Parteitag in Marl

AfD-Landeschef Vincentz in NRW wiedergewählt – Dämpfer durch Gegner

Der Parteitag in einer Eventhalle in Marl war begleitet von lautstarken Demonstrationen und Protesten gegen die AfD. 

Martin Vincentz werden auch bundespolitische Ambitionen auf einen künftigen Vorsitz der Bundes-AfD nachgesagt. | © Thomas Banneyer/dpa

24.02.2024 | 24.02.2024, 20:33

Marl (dpa). Der Vorsitzende der nordrhein-westfälischen AfD, Martin Vincentz, führt die Landespartei für weitere zwei Jahre. Ein Parteitag in Marl wählte den 37-jährigen Mediziner am Samstag mit 78,33 Prozent der Stimmen erneut an die Spitze der AfD NRW. Es war nach Parteiangaben das bisher beste Ergebnis bei der Wahl eines Landesvorsitzenden in NRW.

Vincentz will gegen extremistische Kräfte im NRW-Landesverband vorgehen und schaffte es, mit diesem Kurs die Delegierten zunächst ohne ausufernde Debatten und Streits hinter sich zu versammeln. Einen Gegenkandidaten hatte der amtierende Parteichef anders als bei seiner ersten Wahl vor zwei Jahren nicht.

Einen Dämpfer erhielt das gemäßigt auftretende Lager von Vincentz allerdings dann am Abend im Verlauf der Wahl zu den weiteren Vorstandsplätzen. So setzte sich der fraktionslose Bundestagsabgeordnete Matthias Helferich auf einem der fünf Beisitzerposten durch. Helferich ist wegen Äußerungen in älteren Chats umstritten. Er bestritt später nicht, sich in einem der Chats als „freundliches Gesicht des NS“ bezeichnet zu haben, jedoch sei der Begriff lediglich eine Fremdzuschreibung von linken Bloggern gewesen, die er „persifliert“habe.

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Der Parteivorstand dürfe sich nicht „als Richtschwert“ für ein bestimmtes Lager verstehen, sondern müsse ein „Schild für alle sein“, sagte Helferich. Er forderte Solidarität mit derAfD-Jugendorganisation in NRW, die vom Landesverfassungsschutz als rechtsextremistischer Verdachtsfall eingestuft worden war. Ein Fragesteller kommentierte die Wahl mit den Worten, dass mit Helferich im Parteivorstand „der nächste Bürgerkrieg“ aufziehen werde.

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Vincentz hatte zuvor angekündigt, er werde innerparteilich nicht zulassen, „dass einzelne Elemente, die immer wieder provozieren, unsere Partei beschädigen“. Nicht nur die Angriffe auf die AfD von außen, auch die „Angriffe von innen“ seien große Herausforderungen.

Der Vater von zwei Töchtern ist seit Februar 2022 Landeschef der NRW-AfD und führt auch die Landtagsfraktion an. In seiner Bewerbungsrede schwor Vincentz seinen Landesverband darauf ein, bei den NRW-Kommunalwahlen und der Bundestagswahl 2025 starke Ergebnisse einzufahren.

Die rechtspopulistische AfD kam bei der Landtagswahl in NRW im Mai 2022 auf 5,4 Prozent. Umfragen sahen die AfD im bevölkerungsreichsten Bundesland zuletzt bei 13 bis 15 Prozent. Die AfD NRW ist nach Angaben von Vincentz von rund 4.750 Mitgliedern im Jahr 2022 auf aktuell rund 7.050 Mitglieder gewachsen. Fast 2000 Aufnahmeanträgeseien außerdem zurzeit in Bearbeitung. Damit ist die AfD in NRW aber immer noch mit Abstand die kleinste Partei.

Landesvorsitz ist laut Vincentz der zweitschönste Job der Welt

Dem Landesvorsitzenden werden auch bundespolitische Ambitionen auf einen künftigen Vorsitz der Bundes-AfD nachgesagt. So sagte er vor den Delegierten, der Landesvorsitz sei nach dem Bundesvorsitz „der zweitschönste Job der Welt“. Der NRW-Landesverband sei aufgrund seiner Größe der „maßgebliche Baustein für eine starke Bundestagsfraktion“.

Vincentz betonte, er wolle aus der AfD eine „moderne konservative Rechtspartei“ machen. Er wolle keine Auftritte von „Drag Queens“ im Kindergarten und „Scharia-Polizei“ auf Schulhöfen, sagte er unter dem Applaus der Delegierten. Den Vorwurf vonNRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU), der die AfD als „Nazi-Partei“ bezeichnet hatte, wies Vincentz zurück. Das Gegenteil sei der Fall. „Hier sind Menschen, die ehrliche und aufrichtige Sorge um das Land haben.“

Der Parteitag in einer Eventhalle in Marl war begleitet von lautstarken Demonstrationen und Protesten gegen die AfD, an denen in der Spitze nach Polizeiangaben rund 2.000 Menschen teilnahmen.