Düsseldorf (dpa). Im vergangenen Jahr wurden laut einem neuen Bericht mehr als 10.000 Gewalttaten gegen Polizisten in NRW gezählt. Wie aus dem neuen Lagebild des Landeskriminalamts (LKA) für 2024 hervorgeht, gab es 25.385 Opfer unter den Beamten – knapp 6,6 Prozent mehr als im Vorjahr. Insgesamt wurden demnach 10.443 Gewalttaten auf einen oder mehrere Beamte erfasst.
Im Vorjahr waren noch 9.829 Fälle von Gewalttaten verzeichnet worden. Mit den Gesamtzahlen von 2024 sind die Statistiken von 2023 nicht direkt vergleichbar, da im neuen Lagebild erstmals auch Gewalttaten auf sexueller Grundlage in die Statistik aufgenommen wurden. Dazu gehören unter anderem 575 Beleidigungen, die Fälle übler Nachrede und Verleumdung auf sexueller Grundlage werden nicht einzeln aufgeführt. Innenminister Herbert Reul (CDU) sprach bei der Zahl der Gewalttaten von einem Rekordniveau.
Der häufigste Bestand war laut dem Bericht der Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte. Dazu kam es demnach in 5.734 Fällen: 2.870 Mal wurden Anzeigen wegen tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte geschrieben, 617 Mal wegen Bedrohung, 325 Mal wegen gefährlicher und schwerer Körperverletzung, 171 Mal wegen einfacher Körperverletzung.
Acht versuchte Tötungsdelikte gegen Polizisten
Wie aus dem Lagebild weiter hervorgeht, gab es acht versuchte Tötungsdelikte gegen Polizisten – einen mehr als 2023. Zu den weiteren erfassten Straftaten gehören etwa Stalking (8 Fälle) oder exhibitionistische Handlungen (15 Fälle).
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„Die Gewalt gegen Polizistinnen und Polizisten ist im Jahr 2024 auf Rekordniveau und ein trauriger Tiefpunkt“, sagte Reul der „WAZ“, die zuerst über das Lagebild berichtet hatte. Immer mehr Menschen setzten auf Gewalt, um Probleme zu lösen. „Damit werden viel zu oft gerade die zur Zielscheibe, die für unsere Sicherheit sorgen“, so der Innenminister.
Fast 9.000 Tatverdächtige ermittelt
Mutmaßliche Täter seien 2024 häufiger gefunden worden. Im vergangenen Jahr wurden demnach genau 8.689 Tatverdächtige ermittelt, rund 200 mehr als 2023 (8.458 Verdächtige). Die große Mehrheit von ihnen waren Männer (7.169). Knapp ein Fünftel der Verdächtigen kann noch nach Jugendstrafrecht verurteilt werden: 666 Verdächtige waren im Alter unter 14 Jahren, 516 zwischen 13 und 18 Jahren alt und 622 zwischen 19 und 20 Jahren alt.
Die meisten der 8.689 registrierten Tatverdächtigen sind laut LKA deutsche Staatsbürger (5.721). Bei den Tatverdächtigen ohne deutsche Staatsangehörigkeit stieg die Zahl im Vergleich zum Vorjahr nur geringfügig um 0,3 Prozent auf 2.968 an, 2023 waren es 2.959 gewesen.
Die meisten betroffenen Polizisten sind männlich
Unter den betroffenen Polizisten waren 71,5 Prozent der Opfer Männer und 28,5 Prozent Frauen. Die Altersspanne der Opfer lag zwischen 17 und 63 Jahren. 4.377 Beamte wurden leicht, 16 schwer verletzt. 20.842 Opfer blieben unverletzt.