Jugendherbergen in OWL leiden unter Sparkurs des Bundes

Detmold. Es herrscht Alarmstimmung beim Deutschen Jugendendherbergswerk (DJH) mit Sitz in Detmold und zahlreichen Anbietern von sozialen Dienstleistungen. Denn der Bund plant massive Kürzungen, etwa beim Bundesfreiwilligendienst (BfD) oder im Kinder- und Jugendbereich. Das berichtet Oliver Peters, Hauptgeschäftsführer des DJH im Gespräch mit dieser Redaktion. "Was da veranstaltet wird, ist nicht nachvollziehbar", sagt Peters. Die Pläne sehen laut Peters vor, dass von den aktuell 207 Millionen Euro, die der Bund in die Bufdis pro Jahr investiert, künftig 53 Millionen Euro wegfallen sollen. Die Konsequenz: "Jeder vierte Bufdi wird wegfallen", so Peters. "Das ist ein Drama." Die jungen Menschen, pro Jahr etwa 30.000 bis 35.000 in Deutschland, leisten seinen Angaben zufolge enorm wichtige Arbeit, nicht nur im DJH, sondern im gesamten sozialen Bereich. Sie seien eine großartige Hilfe für die hauptamtlichen Kräfte, denen oft die Zeit fehle, so Peters. Sie führen Gespräche, sind helfende Hände und bieten auch Kurse an, wie etwa zum Umgang mit sozialen Medien. Und: "Wenn man den Freiwilligen eine Chance gibt, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass auch einige von ihnen beruflich im sozialen Bereich hängenbleiben." 45 Millionen Euro sollen gekürzt werden Auch im Kinder- und Jugendplan des Bundes seien Einschnitte von rund 45 Millionen Euro im Jahr geplant, so Peters. Nutznießer von den mit diesem Geld finanzierten Angeboten seien insbesondere sozial schwächere Familien. Es gehe hier um Kinderfreizeiten, auch Pfadfinder- und Sportvereine seien von den Kürzungen betroffen. "In der Bundesregierung werden sonst Milliardenbeträge hin- und hergeschoben", sagt Peters. Der Hauptgeschäftsführer kann nicht verstehen, dass bei diesen vergleichsweise geringen Summen in diesen Krisenzeiten der Rotstift angesetzt werde. Warum sie sich nach der Schule als Bufdi in der DJH-Zentrale in Detmold engagierte, beschreibt die Altenbekenerin Lena Jachenholz so: "Ich war nach der Schule nicht sicher, was ich beruflich machen wollte." Beim DJH ging sie in den internationalen Bereich und organisiert nun Besuche von chinesischen Kolleginnen, die in Kürze nach Deutschland kommen werden und sich hier in Jugendherbergen umsehen. "Es soll viele Begegnungen mit Jugendlichen geben", berichtet sie. Das Besuchsprogramm dauere rund zwei Wochen. "Viele Bufdis helfen bei Jugend- und Austauschprogrammen", berichtet Fachbereichsleiter Gunnar Borg. Demnächst komme ein junger Mann aus Spanien als Bufdi nach Detmold. Die Eingriffe, die der Bund plane, hinterlassen bei den Verantwortlichen des DJH tiefe Sorgenfalten. Peters: "Die Befürchtung ist groß, dass der Fokus der Politik von den Jugendlichen abgerückt wird. Maßnahmen für Kinder und benachteiligte Familien fallen dadurch weg. Das können wir uns nicht erlauben." Brandbrief ist in Planung Die Nachfrage nach dem Dienst als Bufdi sei unter jungen Menschen sehr groß, berichten die DJH-Experten. In diesem Jahr seien bereits im Mai alle Stellen vergeben gewesen. Die Signale der Politik gingen im Gegensatz dazu dahin, dass das Kürzungsprogramm bei den sozialen Angeboten in den kommenden Jahren weitergehe. Das wollen Peters und seine Kollegen unbedingt verhindern. Am 16. November sei die sogenannte Bereinigungssitzung des Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestages. Bis dahin könnten an den Entwürfen noch Änderungen vorgenommen werden. Der DJH werde alle Möglichkeiten ausschöpfen. "Wir werden einen Brandbrief schreiben", so Peters. Das DJH betreibt in Deutschland 408 Häuser und hat 2,38 Millionen Mitglieder. "Dort haben wir aktuell den größten Zuwachs", so Peters. Die wichtigsten Gästegruppen sind: Schulen/Hochschulen (42 Prozent) und Familien (40). Weitere Kunden des gemeinnützig aufgestellten DJH seien Sport- und Musikgruppen, Chöre und Kinderfreizeiten. In Ostwestfalen-Lippe betreibt das DJH Jugendherbergen in Petershagen, Porta Westfalica, Bielefeld, Detmold, Horn-Bad Meinberg, Bad Driburg, Paderborn und Wewelsburg.

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