Ungewöhnliches Wetterphänomen hat OWL im Griff – mit ernsten Folgen

Kalendarisch betrachtet hat der Sommer offiziell noch gar nicht begonnen. Am 21. Juni ist es erst so weit. Aber bereits jetzt herrschen in OWL schon echte Sommertemperaturen. Das Problem: Seit Wochen gab es auch nicht genügend Regen. Diese Kombination ist das Ergebnis einer lang anhaltenden &bdquo;Ostwetterlage“. Ein ungewöhnliches Wetterphänomen für Ostwestfalen-Lippe. &bdquo;Wir erleben seit zwei bis drei Wochen eine ziemliche Trockenheit“, erklärt der Lübbecker Meteorologe Friedrich Föst. &bdquo;Was wir jetzt bräuchten, wäre eine schöne Westwetterlage“, fügt er hinzu. Damit meint er die in Mitteleuropa vorherrschenden Westwinde, die laut dem Deutschen Wetterdienst (DWD) meist feuchte, maritime Luftmassen vom Nordatlantik nach Deutschland bringen und zu milden, regnerischen Wintern und relativ kühlen, regenreichen Sommern führen. Diese Wetterlage ist eigentlich für Ostwestfalen-Lippe der Normalfall. Doch seit März beobachtet der Meteorologe ein ungewöhnliches Wetterphänomen. &bdquo;Seit März erleben wir eine Ostwetterlage“, sagt er. Diese zeichnet sich im Winter durch anhaltend trockene und kalte Witterungen beziehungsweise durch trockene und heiße Sommermonate aus. Ostwetterlage bringt Dürre Eine mögliche Ursache dafür sei das Mäandern des Jetstreams, das beispielsweise die Bewegung sowie die Stärke von Tiefdruckgebieten beeinträchtige. Als Jetstream bezeichnet man laut DWD einen starken, röhrenförmigen Windstrom, der als Starkwindband von West nach Ost weht. Dieser bewegt sich in acht bis zwölf Kilometern Höhe und kann eine Geschwindigkeit von 250 bis 550 km/h erreichen. Für OWL bedeute dies, dass die aktuelle Wetterlage zumindest die nächsten zehn Tage weiter anhalten werde. Was die einen als sogenanntes &bdquo;Kaiserwetter“ erfreut, bereitet an anderer Stelle Sorgen. Denn das anhaltende Hochdruckgebiet sorge für eine stärkere Verdunstung von Wasser – die Folge sind sinkende Pegelstände und trockene Böden. So sei in den ersten zehn Zentimetern der Bodenschichten kaum noch Wasser verfügbar, fügt Föst hinzu. Gleiches gilt für die Schichten, die 1,8 Meter und weiter unter der Grasnarbe liegen. Laut dem &bdquo;Dürremonitor Deutschland“ vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) ist Ostwestfalen-Lippe zurzeit die trockenste Region in Nordrhein-Westfalen. Besonders schwerwiegend ist der Zustand im Kreis Minden-Lübbecke: Dort meldet das UFZ in einigen Teilen eine &bdquo;extreme“ und in anderen sogar eine &bdquo;außergewöhnliche Dürre“ – und damit die höchste Stufe. Flächendeckender, anhaltender Regen, den es braucht, damit die Böden nachhaltig durchfeuchtet werden, ist laut DWD nicht absehbar. Bei kurzen Starkregen kommt zwar eine hohe Niederschlagsmenge zusammen. Ausgetrocknete Böden können diese aber oft nicht schnell genug aufnehmen. Zusätzlich macht sich die anhaltende Dürre an auch am Weserpegel bemerkbar. Der Pegel Porta sinkt zum Beispiel seit Mitte Mai kontinuierlich – von vormals 2,30 Meter auf nun 1,44 Meter. Das ist zwar kein historischer Tiefstand, aber niedriger als sonst. Sinkende Pegelstände in der Weser Für den Kreis Minden-Lübbecke hat der Wasserbeschaffungsverband (WBV) am Wiehen die Trinkwasserampel auf Gelb geschaltet. Grund seien die seit einigen Tagen stark fallenden Wasserstände in den Hochbehältern. Der Verband legt den Bürgern nahe, kein Trinkwasser für Gartenbewässerung zu nutzen – oder um Pools zu befüllen. Auch die Gefahr für Waldbrände steigt bei der Trockenheit. Am zweiten Juniwochenende gab es beispielsweise in Bielefeld gleich dreimal Feuer in zwei Tagen. Im Bereich des Eggewegs in Gadderbaum hatte ein Wanderer Rauch aus dem Wald aufsteigen sehen. Auf dem Kamm stand auf einer Fläche von 30 mal 20 Metern der Boden in Flammen, auch Bäume brannten bereits. >>> Waldbrände in OWL: Wo die Gefahr am größten ist Danach wurde die Feuerwehr in Bielefeld zu zwei weiteren Waldbränden gerufen, beide Male direkt am Fernsehturm, im steilen Gelände unterhalb der Hünenburg. Dort brannte zunächst eine Waldfläche von rund 1.000 Quadratmetern. Am nächsten Tag mussten die Einsatzkräfte dort noch einmal eine Fläche von rund 50 Quadratmetern löschen. Die Brandursachen sind noch nicht geklärt. Die hohe Waldbrandgefahr hat zur Folge, dass ab sofort alle elf öffentlichen Bielefelder Grillplätze nicht genutzt werden dürfen. Der Grillplatz Togdrang an der Osningstraße wurde durch den Umweltbetrieb der Stadt Bielefeld sogar gesperrt. Das Nutzungsverbot der Grillplätze werde erst wieder aufgehoben, wenn es ergiebig regnet, so die Stadt.

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