Praxis-Tipp zur Grundsteuer: So berechnen Sie die mögliche Belastung ab 2025

Bielefeld/Düsseldorf. Wie hoch fällt ab 2025 die Grundsteuer aus? Neben den Kommunen beschäftigt auch viele Bürger diese Frage. Das Land NRW gibt nun erstmals Hinweise darauf. Denn jüngst hat das Finanzministerium eine lange Liste veröffentlicht, in der für jede Kommune nachgelesen werden kann, wie die Städte und Gemeinden die Hebesätze festlegen müssten, damit ihre Einnahmen aus der Grundsteuer nach der Reform genauso hoch sind wie zuvor. Doch wie lässt sich die eigene Steuerlast mit den neuen Empfehlungen des Landes berechnen? Was haben Grundsteuer und &bdquo;Aufkommensneutralität“ miteinander zu tun? Wichtig ist zunächst, dass Bund und Land bei der Reform das Ziel der &bdquo;Aufkommensneutralität“ verfolgen. Das heißt, dass Städte und Gemeinden bei der Grundsteuer weder verlieren noch hinzugewinnen sollen. Der Begriff bezieht sich also auf die Finanzlage der Kommunen – nicht auf die der einzelnen Steuerpflichtigen. Für die Bürger hingegen kann die Reform sehr wohl zu einer größeren Steuerlast führen, für andere aber auch zu einer geringeren. Lediglich die Summe der Beiträge soll aus Sicht der Kommunen gleich bleiben. Im Zuge der Reform würde das Steueraufkommen in vielen Kommunen jedoch zunächst einbrechen. Die Landesregierung spricht von fast 90 Prozent der Städte und Gemeinden. Um gegenzusteuern, müssen die Kommunen ihre Hebesätze anpassen. Für deren Höhe hat das Land nun Empfehlungen ausgesprochen, von denen die Kommunen allerdings abweichen dürfen. Lesen Sie auch: Hier finden Sie die Hebesatz-Vorschläge für Ihre Kommune Laut Bundesfinanzministerium werden die aktuellen Hebesätze für die Grundsteuer Ende 2024 ihre Gültigkeit verlieren. Voraussichtlich ab Herbst 2024 werden die Kommunen die Hebesätze festlegen, die ab 2025 gelten sollen. Das Ministerium betont: Bis zur Bekanntgabe eines neuen Grundsteuerbescheides sind die Zahlungen wie in der letzten Festsetzung angegeben zu leisten. Wie wird die Grundsteuer berechnet? Grundsätzlich sind für die Berechnung der Grundsteuer diese vier Bausteine wichtig: der Grundsteuerwert, die Steuermesszahl, der Grundsteuermessbetrag und der Hebesatz. Der Grundsteuerwert steht für den Wert des Grundbesitzes. Er lässt sich dem Grundsteuerwertbescheid entnehmen, der von den jeweiligen Finanzämtern nach Abgabe der Grundsteuererklärung verschickt wurde. In einem Zuge haben die Steuerpflichtigen ein weiteres Schreiben erhalten: den Bescheid über den Grundsteuermessbetrag oder: Grundsteuermessbescheid. Lesen Sie auch: NRW empfiehlt Kommunen neue Hebesätze für Grundsteuer: Das sind die Vorschläge für OWL Der entsprechende Wert wird berechnet, indem der Grundsteuerwert mit der sogenannten Steuermesszahl multipliziert wird. Sie richtet sich nach der jeweiligen Grundstücksart und wurde im Zuge der Reform angepasst. Für Wohngrundstücke beträgt sie 0,031 Prozent. Für Nicht-Wohngrundstücke, zum Beispiel Gewerbeimmobilien, liegt sie bei 0,034 Prozent. Und für land- oder forstwirtschafliche Betriebe bei 0,055 Prozent. Auf den Grundsteuermessbetrag wenden die Kommunen dann ihre jeweiligen Hebesätze an. Die Formel für die Grundsteuer lautet also prinzipiell: Grundsteuerwert x Steuermesszahl x Hebesatz = Grundsteuer. Wie wird die eigene Steuerlast berechnet? Im folgenden fiktiven Beispiel wird davon ausgegangen, dass für eine Wohnimmobilie in Bielefeld zunächst ein Grundsteuerwert in Höhe von 200.000 Euro festgelegt wurde. Das Land empfiehlt Bielefeld einen Hebesatz von 762 Prozent, um bei der Grundsteuer aufkommensneutral zu sein. Der Grundsteuermessbetrag liegt bei 62 Euro. Er ergibt sich, wie geschildert, wenn man den Grundsteuerwert mit der Steuermesszahl für Wohngebäude multipliziert. Also: 200.000 x (0,031/100). Um nun zu berechnen, wie hoch die neue Grundsteuer ausfallen würde, wenn sich Bielefeld an den vom Land vorgeschlagenen Hebesatz hält, lautet die Rechnung: Grundsteuermessbetrag x Hebesatz, also: 62 Euro x (762/100) = 472,44 Euro. Das wäre in diesem Beispiel die fällige Grundsteuer. Lesen Sie auch: Für Bielefelder Hausbesitzer und Mieter wird es teuer: So soll die Grundsteuer ausfallen Ein Beispiel aus der Stadt Nieheim (Kreis Höxter) zeigt, wie sich die Steuerlast für den Einzelnen verändern kann. Der Eigentümer, der anonym bleiben möchte, besitzt ein Haus aus dem Jahr 2016. Wohnfläche 142 Quadratmeter, Grundstücksfläche 1.011 Quadratmeter. Nach altem Modell war eine Grundsteuer in Höhe von 429,56 Euro fällig. Das Land empfiehlt Nieheim nun, den Hebesatz von 501 Prozent auf 633 Prozent zu erhöhen. Damit würde die Grundsteuer auf 514,12 Euro pro Jahr steigen, also um rund 85 Euro. Lesen Sie auch: Die Unwucht bei der Grundsteuer hätte früher beseitigt werden müssen Allerdings will das Land den Kommunen die Möglichkeit geben, bei den Hebesätzen zwischen Wohn- und Gewerbeimmobilien zu unterscheiden. Für den Fall, dass Nieheim davon Gebrauch macht, empfiehlt das Finanzministerium als Hebesatz 571 Prozent. Das ergibt eine Grundsteuer von rund 464 Euro pro Jahr, also ein Plus von rund 34 Euro zur bisherigen Grundsteuer.

Meistgelesen