Homöopathie bald keine Kassenleistung mehr: Kassenchefs in OWL kritisieren Pläne scharf

Bielefeld/Berlin. Die geplante Streichung von Homöopathie als mögliche Leistung der gesetzlichen Krankenkassen stößt auf teils heftige Kritik. So wehren sich nicht nur die homöopathisch praktizierenden Ärzte gegen das Vorhaben von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), sondern auch viele Krankenkassen. In OWL kritisieren Vertreter der gesetzlichen Krankenversicherung, dass die Empfehlungen des Bundesgesundheitsministeriums zur Stabilisierung der Kassenfinanzen lediglich homöopathisch dosiert sind und das Finanzierungsproblem der gesetzlichen Krankenversicherung nicht lösen. &bdquo;Die Streichung von Satzungsleistungen zur Homöopathie fällt finanziell kaum ins Gewicht“, kritisiert der Vorstandsvorsitzende der AOK Nordwest, Tom Ackermann. Nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums können durch die Streichung pro Jahr 20 Millionen Euro eingespart werden. Zum Vergleich: 2022 lagen die Gesamtausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung bei 289 Milliarden Euro. &bdquo;Das zeigt, dass das Finanzierungsproblem der Krankenkassen mit solchen Maßnahmen nicht gelöst werden kann“, ergänzt der Vorstand der Bertelsmann BKK, Thomas Johannwille, der auch Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der BKK in OWL ist. Die regionale Betriebskrankenkasse bietet ihren Kunden die Übernahme der Kosten homöopathischer Behandlungen durch Ärzte an, jedoch nicht für homöopathische Mittel wie Globuli. &bdquo;Von unseren knapp 50.000 Versicherten nutzen dieses Angebot aber lediglich 130 und verursachen damit Kosten in Höhe von circa 20.000 Euro“, erklärt Johannwille. Setze Lauterbach die Streichung von Kostenübernahmen dieser Art durch, habe das keine Auswirkungen auf die Höhe der Kassenbeiträge. &bdquo;Dafür sind die Kosten einfach zu gering.“ Bertelsmann BKK möchte weiterhin Kosten für Homöopathie erstatten Johannwille hofft, dass Krankenkassen Kostenübernahmen für Homöopathie auch weiter im Wettbewerb anbieten dürfen. &bdquo;Die Versicherten haben die Wahl, ob sie Kassen wählen, die das anbieten oder nicht.“ Nach Einschätzung Johannwilles wünschen sich viele Menschen zumindest die Möglichkeit einer Kostenübernahme, auch, wenn sie nur wenige in Anspruch nehmen. &bdquo;Warum sollten wir das nicht weiter anbieten dürfen?“ Kritik üben die Kassenchefs auch daran, dass Lauterbach suggeriert, dass mit der Streichung von Homöopathie als Kassenleistung Beiträge gesenkt oder auch Mehrkosten der gesetzlichen Krankenversicherung finanziert werden können. &bdquo;Das ist falsch und es ist unredlich, dass der Gesundheitsminister diesen Eindruck in der Bevölkerung erweckt“, moniert Johannwille. Allein die geplante Reform der Vergütung von Hausärzten wird nach Angaben des Gesundheitsministeriums Kosten im dreistelligen Millionenbereich verursachen. &bdquo;Schätzungen gehen sogar von bis zu einer Milliarde Euro aus“, sagt Johannwille. Vorgesehen ist laut Ministerium, dass die Honorierung der Hausärzte komplett umgestellt wird. Mit Jahrespauschalen und Entbudgetierungen sollen Hausärzte besser bezahlt und unnötige Praxisbesuche vermieden werden. Zu einer Erhöhung der Kassenbeiträge soll die Reform nach Angaben Lauterbachs jedoch trotz der hohen Kosten nicht führen. &bdquo;Versprochen wird eine verbesserte Versorgung, die jedoch Geld kostet. Doch anstatt das offen zu kommunizieren, verspricht der Gesundheitsminister stabile Beiträge. Auch das ist unredlich“, kritisiert Johannwille. AOK-Chef: &bdquo;Es ist prinzipiell genügend Geld im System“ Die AOK Nordwest und auch die Betriebskrankenkassen in OWL fordern für die Stabilisierung der Kassenfinanzen bereits seit Jahren Reformen, die über kosmetische Maßnahmen wie die Streichung von Homöopathie als Kassenleistung hinausgehen. &bdquo;Die Ampel-Koalition ist gefordert, die angekündigten Reformgesetze im Gesundheitswesen endlich auf den Weg zu bringen“, fordert Ackermann. Dazu gehörten neben der Krankenhausreform vor allem die Reform der Notfallversorgung und des Rettungsdienstes. &bdquo;Es ist prinzipiell genügend Geld im System. Wir haben aber ein Effizienz-, Verteilungs- und Produktivitätsproblem.“ Gleichzeitig werden laut Ackermann die Maßnahmen für eine auskömmliche Finanzierung der Beiträge für Bürgergeld-Bezieher mit Verweis auf die desolate Haushaltslage auf unbestimmte Zeit verschoben. &bdquo;Allein das belastet die Beitragszahler jedes Jahr mit zehn Milliarden Euro, allerdings nur die gesetzlich und nicht die privat Krankenversicherten“, moniert Johannwille.

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