Wohnungslosenstatistik

Zahl der Wohnungslosen in NRW steigt auf Rekordniveau

Mehr als 78.000 Menschen haben keine eigene Wohnung, wie die Auswertung zeigt. Dass die Zahl gestiegen ist, hat einen bestimmten Grund.

Zahlreiche Menschen in NRW haben keine eigene Wohnung. | © dpa

14.07.2023 | 14.07.2023, 11:53

Düsseldorf (epd). Vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges hat die Zahl der wohnungslosen Menschen in Nordrhein-Westfalen im vergangenen Jahr einen Rekordwert erreicht. Laut Wohnungslosenstatistik waren zum Stichtag 30. Juni 2022 insgesamt 78.350 Menschen wohnungslos, wie das NRW-Sozialministerium am Freitag in Düsseldorf mitteilte. Das waren etwa 30.000 Personen oder 62,3 Prozent mehr als zum Vorjahreszeitpunkt. Ursache für den starken Zuwachs ist nach Einschätzung der verantwortlichen Stellen der russische Angriffskrieg auf die Ukraine und die Flucht von ukrainischen Menschen nach NRW.

In der Statistik werden alle Menschen erfasst, die keine eigene Wohnung haben und zum Beispiel in Notunterkünften untergebracht werden oder ohne eigenen Mietvertrag in von den Kommunen zur Verfügung gestellten Wohnungen leben. So werden dort auch viele Geflüchtete aus der Ukraine aufgenommen, die in Landesunterkünften, kommunalen Unterkünften oder privat unterkommen.

„Auch wenn klar ist, warum die Zahl der Wohnungslosen so stark angestiegen ist, muss sie uns natürlich zu denken geben“, sagte NRW-Sozialminister Karl-Josef Laumann (CDU). „Wohnungslosigkeit ist für mich nach Hunger die schlimmste Form von Armut.“

Land will Wohnungslose weiter unterstützen

Nordrhein-Westfalen sei und bleibe solidarisch mit der Ukraine und den Menschen, die vor Russlands Krieg fliehen, betonte der Minister. Im vergangenen Jahr habe man mehr als 200.000 Flüchtlinge aus der Ukraine aufgenommen. „Dass sich unter diesen Vorzeichen ein erheblicher Zuwachs in der Statistik zeigt, ist nicht verwunderlich. Dennoch steht fest: Jeder Mensch ohne eigene Wohnung ist einer zu viel.“

Laumann verwies auf die im Jahr 2019 gestartete Landesinitiative „Endlich ein Zuhause!“, mit der sein Ministerium die Kommunen und freien Träger der Wohnungslosenhilfe bei ihrer Aufgabe unterstützt, sich um wohnungslose Menschen zu kümmern. Dafür sind die Fördermittel seinen Worten zufolge mit den Jahren erheblich aufgestockt worden: auf mittlerweile 15,66 Millionen Euro für dieses Jahr.

Ein zentraler Baustein der Landesinitiative sind demnach die "Kümmerer"-Projekte, die seit vergangenem Jahr in ganz Nordrhein-Westfalen finanziert werden können. Dort kümmern sich Sozialarbeiter und Immobilienfachleute darum, dass wohnungslose Menschen wieder eine feste Bleibe bekommen. Bis heute haben den Angaben zufolge mehr als 7.600 wohnungslose oder von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen durch die Landesinitiative ein neues Zuhause gefunden.