Kampf gegen Hochwasser: Auch OWL rüstet weiter auf

Bielefeld. Starkregen, Überschwemmungen und Hochwasser: Spätestens seit der verheerenden Flutkatastrophe im Juli 2021 im Ahrtal in NRW und Rheinland-Pfalz ist der Schutz davor in aller Munde. Auch in OWL treten kleinere Gewässer immer wieder über die Ufer und Starkregen sorgt lokal für überschwemmte Straßenzüge und vollgelaufene Keller, so wie jüngst in Pr. Oldendorf im Kreis Minden-Lübbecke, in Rödinghausen im Kreis Herford oder in Teilen Bielefelds. Dabei sind die zuständigen Behörden in Sachen Schutzmaßnahmen nicht untätig gewesen. Eine Belastung für Mensch, Umwelt und Infrastruktur, so beschreibt NRW-Umweltminister Oliver Krischer (Grüne) Hochwasser. "Ein absoluter Schutz gegen extreme Hochwasserereignisse und damit zusammenhängende Sachschäden wird sich auch in Zukunft nicht erreichen lassen. Es gilt jedoch zu verhindern, dass Menschen bei solchen Ereignissen zu Schaden kommen", betont er. Sein Ministerium hat zwei Jahre nach der Flutkatastrophe im Ahrtal, die über 180 Todesopfer forderte, jetzt einen Zehn-Punkte-Plan zum "Hochwasserschutz in Zeiten des Klimawandels" vorgestellt. Zu den Schwerpunkten gehört ein besseres Warnsystem durch ein erweitertes Pegelmessnetz und ein landesweit vernetzter Meldedienst. Das Hochwasserrisikomanagement soll ausgedehnt werden und auch kleinere Flüsse einbeziehen. Es brauche mehr Resilienz von Kommunen bei lokalem Starkregen, eine Überprüfung der Sicherheit von Talsperren und einen neuen Hochwasserschutzbeirat auf Landesebene, heißt es. Und die als Überschwemmungsgebiete eingestuften Gegenden müssten überprüft und angepasst werden. Aktualisierung der Überschwemmungsgebiete Eine Übersicht dieser Überschwemmungsgebiete in OWL können Bürgerinnen und Bürger auf der Internetseite der Bezirksregierung Detmold einsehen, die dafür verantwortlich ist. Besonders groß sind diese rund um Porta Westfalica im Kreis Minden-Lübbecke zwischen Weser und Werre und auch zwischen Bünde und Kirchlengern bis nach Löhne, wo die Else in die Werre mündet. Außerdem gibt es große Gebiete im Kreis Gütersloh rund um die Städte Rheda-Wiedenbrück und Gütersloh und bei Hövelhof im Kreis Paderborn rund um den Krollbach, den Holtebach und den Hallerbach. Kürzlich hinzugefügt wurden beispielsweise an der Großen Aue im Ortsteil Bad Holzhausen der Stadt Pr. Oldendorf. Schon vor der Flutkatastrophe 2021 haben sich die Städte und Kommunen in OWL mit dem Hochwasserschutz beschäftigt, wie auch der Umbau der Werre in Bad Oeynhausen (Kreis Minden-Lübbecke) zeigt. Dabei wurde das Flussufer umgestaltet und mehr Platz für die Werre geschaffen, der dem Fluss einst durch Bebauung und Begradigung genommen worden ist. Gefördert wird das Projekt zu rund 80 Prozent von Bund und Land. Im Zusammenhang mit der Katastrophe im Ahrtal stehe der Umbau nach Angaben der Stadt nicht direkt, aber die Ereignisse hätten gezeigt, dass die Stadt mit Plänen dieser Art auf dem richtigen Weg sei. Interkommunale Zusammenarbeit Projekte wie das in Bad Oeynhausen gibt es auch an vielen anderen Orten Deutschlands. Nach Ansicht des Städte- und Gemeindebunds ist aber noch viel zu tun. Weil Hochwasser nicht an Landesgrenzen Halt mache, müsse es eine bessere Zusammenarbeit und engere Abstimmung zwischen Bund und Ländern geben, forderte jetzt der Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg. Er nannte dabei neben stabilen und einheitlichen Meldesystemen auch den weiteren Ausbau und die Sanierung von Deichen, den Ausbau von Flutpoldern sowie auch Deichrückverlegungen, um im Falle von Hochwasserereignissen den Flüssen mehr Raum zu geben. Auch hier sind die Kommunen in Ostwestfalen-Lippe bemüht. Die interkommunale Zusammenarbeit haben die Städte entlang der Werre bereits vor der Veröffentlichung des Zehn-Punkte-Plans der Landesregierung in Angriff genommen. Unter der Leitung von Bad Oeynhausen haben Horn-Bad Meinberg, Detmold, Lage, Bad Salzuflen, Herford, Hiddenhausen, Kirchlengern und Löhne bereits 2020 die "Kooperation Werre" gegründet. Das Gremium beschäftigt sich damit, wie der Fluss gestaltet werden kann, um künftige Überschwemmungen in Zaum zu halten. Generationenprojekte Ebenfalls Produkt einer interkommunalen Zusammenarbeit ist der Werre Wasserverband, der bereits für Planung, Bau und Betrieb von Hochwasserru?ckhaltebecken entlang des Flusses in OWL zuständig ist. "Grundsätzlich sind Hochwasser durch hohe Flussstände und Überschwemmungen durch lokale Starkregenereignisse zwei verschiedene Dinge", sagt Geschäftsführer Steffen Veenaas. "Treten jedoch beide Ereignisse zusammen auf, ist es auch unsere Aufgabe, dass das Wasser in den Flüssen abfließen kann." Bisher betreibt der Verband dafür drei Rückhaltebecken in Bustedt, Löhne und Bad Salzuflen. Geplant sind weitere Becken in Bad Salzuflen und in Detmold. Doch der Verband wird auch bei Bebauungsplänen miteingebunden. "Früher hat man Auen bebaut und Flüsse begradigt. Die Idee dahinter war, dass das Wasser dann schneller abfließen kann." Aus diesen Fehlern habe man in der Region gelernt. Die bereits in Angriff genommenen Umbau-Projekte entlang der Flüsse in der Region zeigen: Maßnahmen zum Hochwasserschutz sind oft Generationenprojekte. Das gilt auch für Flächen, die es braucht, damit Starkregen lokal versickern kann und nicht Keller und Straßen überflutet.

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