Libori soll wieder die Massen anlocken - so geht es der Schaustellerbranche

Paderborn. Groß ist die Freude rund um den Liboriberg in Paderborn und in der gesamten City der Bischofsstadt. Denn mit diesem Wochenende startet wieder Ostwestfalen-Lippes größtes Volksfest, Libori. "Die Stimmung ist sehr gut", sagt Bethel Thelen, 1. Vorsitzender des Schaustellervereins Paderborn. Es habe sich in den vergangenen Monaten gezeigt, dass Kirmesveranstaltungen wieder wichtige Treffpunkte für die Menschen seien. Das soll sich auch an Libori 2023 erneut beweisen. Thelen hofft, dass die Veranstalter die magische Marke von 1,2 Millionen Besuchern sogar knacken können. Noch nicht ganz so lange ist es her, dass die Stimmung in der Branche am Boden war. "Corona hatte die Branche im Griff wie keine andere", erinnert sich Frank Hakelberg, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Schaustellerbundes. Was hat sich seither getan, wie ist die Lage der Schausteller heute, welche Probleme beschäftigen sie? Wir fragten nach. Die Betriebe Das befürchtete Firmensterben aufgrund der Corona-Auflagen ist laut Hakelberg zum Glück ausgeblieben. "Ich kenne keine Familie, die den Schaustellerbetrieb wegen Corona dauerhaft eingestellt hat", sagt der Hauptgeschäftsführer. Die Corona-Hilfen hätten das Schlimmste verhindert, manch ein Betrieb habe aber auch einen Kredit aufnehmen müssen, der nun abgezahlt werden müsse. "Jetzt laufen alle Feste wieder." Die Saison ist laut Hakelberg "einigermaßen gut". Das bestätigt Willi Parpalioni, Chef des Mitteldeutschen Schaustellervereins mit Sitz in Herford: "In diesem Jahr sind wir gut gestartet." Die Leute wollten wieder raus und etwas erleben, der Nachholbedarf sei groß. Das Personal "Das größte Problem, das wir haben, ist der Personalmangel", sagt Parpalioni. Man finde kaum Kellner für die Gastronomie. Auch bei den Betreibern großer Fahrgeschäfte ist die Situation hier angespannt. Die Folge: Anschlussplätze auf einer Folgeveranstaltung könnten nicht immer in den üblichen vier Tagen erreicht werden. "Da kann es sein, dass der eine oder andere Kollege einen Ort absagen muss." Hakelberg beziffert das Problem: "Wir gehen von 5.000 bis 7.000 Arbeitskräften aus, die uns fehlen." Die Arbeit auf dem Volksfest "ist für deutsche Arbeitnehmer häufig zu hart", so Hakelberg. Doch das Anwerben von Kräften werde nicht einfacher. Dabei wird die Tätigkeit mit 13 bis 15 Euro pro Stunde durchaus gut bezahlt, wie Parpalioni betont. "Es ist wirklich schwierig", sagt auch Thelen. Mitunter müssten Schausteller Anfragen von Veranstaltern kleinerer Feste absagen, weil nicht alles immer zu schaffen sei. >>> Zum Liveticker Libori 2023 in Paderborn Die Kosten Auf der Kostenseite machen den Schaustellern vor allem die enorm gestiegenen Energiepreise große Sorgen. In den vergangenen Jahren habe man etwa 35 Cent pro Kilowattstunde Strom zahlen müssen, heute seien es oft 50 bis 55, teilweise sogar bis zu 70 Cent, wie Hakelberg erläutert. Dieser Höchstwert wurde jüngst etwa beim Hafengeburtstag in Hamburg verlangt, berichtet Thelen. Da trifft es sich zumindest gut, dass die Schausteller bereits vor 20 Jahren auf LED-Lampen umgestellt haben, wie Parpalioni berichtet. Diese hätten den Stromverbrauch auf Volksfesten um 35 bis 40 Prozent reduziert. Aber die Strompreisbremse gelte leider nicht für Betriebe, die keinen festen Standort hätten. Auf Volksfesten seien mitunter zehn Abnehmer an eine Verbrauchsstelle angeschlossen, erläutert Hakelberg. Deshalb solle das entsprechende Gesetz nun überarbeitet werden. Die Preise für Besucher "Wir können die Preise nicht erhöhen", sagt Hakelberg. Die Volksfeste seien Familienfeste und müssten "möglichst günstig bleiben". Auch Thelen kündigt für Libori zu großen Teilen stabile Preise im Vergleich zum Vorjahr an. Das gelte etwa für Karussells oder Bier. Bei manchen Lebensmitteln wie etwa Kartoffeln hätten die Preise allerdings aufgrund der allgemeinen Preisentwicklung angepasst werden müssen. "Wir wollen versuchen, nicht teurer zu werden", sagt Parpalioni. Würde man heute alle Kostensteigerungen an die Besucher weitergeben, müsste eine Fahrt mit dem Autoscooter bereits jetzt vier bis fünf Euro kosten, nennt Parpalioni ein Beispiel. Die Attraktionen zu Libori Rund 150 Schausteller sind auf dem größten Volksfest in Paderborn vertreten, hinzu kommen rund 200 Marktkaufleute, wie Bethel Thelen berichtet. Eine der vielen Attraktionen sei das mit 55 Meter Höhe größte Riesenrad, das jemals auf Libori vertreten war. Zudem wird es eine große Wildwasserbahn geben. "Wir freuen uns, dass wir eine bekommen haben", sagt Thelen angesichts der Nachfrage im Sommer 2023. Hakelberg augenzwinkernd auf die Frage, welches Fahrgeschäft er besonders schätze: "Den Musikexpress mag ich besonders gerne. Der reißt nicht so an den Knochen."

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