Krankenkassen erhöhen Beiträge: Lohnt sich ein Wechsel für Versicherte in OWL?

Düsseldorf/Bielefeld. Mit dem wachsenden Defizit der gesetzlichen Krankenversicherung sind die Krankenkassenbeiträge zum Jahreswechsel massiv gestiegen. 82 der 94 Krankenkassen haben ihren Zusatzbeitrag erhöht, im Durchschnitt auf 2,91 Prozent. Dazu zählen auch sechs der sieben Betriebskrankenkassen in OWL. Zuvor hatten bereits etliche Kassen unterjährig im vergangenen Jahr ihre Beiträge erhöht, mitunter sogar mehrfach. Für die meisten gesetzlich Krankenversicherte steigt die Beitragslast in diesem Jahr. Kosten senken können Versicherte nur durch einen Wechsel in eine Kasse mit einem niedrigeren Zusatzbeitrag. Doch lohnt sich das? Antworten auf die wichtigsten Fragen. Wann darf ich die Kasse wechseln? Wechsel sind nach Angaben der Verbraucherzentrale NRW mit einer Kündigungsfrist von zwei Monaten immer möglich, wenn der Versicherte mindestens zwölf Monate bei seiner Kasse versichert ist. Ausnahmen könne es bei bestimmten Wahltarifen geben, erklärt ein Sprecher der Verbraucherzentrale. &bdquo;Nehmen Versicherte an einem Wahltarif ihrer Krankenkasse teil, kann es andere Bindungsfristen geben. Die Laufzeit beträgt je Tarif zwischen ein bis drei Jahre.“ Sind schnellere Wechsel der Krankenkasse möglich? Schnellere Wechsel in Wahltarifen sind nach Angaben des Verbraucherschützers nur dann möglich, wenn die Kasse den Zusatzbeitrag erhöht. Eine Ausnahme seien freiwillig gesetzlich Versicherte, die einen Wahltarif zur Absicherung ihres Krankengeldes abgeschlossen haben. &bdquo;Sie können frühestens nach Ablauf der dreijährigen Bindungsfrist kündigen.“ Grundsätzlich gilt nach Beitragserhöhungen, dass Versicherte ein Sonderkündigungsrecht bis zum Ende des Monats, in dem der neue Zusatzbeitrag gilt, haben. Auch dann, wenn Versicherte an keinem Wahltarif ihrer Kasse teilnehmen. &bdquo;Versicherte können bei einer Erhöhung des Zusatzbeitrages auch dann ihr Sonderkündigungsrecht nutzen, wenn sie noch keine zwölf Monate bei ihrer Krankenkasse versichert sind“, erklärt der Sprecher. Bis zum endgültigen Wechsel müssen Versicherte allerdings den erhöhten Beitrag zahlen. Lesen Sie auch: Kommentar: Die gesetzlich Versicherten sind die Dummen Gesetzliche Krankenkassen müssen ihre Mitglieder nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums rechtzeitig in einem gesonderten Schreiben von der beabsichtigten Erhöhung des Zusatzbeitrages informieren. &bdquo;Das muss spätestens einen Monat vor Ablauf des Monats, für den der Zusatzbeitragssatz erhöht wird, geschehen“, erklärt ein Sprecher des Ministeriums. &bdquo;Falls der erhöhte Zusatzbeitrag den durchschnittlichen Beitragssatz übersteigt, müssen die Mitglieder zudem auf die Möglichkeit hingewiesen werden, dass sie wechseln können.“ 2025 liegt der durchschnittliche Zusatzbeitrag bei 2,5 Prozent. Festgelegt wurde der Wert im November 2024 vom Schätzerkreis. Auch Jobwechsel, der Eintritt als Rentner in die Krankenversicherung der Rentner und der Wechsel des Versicherungsstatus ermöglichen Versicherten nach Angaben der Verbraucherzentrale einen sofortigen Kassenwechsel ohne Einhaltung der Bindungs- oder Kündigungsfrist. &bdquo;Wechseln Pflichtversicherte die Arbeitsstelle, können sie die Kasse bis zu 14 Tage nach dem Beginn der neuen Beschäftigung wechseln“, erklärt der Sprecher. &bdquo;Freiwillig Versicherte haben drei Monate Zeit.