Volkskrankheit auch in OWL: 83 Prozent der Menschen leiden an Rückenschmerzen

Bielefeld. Rückenschmerzen sind ein Volksleiden und zählen zu den häufigsten Gründen für eine Krankschreibung. Das tatsächliche Ausmaß ist jedoch schwer zu ermitteln, da sich nicht alle Betroffenen beim Arzt untersuchen lassen und so in die Statistik eingehen. Eine Befragung der AOK Nordwest gibt jetzt Auskunft über die Verbreitung und zeigt, dass mit 83 Prozent der Großteil der erwachsenen Bevölkerung in Westfalen-Lippe von Rückenschmerzen betroffen ist. Eine Entwicklung, die viele Experten besorgt, weil Rückenschmerzen Betroffene und ihre Lebensqualität extrem einschränken und Wirtschaft und Gesundheitssystem immer stärker belasten. Und das, obwohl viele Fälle vermeidbar sind. Rückenschmerzen gehören nach Angaben der AOK Nordwest, der größten Krankenkasse in OWL, zu den bedeutendsten Volkskrankheiten in der Region. Insgesamt waren im vergangenen Jahr 2,98 Millionen Menschen deshalb in ärztlicher Behandlung, das entspricht 36 Prozent und damit mehr als einem Drittel der Bevölkerung. Millionen Fehltage wegen Rückenschmerzen Zudem sind allein bei den Versicherten der AOK Nordwest im vergangenen Jahr 3,5 Millionen Fehltage angefallen. Auch die repräsentative Umfrage der Krankenkasse zeigt, dass etwa ein Drittel der Befragten wegen Rückenschmerzen einen Arzt aufsucht. Darüber hinaus zeigt die Befragung jedoch auch, dass deutlich mehr Menschen unter Rückenschmerzen leiden, insgesamt 83 Prozent. Lesen Sie auch: Rekord bei Krankmeldungen: Arzt aus OWL sieht schlechte Arbeitsmoral als eine Ursache Eine Untersuchung der Techniker Krankenkasse bestätigt den Trend steigender Fehltage aufgrund von Rückenschmerzen für ganz Deutschland. So zeigt die Auswertung des Jahres 2023 der größten Krankenkasse in Deutschland, dass jeder versicherte Erwerbstätige durchschnittlich 2,8 Tage wegen Rückenschmerzen krankgeschrieben war. Im Vergleich zum Vorjahr stieg dieser Wert um 0,2 Tage. Rückenschmerzbedingte Krankschreibungen machten damit 14,3 Prozent aller Fehltage aus. Nach Atemwegsinfekten und psychischen Erkrankungen zählen Muskelskeletterkrankungen wie Rückenschmerzen zu den häufigsten Gründen für eine Krankschreibung. Viele Menschen brauchen Medikamente, um Alltag zu bewältigen Die Befragung der AOK zeigt zudem, dass 18 Prozent der Betroffenen so stark leiden, dass sie häufig Schmerzmedikamente einnehmen müssen, um ihren Alltag bewältigen zu können. Die Mehrheit der Betroffenen, 78 Prozent, klagt über Beschwerden im unteren Rücken, gefolgt von Problemen im Bereich der Halswirbelsäule, 54 Prozent, sowie der Brustwirbelsäule, 24 Prozent. &bdquo;Rückenleiden sind weit verbreitet. Nicht immer erfordern sie einen Besuch in der Arztpraxis und die Einnahme von Schmerzmedikamenten. Dieser hängt meist von der Intensität der Schmerzen und den damit verbundenen Einschränkungen ab“, erklärt der AOK-Vorstandsvorsitzende Tom Ackermann. &bdquo;In vielen Fällen sind die Beschwerden glücklicherweise nur von kurzer Dauer und verschwinden nach einiger Zeit von allein wieder. Die Vermeidung von Risikofaktoren kann bei der Vorbeugung helfen“, sagt Ackermann. Die Befragung der AOK zeigt, dass die allermeisten Befragten sehr gut über Risikofaktoren wie Bewegungsmangel, Übergewicht und einseitige Sitzpositionen Bescheid wissen, jedoch nicht alle etwas dagegen tun. .responsive23-eb4e13qlh0urmaYo-bar-horizontal-bar-chart { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-eb4e13qlh0urmaYo-bar-horizontal-bar-chart { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-eb4e13qlh0urmaYo-bar-horizontal-bar-chart { padding-top: 142.86%; } } Der Umfrage zufolge wissen 99 Prozent der Befragten, dass regelmäßige Bewegung das beste Mittel für einen gesunden Rücken ist. Aber nur 54 Prozent der Befragten setzen diese körperliche Aktivität im Alltag um. Insgesamt geben nur 41 Prozent an, sich ausreichend um ihre Rückengesundheit zu kümmern. Menschen in NRW sitzen im Durchschnitt zehn Stunden am Tag Eine Untersuchung der Sporthochschule Köln zeigte im vergangenen Jahr, dass die Deutschen bedenklich viel sitzen und dass die Corona-Pandemie den Bewegungsmangel weiter verstärkt hat. Nach Angaben der Hochschule sitzen Deutsche durchschnittlich 9,2 Stunden am Tag und damit noch einmal eine halbe Stunde länger als während der Pandemie. NRW hält mit fast zehn Stunden erneut den Negativrekord. Lesen Sie auch: Bürger in NRW sitzen besonders viel: Warum das gefährlich ist – und was hilft In den vergangenen sieben Jahren ist die durchschnittliche Sitzzeit der Deutschen nach Angaben des Kölner Sportwissenschaftlers Ingo Froböse kontinuierlich gestiegen. Auffällig: Besonders lange sitzen die 18- bis 29-Jährigen und Menschen in Westdeutschland. Unter der Leitung von Froböse haben die Sporthochschule und die Deutsche Krankenversicherung (DKV) das Gesundheitsverhalten der Deutschen in einer repräsentativen Umfrage untersucht. &bdquo;Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass die Deutschen ihre Gesundheit sitzen lassen. Nicht einmal jeder Fünfte erfüllt die Kriterien für ein gesundes Leben. Als Krankenversicherer sehen wir, welche Folgen ein ungesunder Lebensstil hat“, erklärt der DKV-Vorstandsvorsitzende Clemens Muth. Bewegungsmangel begünstigt Rückenschmerzen und weitere Krankheiten Bewegungsmangel stellt nach Angaben Froböses ein massives Gesundheitsrisiko dar, weil dadurch nicht nur das Risiko für Muskelskeletterkrankungen steigt, sondern auch für Krebs sowie Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, der Psyche und des Stoffwechsels. &bdquo;Eine Verminderung der täglichen Sitzzeiten durch Bewegung reduziert das Sterberisiko erheblich.“ Bewegung im Alltag sowie ein strukturiertes Ausdauer- und Muskeltraining zählen deshalb zu den effektivsten Strategien gegen diese Krankheiten. Das bestätigt auch Ackermann: &bdquo;Die Gründe der Passivität sind vielseitig und mit Blick auf die Herausforderungen des Alltags auch ein Stück weit nachvollziehbar, aber gezieltes Training und die Vermeidung von Risikofaktoren können bei der Vorbeugung von Rückenschmerzen helfen.“ Das bestätigen auch viele der Befragten, denn 59 Prozent gaben an, dass regelmäßige Bewegung dabei hilft, Rückenschmerzen zu lindern oder komplett loszuwerden. Für gezielte Rückenübungen bestätigen das 44 Prozent. Lesen Sie auch: Fünf Dinge, die eine Physiotherapeutin nicht machen würde Die TK sieht auch Arbeitgeber in der Pflicht. &bdquo;Durch gezieltes betriebliches Gesundheitsmanagement können Arbeitgeber viel zur Rückengesundheit ihrer Beschäftigten beitragen“, erklärt der Vorstandsvorsitzende Jens Baas. &bdquo;Beispielsweise durch einen ergonomischen Arbeitsplatz oder die Vermittlung von gesundheitsförderlichen Bewegungsabläufen in körperlich anstrengenden Berufen.“ Kostenloses Rückentraining der AOK Um mehr Menschen für Bewegung zu begeistern, hat die AOK die Kampagne &bdquo;Rücken? Mach ihn stärker!“ entwickelt, das online auch Versicherten anderer Kassen kostenlos zur Verfügung steht. Das Projekt Rückentrainer umfasst ein sechswöchiges Programm mit zwei Trainingstagen pro Woche. Die Übungen stehen als Videos online zur Verfügung.

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