Im zweiten Jahr in Folge: Beitragsschock in der privaten Krankenversicherung

Berlin/Bad Oeynhausen. Die Beiträge für die private Krankenversicherung werden zum Jahreswechsel massiv steigen. 60 Prozent der Versicherten werden von den Beitragssteigerungen betroffen sein, die nach Angaben des Verbands der Privaten Krankenversicherung mit durchschnittlich 13 Prozent üppig ausfallen werden. Die Kostenlawine trifft Privatversicherte im zweiten Jahr in Folge, denn bereits im noch laufenden Jahr stiegen die Kosten bereits um durchschnittlich 18 Prozent. Hohe Werte, die die Realität vieler Betroffener jedoch nicht abbilden. Versicherungsmakler Javier Garcia aus Bad Oeynhausen betreut Kunden mit Beitragssteigerungen von bis zu 78 Prozent. Die Versicherer reagieren mit den drastischen Beitragserhöhungen nach Angaben des Verbands auf steigende Ausgaben, vor allem im Krankenhausbereich. &bdquo;Für allgemeine Krankenhausleistungen musste die private Krankenversicherung 2024 über zehn Prozent mehr zahlen als im Vorjahr“, erklärt ein Verbandssprecher. Zudem seien auch die Pflegekosten im Krankenhaus um 17 Prozent sowie die Ausgaben für Arzneimittel um zehn Prozent und für Heilmittel wie Physiotherapie um neun Prozent gestiegen. &bdquo;Insgesamt gibt es genauso wie in der gesetzlichen Krankenversicherung einen dauerhaften starken Anstieg medizinischer Leistungsausgaben.“ Immer mehr Privatversicherer erhöhen die Beiträge jedes Jahr Der Durchschnittsbeitrag in der privaten Krankenversicherung wird nach Angaben des Verbands 2026 bei 617 Euro pro Monat liegen. Wobei sich die Beiträge je nach Tarif extrem unterscheiden können, da die Beitragshöhe unter anderem von der Höhe der Selbstbeteiligung, dem Leistungsangebot, dem Gesundheitszustand des Versicherten und dem Alter beim Eintritt in die Versicherung abhängig ist. Lesen Sie auch: Etliche Tarife privater Krankenversicherungen sind schlechter als die gesetzlichen Anders als in der gesetzlichen Krankenversicherung sind so in der privaten Krankenversicherung von Beitragssteigerungen eines Versicherers nicht automatisch alle Kunden betroffen, sondern nur die bestimmter Tarife. Die Beitragssteigerungen in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) und der privaten Krankenversicherung (PKV) lassen sich deshalb nicht eins zu eins vergleichen. Die Beiträge in der GKV sind vom Einkommen des Versicherten abhängig. Die Beiträge der PKV richten sich hingegen nach den Gesundheitskosten im jeweiligen Tarif. Wie stark der Beitrag im jeweiligen Tarif steigt, hängt davon ab, wie viele Kranke in dem Tarif sind. Beispiele zeigen: Beiträge steigen teils massiv Was das konkret bedeutet, erfahren Privatversicherte aus Mitteilungen ihrer Versicherer über Tarifanpassungen, die seit einigen Wochen bei vielen Betroffenen für blankes Entsetzen sorgen, wie Beispiele von drei Versicherern zeigen: Axa: 81-jähriger Kunde mit einem Selbstbehalt von 3.000 Euro muss 171 Euro mehr bezahlen, das entspricht einem Plus von 78,5 Prozent. UKV: 65-jähriger Kunde mit einem Selbstbehalt von 1.600 Euro, muss monatlich 258 Euro mehr zahlen, das entspricht einem Plus von 78,4 Prozent. BBKV: 74-jährige Kundin mit einem Selbstbehalt von 1.600 Euro muss monatlich 243 Euro mehr zahlen, das entspricht einem Plus von 74,7 Prozent. &bdquo;In einigen Fällen haben Versicherer nach vielen Jahren ohne Anpassungen ihre Beiträge zum zweiten Mal in Folge drastisch erhöht“, erklärt Garcia, der sich darauf spezialisiert hat, Tarifwechsel für Privatversicherte durchzusetzen. &bdquo;Es gibt aber auch immer mehr Versicherer, die mehrere Jahre in Folge ihre Beiträge erhöht haben. Nach einer Erhöhung haben Versicherte also keine Garantie, dass sie danach erst mal wieder Ruhe haben.“ Das zeigt das Beispiel eines 63-jährigen Kunden des Münchener Vereins, dessen Beitrag im kommenden Jahr um 17,1 Prozent auf insgesamt 1.137 Euro pro Monat steigen wird, obwohl der Beitrag bereits 2024 um 2 Prozent, 2023 um 19,7 Prozent und 2022 um 11,7 Prozent erhöht wurde. Auch hohe Selbstbehalte schützen nicht vor Beitragssteigerungen Die Folgen sind nach Angaben Garcias dramatisch: &bdquo;Die PKV hat Beitragshöhen erreicht, die viele Versicherte nicht mehr bezahlen können.