“ Lesen Sie auch: Krankenkassenbeiträge steigen 2025 auf Rekordhoch: &bdquo;Schlechte Gesundheitspolitik“ Rentner, die die gesetzlich festgelegten Vorversicherungszeiten in der gesetzlichen Krankenversicherung erfüllen und eine Rente der Deutschen Rentenversicherung beziehen, werden nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums Mitglied in der Krankenversicherung der Rentner, die bei der Krankenkasse angesiedelt ist. &bdquo;Versicherte haben bis maximal 14 Tage nach Rentenbeginn ein sofortiges Wechselrecht“, sagt der Verbraucherschützer. Möglich ist ein sofortiger Wechsel nach Angaben der Verbraucherzentrale auch dann, wenn Pflichtversicherte zum Beispiel durch das Überschreiten der sogenannten Jahresarbeitsentgeltgrenze freiwillig versichertes Mitglied in der gesetzlichen Krankenversicherung werden. Wechsel seien ebenso möglich, wenn freiwillig gesetzlich Versicherte wieder pflichtversichert werden, zum Beispiel aufgrund eines geringeren Verdienstes. Zudem gelte grundsätzlich, dass mitversicherte Familienangehörige kein eigenes Krankenkassenwahlrecht haben. &bdquo;Sie sind automatisch in der Krankenkasse des Familienmitglieds versichert, wenn sie einen Anspruch auf kostenlose Mitversicherung in der Familienversicherung haben.“ Wie funktioniert ein Krankenkassenwechsel? Der Wechsel erfolgt in vier Schritten. Die Verbraucherzentrale rät zu folgendem Vorgehen: Zunächst müssen Versicherte eine neue Krankenkasse wählen. Aktuell gibt es bundesweit 94 Kassen, die meisten davon sind bundesweit geöffnet, einige aber auch nur für bestimmte Bundesländer oder für Mitarbeiter von Unternehmen. Nach der Wahl müssen Versicherte einen Aufnahmeantrag bei der neuen Kasse stellen, bei den allermeisten Versicherern ist das inzwischen online möglich. &bdquo;Sorgen vor einer Ablehnung sind unbegründet, weil die gesetzlichen Krankenkassen Versicherte nicht wegen Vorerkrankungen oder Alter ablehnen dürfen“, erklärt der Verbraucherschützer. Der neue Versicherer kündigt die bisherige Mitgliedschaft bei der bisherigen Kasse. &bdquo;Versicherte müssen die Mitgliedschaft nicht mehr selbst kündigen. Das übernimmt die neue Krankenkasse.“ Kurz darauf verschickt die neue Kasse die Krankenkassenkarte und die Mitgliedsbestätigung. Versicherte müssen ihrem Arbeitgeber über den Wechsel informieren, damit er sich bei der neuen Kasse für das Arbeitgeber-Meldeverfahren anmelden kann. Lohnt sich ein Wechsel der Krankenkasse? Das kommt nach Angaben der Verbraucherzentrale darauf an, aus welchen Gründen sich Versicherte für einen Wechsel interessieren, denn die Versicherer unterscheiden sich nicht nur durch unterschiedlich hohe Zusatzbeiträge. In Deutschland regelt das Sozialgesetzbuch, welche Leistungen Kassen übernehmen müssen. Das entspricht etwa 95 Prozent der Leistungen für gesetzlich Versicherte, die bei allen Kassen gleich sind. &bdquo;Unterschiede gibt es bei freiwilligen Leistungen, Bonusprogrammen, Service und Erreichbarkeit“, erklärt der Sprecher. Die Verbraucherzentrale rät Versicherten vor einem Wechsel dazu, die persönlichen Erwartungen an eine Kasse zu klären. &bdquo;Für manche Versicherte ist ein möglichst niedriger Zusatzbeitrag wichtig, für andere eine Geschäftsstelle vor Ort, ein umfangreiches Bonusprogramm oder bestimmte zusätzliche Leistungen über das gesetzliche Maß hinaus.“ Stiftung Warentest und andere Portale bieten Krankenkassenvergleiche an, damit Versicherte vor einem Wechsel mehrere Versicherer miteinander vergleichen können.

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