Emily (4) starb im Klinikum Herford: Krankenhaus zahlt Schmerzensgeld

Bünde/Herford. Seit mehr als einem Jahr muss Familie Janke aus Bünde (Kreis Herford) ohne ihre jüngste Tochter leben. Emily starb an Neujahr 2023 in der Kinderklinik des Klinikums Herford nach einer tagelangen Odyssee. Die Eltern machen Ärzte in dem Krankenhaus und in einer Kinderarztpraxis im Kreis Herford für den Tod verantwortlich, weil dort niemand erkannte, dass die Vierjährige an einer Lungenentzündung und Blutvergiftung litt. Die Schmerzensgeldforderung der Eltern hat das Klinikum jetzt akzeptiert. Die Haftpflichtversicherung des Krankenhauses bietet der Familie eine fünfstellige Summe an, die sie angenommen hat. Leicht war die Entscheidung für Lara und Eugen Janke nicht. &bdquo;Klar ist, dass uns kein Geld der Welt unsere Tochter zurückbringen oder unseren Schmerz lindern wird“, sagt Lara Janke. &bdquo;Emily wird uns immer fehlen und ihr Verlust wird uns unser gesamtes Leben begleiten.“ Doch die Angst vor einem langwierigen Gerichtsverfahren war groß. &bdquo;Hätten wir das Angebot nicht akzeptiert, dann wäre es zu einem Prozess gekommen – mit ungewissem Ausgang.“ Mit der Annahme des Geldes ist die zivilrechtliche und damit die schadensersatzrechtliche Aufarbeitung des Falls nach Angaben ihres Anwalts Johannes Brocks nun endgültig abgeschlossen. Der Kinderarzt wird nach Angaben des Anwalts außergerichtlich nichts bezahlen. Das habe seine Versicherung mitgeteilt. Bei der Einigung mit dem Klinikum werden aber auch die Ansprüche gegen den Kinderarzt abgegolten. Die Versicherung des Krankenhauses könne allerdings versuchen, sich einen Teil der Summe von ihm zurückzuholen. Familie hofft auf Entschuldigung der Ärzte Die Annahme des Geldes bedeutet nach Angaben des Anwalts aber auch, dass die Familie in Zukunft nie wieder Schadensersatzansprüche fordern kann. &bdquo;Auch dann nicht, wenn wir zum Beispiel aufgrund einer psychischen Erkrankung infolge von Emilys Tod berufsunfähig werden“, erklärt Janke. Aktuell gehe es der Familie den Umständen entsprechend gut. &bdquo;Aber wir erleben immer wieder Phasen, in denen es uns so schlecht geht, dass wir nicht arbeiten können.“ Vor allem Tage wie Emilys Geburtstag, ihr Todestag oder die Weihnachtszeit, in der Emily 2022 schwer erkrankte, seien nur schwer auszuhalten. Belastend ist für die Familie auch, dass sie bislang keine Entschuldigung oder das Angebot für ein persönliches Treffen mit den Ärzten in der Kinderarztpraxis und in der Kinderklinik erhalten haben. &bdquo;Mit unserem Kampf für Aufklärung war immer der Wunsch verbunden, dass die Ärzte mit uns sprechen und uns erklären, wie es zu Emilys Tod kommen konnte. Doch seit ihrem Tod gab es keinen Kontakt mehr“, moniert Janke. &bdquo;Bei einem Kontaktversuch von mir sagte eine Mitarbeiterin zu ihrer Kollegin, ,hier ist schon wieder die heulende Mutter, was soll ich machen?“ Strafrechtliches Verfahren läuft weiter Das Angebot und die akzeptierten Beträge der Haftpflichtversicherung des Klinikums bewertet der Anwalt der Familie als sehr vertretbar und sehr hoch. Außerdem werde ein glaubhaftes und aufrichtiges Mitgefühl zum Ausdruck gebracht. Wie in solchen Fällen üblich, wird das Schmerzensgeld nach Angaben der Haftpflichtversicherung ohne Anerkennung einer Rechtspflicht und ohne Präjudiz gezahlt. Das bedeutet, dass das Krankenhaus keine Pflichtverletzung anerkennen will, weshalb die Familie nach Einschätzung Brocks auch keine Entschuldigung oder Erklärung des Krankenhauses erhalten wird. Das strafrechtliche Verfahren läuft unabhängig vom Abschluss der zivilrechtlichen Aufarbeitung des Falls weiter. Die Familie hofft jedoch, dass es nun auch in diesem Bereich vorwärtsgeht. &bdquo;Aktuell liegt aber immer noch nicht das gesamte Gutachten vor“, bedauert Janke. Staatsanwalt Christoph Mackel bestätigt die Aussage: &bdquo;Das wird auch leider noch einige Wochen dauern, bevor das Gutachten vorliegen wird.“ Lesen Sie auch: Gutachten nennt Todesursache von Emily (4) Mutter klagt: &bdquo;Emilys Schicksal ist kein Einzelfall“

Meistgelesen