Nachruf

Früherer SPD-Landesminister Farthmann aus Bad Oeynhausen verstorben

Der Politiker ist in OWL geboren – und machte Karriere am Rhein. Fahrtmann galt als „Tausendsassa“ und als Kämpfer für die Schwachen.

Friedhelm Farthmann, SPD-Politiker und ehemaliger Arbeitsminister von Nordrhein-Westfalen, ist im Alter von 94 Jahren verstorben | © picture alliance / dpa

Ingo Kalischek
10.12.2024 | 10.12.2024, 17:30

Düsseldorf. Er galt als großer Sozialdemokrat, der die Interessen der Arbeiterschaft energisch vertrat. Professor Dr. Friedhelm Farthmann, der langjährige Chef der SPD-Fraktion in NRW sowie Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes NRW, ist am Montag im Alter von 94 Jahren verstorben.

Geboren wurde Farthmann 1930 in Bad Oeynhausen. Vor allem 20 Jahre lang prägte er die SPD in NRW an entscheidenden Stellen. Von 1975 bis 1985 war Farthmann Minister in der damaligen Landesregierung. Anschließend führte er ebenfalls zehn Jahre lang die SPD-Landtagsfraktion am Rhein. Im Jahr 1977 hatte Farthmann auch für den Vorsitz der NRW-SPD kandidiert - allerdings die Kampfabstimmung gegen Johannes Rau verloren.

Seine Streitbarkeit hat Friedhelm Farthmann immer mit großem Sachverstand und Durchsetzungsstärke verbunden“, sagt NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU). „Friedhelm Farthmann war, was man wohl eine echte Marke nennen kann. Unverwechselbar, mit klarer Orientierung und breiter Ausstrahlung“, sagt SPD-Fraktionschef Jochen Ott. Farthmann habe nicht nur Charisma gehabt. „Er hatte ein Herz für all die, mit denen es in unserer Gesellschaft nicht gerecht zugeht. Darin ist er für uns alle ein bleibendes Vorbild“, sagt Ott.

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Ott bezeichnet Farthmann als „Tausendsassa“

Der Kölner SPD-Politiker Ott bezeichnet Farthmann als „Tausendsassa“. „Farthmann war promovierter Jurist, ein gewerkschaftlich geerdeter Politiker, der sein Herz auf der Zunge trug. Er begeisterte mit brillanten Rededuellen im Landtag, konnte aber auch mit seiner Meinungsfreudigkeit anecken.“

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Farthmann sei ein emotionaler Mensch gewesen. „Auch das machte ihn sympathisch“, sagt Ott. Mit der deutschen Einheit sei für den gebürtigen Bad Oeynhausener ein Lebenstraum in Erfüllung gegangen. Als seine Partei ihn 1990 bat, bei den ersten freien Landtagswahlen in Thüringen als SPD-Spitzenkandidat zu kandidieren, habe er keine Sekunde gezögert und gesagt: „Ich hätte nichts Ehrenvolleres und nichts Emotionaleres erleben können in diesem Jahr der Deutschen Einheit, als da mitzuwirken.“

Auch die heimischen SPD-Politiker Stefan Schwartze, Christian Obrok und Christina Weng aus OWL würdigen die Lebensleistung Fahrtmanns. „Er hatte das Herz stets am richtigen Fleck und den Mut, seine Überzeugungen unerschrocken zu vertreten – auch wenn es unbequem wurde“. Er habe die Sozialdemokratie in Nordrhein-Westfalen und darüber hinaus geprägt wie nur wenige.

Laut Ott verliert die SPD mit Friedhelm Farthmann einen Politiker, der mit seinem starken Charakter und seiner bodenständigen wie beharrlichen Art Menschen für die SPD begeistern konnte - und der als Minister und Fraktionsvorsitzender Großes für das Land geleistet habe. „Wir trauern um ihn und sind in Gedanken bei seiner Familie“, sagt Ott.