Ehemaliger Hells Angel erschossen: So gefährlich ist die Rocker-Szene in NRW

Bielefeld/Köln. Am helllichten Tage ist am Samstag in Köln ein Mann (35) erschossen worden, auch seine 28-jährige Begleiterin wurde von Unbekannten attackiert und erlitt lebensgefährliche Schussverletzungen. Mittlerweile bestätigte die Staatsanwaltschaft, dass es sich bei dem Getöteten um ein Ex-Mitglied der Rocker-Gruppe Hells Angels handelt. Die Hintergründe sind noch unklar. Laut Medienberichten soll es Streitereien mit seinen ehemaligen Weggefährten im Rocker-Club gegeben haben. Ein Einzelfall ist das nicht. Immer wieder kommt es in Nordrhein-Westfalen zu gewalttätigen Auseinandersetzungen, an denen Rocker beteiligt sind. Vor gut einem Jahr gab es beispielsweise in Duisburg eine Schießerei auf offener Straße, dabei soll es um einen Streit zwischen Hells Angels und einem Clan gegangen sein. Auch zwischen verschiedenen Rocker-Gruppen, beispielsweise zwischen Hells Angels und den mittlerweile in Westdeutschland verbotenen Bandidos oder Bandidos und Freeway Riders, kam es zu Konflikten. Dabei gab es Tote, Medien sprachen von "Rockerkriegen". Clubs wollen "uneingeschränkte Vorherrschaft" Sicherheitsbehörden warnen immer wieder. Gerade in NRW gibt es eine Vielzahl von Rocker-Ablegern (sogenannte Chapter, bei den Hells Angels heißen diese Charter). Diese erheben teils auch den Anspruch auf "uneingeschränkte Vorherrschaft" in ihrer Region, heißt es aus dem Landeskriminalamt (LKA) in NRW. Bisherige Auseinandersetzungen seien sowohl durch jahrzehntelange Konflikte zwischen einzelnen Gruppierungen, regionale Entwicklungen oder Streitereien unter einzelnen Personen zu erklären, so ein LKA-Sprecher. Zudem betont das LKA, dass man auch immer wieder Konflikte zwischen Rockern und anderen Strukturen aus dem kriminellen Milieu beobachte. Beispiele hierfür sind Clans. Vor einigen Jahren gab es solche gewalttätigen Konflikte beispielsweise in Dortmund zwischen Bandidos und einer bekannten Großfamilie. Gefährdung von Unbeteiligten wird in Kauf genommen Das LKA warnt: Streitigkeiten unter einzelnen Personen können auch schnell zu "Clubangelegenheiten" werden. Dann müsse man davon ausgehen, dass sich auch weitere Rocker an dem Konflikt beteiligen. Ob Konflikte in der Szene entstehen, könne man kaum prognostizieren, berichtet der LKA-Sprecher. Das hänge zu sehr von aktuellen Ereignissen ab. Doch er warnt: Bei Streitereien unter Rockerclubs oder mit anderen Gruppen könne es immer dazu kommen, dass sogar Schusswaffen genutzt werden. "Im Falle von Gewalttätigkeiten unter Einsatz von Schusswaffen im öffentlichen Raum wird dabei eine Gefährdung Unbeteiligter seitens der handelnden Personen in Kauf genommen", betont der Sprecher. Mehrere Clubs in OWL aktiv Ende 2022 zählte das LKA mehr als 800 Rocker in NRW, aufgeteilt in 65 Chapter und Charter der polizeilich relevanten Rocker-Clubs. Die Bandidos, die vor zwei Jahren in Westdeutschland verboten wurden, fehlen in dieser Auflistung – wenngleich die Behörden keine Kenntnis über ein Fortbestehen der Rocker haben. Dennoch dürften die Zahlen mittlerweile wieder gestiegen sein. So gibt es Rocker-Clubs, die in NRW wieder merklich expandieren, wie die Freeway Riders, die in den vergangenen Monaten gleich mehrere Chapter im Bundesland gegründet haben. Darunter einen Ableger in Detmold – der zweite in OWL. Einen weiteren Ableger haben die Freeway Riders in Bad Salzuflen. Zudem sind in der Region die Hells Angels (Bielefeld) und der Brothers Guard MC (Kreis Lippe) mit einem Ableger vertreten. Ein sogenanntes Probe-Chapter der Bandidos (Paderborn) wurde im Rahmen des Verbotes aufgelöst. In der Vergangenheit gab es in OWL zudem Ableger des Clubs Gremium (Detmold), Outlaws (Delbrück im Kreis Paderborn) und der rockerähnlichen Gruppe United Tribuns (Raum Bielefeld). Diese Chapter sind mittlerweile zu anderen Rocker-Clubs gewechselt oder haben sich aufgelöst. In OWL umfasst die Rocker-Szene mehrere Dutzend Personen.

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