
Die Justizopferhilfe in Löhne
Nach dem Verbot des Collegium Humanum in Vlotho haben sich seine Mitglieder neue Strukturen gesucht. Direktes Nachfolgezentrum sei laut Recherchen der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus der Verein Gedächtnisstätte in Thüringen, der von Ursula Haverbeck und weiteren CH-Mitgliedern bereits 1992 gegründet wurde.In Löhne haben einige ehemalige Mitglieder des Collegium Humanum in der Justizopferhilfe eine neue Heimat gefunden. Sie ist die „offizielle" Botschaft von Germanitien – einem Fantasiestaat, gegründet von rechtsradikalen Verschwörungstheoretikern, die der Bundesrepublik Deutschland ihr Existenzrecht absprechen und behaupten, Deutschland werde noch immer im Geheimen von den Besatzermächten kontrolliert. In ihrer Weltanschauung der Reichsbürger hat die Bundesrepublik keine Rechtsstaatlichkeit, stattdessen existiere immer noch das Deutsche Reich mit den Grenzen von 1937. Deshalb haben einige Mitglieder der Germaniten ihre Personalausweise abgegeben und sich eigene Ausweise gedruckt. Obwohl sie ihre Zugehörigkeit zur Reichsbürgerbewegung bestreiten, ähneln sich die Weltbilder von Reichsbürgern und Germaniten allzu sehr.
Prominente Mitglieder der Justizopferhilfe sind der rechtsradikale Volksmusiker Gerd-Oskar Rothe, die beiden ehemaligen Collegium-Humanum-Mitglieder Jürgen Niemeyer und Axel Thiesmeier sowie der Löhner Ralf Wachsmuth. Er wurde angezeigt, weil er mit dem Wappen des Deutschen Reiches auf seinem Nummernschild herumfuhr. Der Vorstand der Justizopferhilfe zählt 13 Mitglieder, nicht alle von ihnen stammen aus Löhne.
„Die Justizopferhilfe ist ein Auffangbecken für Menschen in schwierigen Lebenssituationen. Viele Neueinsteiger sind verschuldet. Sie bieten eine Alternative zur Mainstream-Gesellschaft", erklärt Frederic Clasmeier. „Die Germaniten sind eine abstruse Parallelgesellschaft mit einer extrem rechten Ideologie." Die Botschaft der Germaniten soll Ende September zwangsversteigert werden.
Die Justizopferhilfe ist nach Informationen dieser Zeitung nicht zwingend den Neonazis zuzuordnen. Bei Demonstrationen in Löhne distanzierte sich Vorstand Ralf Wachsmut davon, ein Neonazi zu sein, rechtsradikal ist die Weltanschauung der Germaniten aber allemal. Vorstandsmitglied Gerd-Oskar Rothe ist ebenfalls Mitglied in der Artgemeinschaft, einer heidnisch-rechtsextremen Glaubensgemeinschaft, in der viele Neonazigrößen aus ganz Deutschland ihre spirituelle Heimat finden. „Eine der Schlüsselpersonen der Artgemeinschaft in NRW ist Gerd Ulrich, Ex-HDJ-Funktionär, der sich stark bei der rechtsextremen Kindererziehung in Lippe engagierte", sagt Karsten Wilke.
Neueste Ausgründung der Justizopferhilfe ist die Freikirche Aktiver Christen. Davon haben sich die christlichen Glaubensgemeinschaften in Löhne Ende 2014 in einem gemeinsamen Statement deutlich distanziert.
Das sagt der Staatsschutz:
„Unserer Einschätzung nach sind die Mitglieder der Justizopferhilfe zweifelsfrei der Reichsbürgerbewegung zuzuordnen. Wir schätzen sie als höchst abstrus und rechtsradikal ein. Die JOH ist jedoch keine direkte Nachfolgeorganisation des Collegium Humanum."
Auf den weiteren Seiten lesen Sie neben Daten und Fakten auch jeweils eine Einschätzung des Staatschutzes zu:
(2) Die Justizopferhilfe in Löhne
(3) Das Collegium Humanum in Vlotho
(4) Die Normannia Niebelungen in Bielefeld
(5) Rechtsextreme Kindererziehung in Lippe
(6) Die Nationale Offensive in Schaumburg/Minden
(7) Rechte Netzwerke im Süden
(8) Meinolf Schönborn in Herzebrock-Clarholz
(9) Der Stützpunkt Hermannsland und Der Dritte Weg
(10) Die Road Crew in Lage
Außerdem stellen wir vor:
(11) Rechtsradikale Musiker in und aus OWL
(12) Die Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus Detmold