
Köln. Der ADAC warnt vor vielen Staus auf den Autobahnen in Nordrhein-Westfalen am Freitag unmittelbar nach dem Schuljahresende. „Am Freitagnachmittag ist die Staugefahr am größten. Wer sich sofort nach der Arbeit mit dem Auto in Richtung Nord- und Ostseeküste, Niederlande oder südliche Urlaubsländer auf den Weg macht, kommt vermutlich nur im Schneckentempo voran“, erklärte ADAC-Verkehrsexperte Roman Suthold.
Die Erfahrungen zeigten, dass freitagnachmittags die erste Welle von Reisenden zu einer hohen Zahl an Berufspendlern hinzukommt, die ohnehin auf den Autobahnen unterwegs sind. Dadurch steige das Staupotenzial rapide an. Verschärft werde die Situation durch die knapp 1.200 Baustellen im Bundesgebiet.
Im vergangenen Jahr war der Freitag vor dem ersten Ferien-Wochenende laut ADAC der staureichste Tag der NRW-Sommerferien. Generell müssten Reisende auf den Autobahnen in NRW während der Sommerferien immer freitags von 14 bis 18 Uhr mit vielen Staus rechnen.
Späterer Reisestart bessere Wahl
Zwar werde auch samstags und sonntags in den Sommerferien auf den Autobahnen mehr los als sonst sein, gerade auf typischen Reiserouten. Es seien dann aber kaum Berufspendler unterwegs. „Daher erwarten wir an den Tagen zumindest in NRW kein Stauchaos“, sagte der ADAC-Experte.
Auf dem Weg an die Küste müssten Urlauber aber gerade in den Großräumen Bremen und Hamburg auch am Wochenende mit längeren Staus rechnen. Im Süden sei etwa die A8 zwischen München und Salzburg häufig verstopft. Gerade in den Sommerferien seien auch mittwochs und donnerstags von 7 bis 9 Uhr und 14 bis 18 Uhr Staus zu erwarten.
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Der ADAC rät, montags oder dienstags in die Sommerferien zu starten. „Steht der Abreisetag schon fest und ist nicht flexibel verschiebbar, sollten Urlauber darauf achten, den regulären Berufsverkehr zu umgehen und in Randzeiten loszufahren, also frühmorgens oder abends“, empfiehlt Suthold.
Auch Getränke ins Auto packen
Vor allem für Familien mit Kindern gehörten ausreichend Getränke und regelmäßige Pausen mit viel Bewegung dazu, unterstrich der ADAC. Erster Tag der NRW-Sommerferien ist der Montag kommender Woche (14. Juli).
Bei Staus die Autobahn zu verlassen und über Landstraßen zu fahren, bringt laut ADAC nur selten einen Vorteil. Ausweichstrecken seien rasch verstopft. Durch Echtzeitinformationen empfehlen Navigationssysteme immer wieder Alternativrouten.
Oft betrage der prognostizierte Zeitgewinn aber nur wenige Minuten und die Lage auf der Alternativstrecke verschlechtere sich schnell. In der Regel mache es erst ab Staus von mehr als zehn Kilometern Länge oder bei einer Vollsperrung Sinn, von der Autobahn abzufahren.
Fahren in Baustellenbereichen
Aufgrund von schmaleren Fahrstreifen, wechselnder Spurführung und Geschwindigkeitsbegrenzungen erhöht sich die Unfall- und Staugefahr in Baustellenbereichen. Julia Meier, Sprecherin des ADAC Ostwestfalen-Lippe: „Autofahrer sollten hier besonders aufmerksam, rücksichtsvoll und mit ausreichend Sicherheitsabstand fahren.“ In engen Baustellenbereichen mit deutlich schmaleren Fahrspuren sei es häufig nicht möglich, die Rettungsgasse korrekt zu bilden. Der ADAC empfehle deshalb, mit genügend Abstand und versetzt zu fahren, um im Ernstfall in die rechte Spur einfädeln zu können. So könne der linke Fahrstreifen für die Rettungskräfte freigehalten werden.
Rettungsgasse
Sobald der Verkehr stockt, muss eine Rettungsgasse gebildet werden. Das Prinzip, so Meier: „Wer den linken Fahrstreifen befährt, weicht nach links aus, Autofahrer auf allen anderen Fahrstreifen fahren nach rechts.“ Ansonsten droht ein Bußgeld von 200 Euro, bei Behinderung, Gefährdung oder Sachbeschädigung sogar bis zu 320 Euro. Dazu gibt es einen Monat Fahrverbot und zwei Punkte in Flensburg. „Wer durch die Rettungsgasse fährt oder sich an Einsatzfahrzeuge hängt, muss mindestens 240 Euro Strafe zahlen, bekommt zwei Punkte und einen Monat Fahrverbot“, unterstreicht Meier.
