Artisten aus zehn Nationen feiern Weihnachten in der Bielefelder Manege

Bielefeld. Laserblitze zucken in vielen Farben durch die Manege, rockige Musik erfüllt das riesige Zelt, im Backstage-Bereich knattern Motorräder: Von stiller Nacht kann im Zirkus FlicFlac, der noch bis zum 7. Januar in Bielefeld gastiert, auch an den Festtagen nicht die Rede sein. &bdquo;Wir haben jeden Tag Vorstellung, wir haben kein spielfrei“, sagt Sven, während er mit seiner Partnerin Lena auf den Auftritt wartet. Doch natürlich spielt Weihnachten auch in der aus aller Welt nach Ostwestfalen-Lippe angereisten, bunten Zirkusfamilie eine Rolle. &bdquo;Wir haben das Glück, dass hier eine Weihnachtsfeier gemacht wird“, sagt der Akrobat Sven, der seine Wurzeln sowohl in England als auch in Portugal hat und in Deutschland aufwuchs. Wenn die Show &bdquo;Wir warten aufs Christkind“ an Heiligabend vorbei ist, die um 14 Uhr beginnt, freuen sich alle auf die Einladung von Veranstalter Hans-Paul Kaschinski, den hier alle nur liebevoll &bdquo;Kaschi“ nennen. Ab 18.30 Uhr ist im Quartier der Beschäftigten eine große Feier geplant. Immerhin besteht die Crew aus gut 80 Leuten, darunter sind 59 Artisten aus 10 Nationen. &bdquo;Wir feiern Ende Januar“ &bdquo;Manche haben Verwandte in der Gegend und fahren dorthin“, erzählt &bdquo;Kaschi“. Die meisten aber bleiben vor Ort und feiern als Gemeinschaft. Für den 71-jährigen, der als Quereinsteiger zum Zirkus kam und sich ein Leben ohne die bunte Welt in der Manege gar nicht mehr vorstellen kann, ist es völlig selbstverständlich, an den Festtagen nicht im heimischen Melle zu sein. &bdquo;Weihnachten bin ich seit Jahrzehnten nicht zu Hause“, sagt er lachend. Er und seine Frau seien jedes Jahr in Melle die ersten Tannenbaumkäufer des Jahres, verrät &bdquo;Kaschi“. Des Rätsels Lösung: &bdquo;Wir feiern Ende Januar.“ Zurück zu Sven und Lena, die gemeinsam als Akrobaten in der Manege stehen. Sie stammt aus der Ukraine, ihre Eltern leben in der Stadt Charkiv. &bdquo;Wir müssen immer arbeiten, wenn andere feiern“, sagt sie, meint das aber keinesfalls als Problem. So sei eben das Geschäft, mit dem sie am Ende auch ihre Familie versorgen kann: &bdquo;Ich schicke Geld dorthin.“ Seit 2019 sind Lena und Sven gemeinsam als Akrobaten unterwegs; kennengelernt haben sie sich auch in einem Zirkus. Das war 2011 in Karlsruhe, erinnert sich Sven. &bdquo;Ich bin aus einer Artistenfamilie in der achten Generation.“ Am 8. Januar, wenn das Engagement in Bielefeld vorbei ist, fahren beide nach München zu Svens großer Familie. Das sei wichtig. &bdquo;Meine Mutter hat immer Lammbraten gemacht.“ In München ist auch das nächste Engagement des Artistenpaars. Auf die eine oder andere Art haben sie sich alle mit der Arbeit an Weihnachten arrangiert. &bdquo;Die Kinder sind in der Monolei“ &bdquo;Schön ist, dass man sich gegenseitig respektiert“, sagt Sven. Das sei in der Artistenfamilie seit jeher selbstverständlich. Vorurteile aufgrund unterschiedlicher nationaler oder ethnischer Zugehörigkeiten gibt es nicht, im Gegenteil. &bdquo;Man feiert immer auch die Feste anderer Länder mit.“ Das zeigt sich auch an Weihnachten: Auf der einen Seite steht Saikhanaa, Akrobatin aus der Mongolei, die mit zahlreichen Kollegen ebenfalls zur Bielefelder FlicFlac-Show gehört. &bdquo;Weihnachten gibt es dort nicht“, sagt sie. Doch natürlich haben sie und ihre Kollegen auch Spaß an den Feiern hierzulande. Im Januar geht es zurück in die Heimat. &bdquo;Die Kinder sind in der Mongolei.“ Weihnachtsfeiern kennt Loana, Artistin aus Argentinien, hingegen bestens. &bdquo;In Argentinien wird auch mit Tanz nach dem Essen gefeiert“, sagt sie lachend. Loana ist jetzt seit vier Jahren in der Welt des Zirkus unterwegs und brilliert mit ihren Kollegen mit einer spektakulären Trapeznummer. Es verfestigt sich der Eindruck, dass in der Zeit zwischen den Jahren eine ganz besonders prickelnde Atmosphäre in der schwarz-gelb ausgekleideten Zirkusarena herrscht. Das sieht auch &bdquo;Kaschi“, der beim Blick auf die vielen fleißigen Hände vor und hinter den Kulissen sagt: &bdquo;Wir versuchen mit unserer Show dazu beizutragen, dass viele Menschen noch schönere Weihnachten feiern.“ Derweil werden am Popcornstand schon fleißig süße Naschereien für das Publikum der nächsten Show vorbereitet. Der Duft füllt das Eingangszelt mit dem großen Sternenhimmel. Nicht von ungefähr heißt die FlicFlac-Show in diesem Jahr &bdquo;Schöne Firetage“: Feuer spielt in dieser Show eine ganz besondere Rolle. Kurz nach Weihnachten ist ja auch noch Silvester.

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