit Christian Wörns, in dessen Folge der Bielefelder im Dortmunder Strafraum gefallen war. Angesichts des späteren Kamper-Tores war dies ebenso nur eine Randnotiz wie die Verletzung von Sibusiso Zuma, der trotz eines Unterarmbruchs ab heute mit einer Spezialschiene trainieren soll. &bdquo;Wir haben gewonnen und einen großen Schritt in Richtung Klassenerhalt gemacht", fasste Tesche zufrieden lächelnd zusammen und entschwand zu Freundin Martina und seinen Eltern. Für Arminia war es der Beginn eines Formhochs: Mit fünf Siegen aus den letzten acht Saisonpartien kletterte Bielefeld noch auf den zwölften Platz und schaffte den Klassenerhalt souveräner, als es im März 2007 alle für möglich hielten. Der BVB wurde dank einer späten Erfolgsserie sogar noch Neunter. Borussia Mönchengladbach und Alemannia Aachen stiegen ebenso wie Mainz 05 in die 2. Bundesliga ab.

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