Explosion in Höxter: Wieso Günter H. sein Elternhaus in die Luft sprengte

Höxter. Der Morgen des 19. Septembers 2005 beginnt in der Kleinstadt Höxter in Ostwestfalen wie jeder andere Tag. Die ersten Geschäftshäuser in der Innenstadt öffnen ihre Pforten gegen 9.15 Uhr, einige wenige Kunden warten bereits vor den Geschäften darauf, eingelassen zu werden. Ein Rettungswagen samt Besatzung befindet sich gerade am Höxteraner Bahnhof bei einem routinemäßigen Notfall, als es plötzlich um 9.16 Uhr einen fürchterlich lauten Knall gibt - die Explosion in Höxter wird in die Stadtgeschichte eingehen. Verantwortlich dafür ist Günther H. Er lebt schon sein ganzes Leben in dem Haus &bdquo;Am Rathaus 11“, mitten in der Höxteraner Innenstadt im Haus seiner verstorbenen Eltern. Die untere Etage vermietet er an ein Ehepaar, das hier eine Galerie betreibt. Doch es gibt Streit um das Haus. Der 64-Jährige muss sich das Erbe als Miteigentümer mit seinem Bruder teilen, der in Frankfurt am Main lebt. Spätere Ermittlungen zeigen, dass es immer wieder Meinungsverschiedenheiten zwischen den Hauseigentümern wegen der Aufteilung des gemeinsamen Besitzes gibt. Durch den Familienstreit kommt zu Prozessen. Mehrfach droht Günther H. damit, das Haus in die Luft zu sprengen, wenn seinen Wünschen nicht entsprochen werde. Das Amtsgericht Höxter ordnet schließlich in einem noch nicht rechtskräftigen Beschluss die Teilversteigerung des Hauses an. Eine Entscheidung, die das Fass zum Überlaufen bringt und fatale Folgen für die Stadt und dessen Bürger haben wird. Am 19. September 2005 dreht Günther H. alle Gasleitungen auf und verschüttet hunderte Liter Brandbeschleuniger, um eine Gasexplosion herbeizuführen. In ganz OWL blicken die Menschen bis heute mit tiefer Betroffenheit auf den Fall zurück. Die Explosion in Höxter im Jahr 2005 - Alle Fakten im Überblick Infolge eines Erbschaftsstreits sprengte Günter H. laut eines Bekennerschreibens sein Elternhaus in der Höxteraner Innenstadt in die Luft. Günther H. setzte 900 Liter Benzin als Brandbeschleuniger ein, was nach Ansicht der Experten die gewaltige Druckwelle erklärt. Über 60 Menschen wurden verletzt, einige von ihnen so schwer, dass sie in umliegende Krankenhäuser gebracht wurden. Zwei Menschen starben durch die Explosion, ihre Leichen wurden unter den Trümmern begraben. Kurz darauf wird eine dritte Leiche in den Trümmern gefunden. Wie die Staatsanwaltschaft Paderborn kurz darauf bestätigt, handelt es sich um die Überreste von Günther H. Als sich die Besatzung im Rettungswagen in die Richtung des Knalls umdreht, sieht sie Gegenstände durch die Luft fliegen. Um zu sehen, was passiert ist, laufen die Rettungskräfte in Richtung der Unglücksstelle, die sich wenige hundert Meter entfernt befindet. Der Knall der Explosion war so laut, dass sie bis in die Nachbarorte wie nach Boffzen und Holzminden zu hören war. Und auch die Druckwelle war so gewaltig, dass sie zahlreiche Fensterscheiben und Dächer in der Innenstadt in Mitleidenschaft gezogen hat. Auf dem Weg zur Explosionsstelle kommen dem Team aus dem Rettungswagen schon einige Verletzte entgegengelaufen. Sie hören Schreie. Andere Beteiligte stehen in den scheibenlosen Fenstern der Häuser, wie ein Rettungsassistent die Lage beschreibt. Die meisten der insgesamt mehr als 40 verletzten Personen haben Schnittwunden oder zusätzlich einen Schock, wie später durch die Behörden bekannt gegeben wird. Im Nachhinein erhöht sich die Anzahl der Verletzten und Betroffenen auf mehr als 60 Personen. Zwei Opfer und der Täter sterben sofort an der Explosionsstelle, andere werden schwer verletzt. Explosion in Höxter: Bilder wie vom 11. September in New