“ Inzwischen zahlen viele Kunden Beiträge von mehr als 1.000 Euro. &bdquo;Besonders schwierig ist die Situation für Versicherte in älteren und damit oft teureren Tarifen. Die privaten Versicherer verweisen in solchen Fällen gerne auf den Höchstbeitrag der GKV von aktuell etwa 1.175 Euro, doch den müssten die meisten Rentner ja gar nicht zahlen.“ Lesen Sie auch: Was bringt die Last-Minute-Operation für stabile Beiträge? Auffällig sind nach Angaben Garcias auch Beitragssteigerungen in Tarifen mit hohen Selbstbehalten. Um die monatlichen Beiträge zu reduzieren, können Privatversicherte Tarife mit einem jährlichen Selbstbehalt wählen. Wählt ein Versicherter beispielsweise einen Selbstbehalt von 1.000 Euro, müssen Aufwendungen bis zu diesem Betrag selbst übernommen werden, bevor eine Erstattung der Kosten beantragt werden kann. Die Grenze liegt bei 5.000 Euro pro Jahr. Hohe Selbstbehalte schützen laut Garcia jedoch nicht vor drastischen Beitragssteigerungen mit Verweis auf einen 80-jährigen Kunden der Gothaer mit einem Selbstbehalt von 2.784 Euro, dessen Beitrag im kommenden Jahr um 17,7 Prozent auf insgesamt 843 Euro pro Monat steigen wird, obwohl der Beitrag 2024 bereits um 11,3 Prozent und 2023 um 7,5 Prozent erhöht wurde. Rückkehr in die GKV ist ab dem 55. Lebensjahr sehr schwierig Trotz der flächendeckenden Beitragserhöhungen können Privatversicherte nach Angaben Garcias Kosten sparen. &bdquo;In vielen Fällen ist das durch einen Tarifwechsel möglich.“ Das sei in der Regel aber nur innerhalb des eigenen Versicherers sinnvoll, da der Wechsel zu einem anderen Versicherer die gesamte oder einen Großteil der Alterungsrückstellungen koste. &bdquo;Die Rückkehr in die GKV kann unter Umständen ebenfalls Kosten sparen, ist aber nach dem 55. Geburtstag sehr schwierig.“ .responsive23-JzcjRztjBQfA2l74-bar-grouped-vertical-gesamtzahl-der { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-JzcjRztjBQfA2l74-bar-grouped-vertical-gesamtzahl-der { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-JzcjRztjBQfA2l74-bar-grouped-vertical-gesamtzahl-der { padding-top: 142.86%; } } Aus diesem Grund kommen viele Kunden auf Garcia zu, um Kosten durch einen Tarifwechsel zu sparen. &bdquo;Möglich ist das auch noch im hohen Alter. Dabei müssen Versicherte aber viel beachten, weil das System intransparent ist und viele unseriöse Tarifoptimierer unterwegs sind.“ Am wichtigsten sei, dass Versicherte nicht in leistungsschwächere Tarife wechseln. &bdquo;Das kann für die Zukunft gefährlich werden“, warnt Garcia. &bdquo;Kosteneinsparungen sind aber auch möglich, wenn man in Tarife mit identischem Leistungsangebot oder sogar einem besseren Angebot wechselt.“ Verbraucherschützer warnen vor unbedachten Wechseln in die PKV Auch die Verbraucherzentrale NRW rät Privatversicherten zur Kostenersparnis unter Umständen zu Tarifwechseln, jedoch auch zu einer unabhängigen Beratung vor der Entscheidung. &bdquo;Für Laien ist der Tarifdschungel kaum zu durchblicken und Leistungen sind schwer zu vergleichen. In keinem anderen Versicherungsbereich ist ein Preis- und Leistungsvergleich so schwierig“, erklärt ein Sprecher. Beratungen bieten Versicherungsmakler wie Garcia und auch Beratungsstellen der Verbraucherzentrale oder dem Bund der Versicherten an: &bdquo;Eine private Krankenversicherung kann im Alter zu einer echten Kostenfalle werden, wenn Versicherte nur ein kleines Finanzpolster haben, deshalb ist Beratung so wichtig.“ Zudem warnen Experten vor unbedachten Wechseln in die private Krankenversicherung. &bdquo;Die PKV lohnt sich zumeist nur für Beihilfeberechtigte wie beispielsweise Beamte, denn sie müssen nur den prozentualen Anteil zusätzlich zur Beihilfe versichern“, sagt Bianca Boss, Vorständin beim Bund der Versicherten. Staatsbedienstete erhalten im Krankheitsfall sogenannte individuelle Beihilfe. Der Dienstherr erstattet in einem bestimmten Umfang die Krankheitskosten, die Beamten sowie deren Angehörigen entstehen. &bdquo;Für Nicht-Beihilfeberechtigte kommt die PKV nur in Ausnahmefällen infrage. Die Prämien steigen mit zunehmendem Alter, sodass die private Krankenvollversicherung meist nur für Personen mit dauerhaft sehr hohen Einkünften oder Vermögen sinnvoll ist.“ Gut zu wissen: Fatale Folgen: Viele Patientenakten enthalten erfundene oder übertriebene Diagnosen

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