Grenzkontrollen
Autofahrer müssen laut ADAC mit Verzögerungen an den Grenzen rechnen. Laut Meier finden seit Mai verstärkte Einreisekontrollen nach Deutschland statt, vor allem an den Übergängen Suben (A3 Linz - Passau), Walserberg (A8 Salzburg - München) und Kiefersfelden (A93 Kufstein - Rosenheim). „Auch bei der Ausreise nach Frankreich sowie bei Reisen in die Niederlande, nach Slowenien, Kroatien, Griechenland und in die Türkei sind längere Wartezeiten möglich“, fügt Meier hinzu. Auch bei der Rückreise aus den Niederlanden und Belgien müssen Urlauber ebenfalls wieder mit Verzögerungen an der Grenze rechnen. „Der ADAC rät allerdings davon ab, vor der Grenze auf Landstraßen und Nebenübergänge auszuweichen, weil diese die Verkehrsmengen oft nicht aufnehmen können.“
Die Grüne Karte
Die grüne Versicherungskarte wird laut Meier kostenlos von der eigenen Kfz-Versicherung ausgegeben und dient im Ausland als Nachweis der Haftpflichtversicherung. „Darauf stehen alle relevanten Daten zu Auto und Versicherung.“ In den Mitgliedsstaaten der EU plus Schweiz, Serbien, Norwegen, Island, Montenegro und Liechtenstein werde dieser Nachweis bei einem Unfall nicht mehr benötigt, könne aber hilfreich sein. Aber: „In anderen Ländern wie zum Beispiel Albanien, Bosnien-Herzegowina, Türkei und Nordmazedonien ist die Grüne Karte verpflichtend.“ Falls man sich nicht sicher sei, sei es besser, beim Kfz-Versicherer nachzufragen, ob das Dokument für das Reiseland benötigt werde.
Unfall im Ausland
Welche Daten sind zu hinterlassen, um einen Unfall im Ausland korrekt aufarbeiten zu können? Meier: Name und Anschrift des Fahrers beziehungsweise des Halters, Kennzeichen, Versicherung und Versicherungsscheinnummer, gegebenenfalls die Nummer der Grünen Karte. „Im Europäischen Unfallbericht werden alle relevanten Daten abgefragt. Am besten füllen Sie ihn zusammen mit dem Unfallgegner aus“, so die Expertin. In manchen Ländern stehen Informationen zur Haftpflicht auf einer Plakette an der Windschutzscheibe.
Immer, wenn jemand verletzt ist, sollte bei einem Unfall die Polizei eingeschaltet werden. „Außerdem, wenn der Sachschaden hoch ist, wenn Sie sich nicht mit dem Unfallgegner einigen können, er keinen Versicherungsnachweis hat oder Unfallflucht begeht.“ In einigen Ländern, zum Beispiel Frankreich, sei die Polizei nicht verpflichtet, Bagatellunfälle aufzunehmen, in anderen Ländern dagegen müsse sie bei jedem Sachschaden gerufen werden. „Was wo gilt, steht in den ADAC-Merkblättern. Bitten Sie die Polizei um ein Unfallprotokoll“, mahnt Meier.

Wohnmobil richtig beladen
Der Campingurlaub ist weiterhin sehr beliebt. Meier weiß: „Das erlaubte Gesamtgewicht des Fahrzeugs, das in Teil 1 der Zulassungsbescheinigung zu finden ist, setzt sich zusammen aus Leergewicht und Zuladung.“ Wer das Gesamtgewicht überschreite, müsse „mit erheblichen Bußgeldern rechnen“. Darum sollte man vor der Abfahrt auf eine Fahrzeugwaage fahren, die es auch in einigen ADAC-Prüfzentren gibt.
Ansonsten gelte beim Packen: Schweres Gepäck in Bodennähe und zwischen den Achsen positionieren, in Oberschränken nur leichte Utensilien unterbringen. „Und alles, was rumfliegen kann, gut sichern“, rät Meier. Dinge, die man als Erstes am Platz benötige sowie Notfallgepäck und das Warndreieck müssten gut erreichbar verstaut werden.
Verzögerungen erwartet der ADAC in NRW unter anderem auf der:
- A1 (Köln - Dortmund - Bremen - Hamburg)
- A2 (Oberhausen - Bielefeld - Hannover)
- A3 (Emmerich - Oberhausen - Köln - Frankfurt)
- A4 (Olpe - Köln - Aachen).
Die Autobahnen im Großraum Köln/Bonn sowie im Ruhrgebiet bleiben Stau-Schwerpunkte. Gerade auf dem Kölner Autobahnring sowie im Bereich Oberhausen/Duisburg (Kreuz Kaiserberg) und Bochum/Herne/Recklinghausen drohten Staus und stockender Verkehr.
Hohes Staupotenzial sieht der ADAC in NRW etwa auf der:
- A40 (Dortmund - Essen - Duisburg - Straelen - Venlo)
- A42 (Dortmund - Oberhausen - Kamp-Lintfort)
- A43 (Wuppertal - Recklinghausen - Münster)
- A45 (Dortmund - Hagen - Lüdenscheid)
- A46 (Düsseldorf - Wuppertal), A52 (Düsseldorf - Essen)
- A57 (Köln - Krefeld - Nimwegen)
- A59 (Köln - Bonn; Duisburg - Dinslaken) bräuchten Reisende ebenfalls mehr Zeit.
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Mit Material der dpa.