York Viele Verletzte suchen umgehend die nahegelegenen Arztpraxen auf. Nach einem Notruf des Rettungsdienstpersonals und hunderten weiteren Notrufen, die bei den Leitstellen eingehen, rollt die große Hilfswelle an. Der damalige Leiter der Feuerwehr Höxter, Stefan Dickel, ist gerade in der etwa zehn Kilometer entfernten Nachbarstadt Holzminden auf der Arbeit, als auch er einen entfernten dumpfen Knall hört. Nach der Großalarmierung setzt er sich in Marsch, um die Einsatzleitung vor Ort zu übernehmen. Am Unglücksort bietet sich den Rettern und den Ermittlern ein Bild der Verwüstung: Es sieht wie auf den Bildern aus, die vom 11. September 2001 aus New York bekannt geworden sind, sagen sie. Wo nun in Höxter, in der Straße "Am Rathaus 11", gleich hinter dem Rathaus, einmal ein Haus stand, ist nur noch ein brennender Trümmerhaufen zu finden. Während einige Feuerwehrleute die in Mitleidenschaft gezogenen Nachbarhäuser nach Verletzten durchsuchen, nehmen andere Helfer die Brandbekämpfung auf, damit das Feuer sich nicht weiter auf die angrenzenden Häuser ausdehnen kann. 35 Häuser in einem Umkreis von mehr als 200 Metern werden zum Teil stark beschädigt. Sehr stark in Mitleidenschaft gezogen werden die beiden angrenzenden Häuser, das Küsterhaus, in dem sich das Standesamt der Stadt befindet, eine alte Fachwerkzeile, in der auch die Lokalzeitung &bdquo;Neue Westfälische“ sowie das Studio eines Radiosenders untergebracht sind sowie das in unmittelbarer Nähe befindliche Historische Rathaus. Zum Zeitpunkt der Explosion werden auch vorbeifahrende Autos von Trümmerteilen getroffen und schwer beschädigt, die Insassen sind verletzt. Zwei Fußgänger sterben durch die Explosion in der Höxteraner Innenstadt Hunderte Retter von Feuerwehrleuten, THW und weiteren Hilfsorganisationen kämpfen gegen die Flammen, suchen nach Verschütteten in der Nähe der Geschäftshäuser und helfen den Verletzten, die auf dem Marktplatz nach der Detonation notversorgt werden. Sechs Rettungs-, Polizei- und Bundeswehrhubschrauber sind im Einsatz. Ebenfalls im Einsatz sind Einsatzhundertschaften der Polizei aus Bielefeld und Bochum, das Landeskriminalamt sowie zahlreiche weitere private und behördliche Helfer. Obwohl niemand mehr an Überlebende unter den Trümmerteilen glaubt, suchen die Einsatzkräfte mit Verstärkung von zwei Rettungshundestaffeln den Unglücksort ab. Zwei Fußgänger haben keine Chance mehr, Feuerwehrleute können sie nur noch tot bergen. Dabei handelte es sich um eine 81-jährige Frau und einen 79-jährigen Mann, die sich zur Zeit der Detonation direkt vor dem Haus befanden, das explodiert war. Fünf Tage Dauereinsatz liegen nun vor den Helferinnen und Helfern. Die sterblichen Überreste von Günter H. werden einen Tag nach der Detonation gefunden. Explosion in Höxter: Größte Schadenslage seit dem Zweiten Weltkrieg Wegen eines Erbstreits zwischen zwei Hauseigentümern und Brüdern starben in Höxter 2005 insgesamt drei Menschen. Angehörige, Passanten und eine ganze Stadt blieb sprachlos zurück: Wie konnte sich ein Familienstreit so sehr aufschaukeln, dass einer der Brüder schließlich das gesamte Haus rund um andere Geschäftshäuser sprengte? Weil der Täter bei der Detonation selbst starb, blieben viele Fragen für die Ermittler ungeklärt. Fest steht aber: Dieses herbeigeführte Unglück ist die größte Schadenslage, die Höxter seit dem Zweiten Weltkrieg heimgesucht hat, heißt es von der Feuerwehr. &bdquo;Die Folgen zweier Gasexplosionen aus den Jahren 1967 und 1979 waren auch sehr schwer, sind mit diesem Unglück vor fast genau 18 Jahren nicht zu vergleichen“, so ein Feuerwehrsprecher.

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