Verbotspläne für Bleimunition beunruhigen Schützen und Jäger in NRW

Düsseldorf. Wird Bleimunition bald komplett verboten? Darüber berät aktuell die Europäische Kommission. Die Pläne beunruhigen vor allem Schützen, Sportschützen und Jäger. Die Diskussion ist inzwischen aber auch in der Landeshauptstadt angekommen. Blei wurde bereits aus vielen Bereichen des Alltags verbannt, weil es als gesundheits- und umweltgefährdend gilt. Im Schießsport ist es aber bislang noch erlaubt, ebenso bei der Jagd. EU-Pläne sehen aber vor, dass bleihaltige Munition künftig auch für das Sportschießen im Freien und für die Jagd verboten wird. Erwartungsgemäß führt das zu Widerstand – auch im südlichen Raum von Ostwestfalen-Lippe. Dort genießt das Schützenwesen mit seinen Schießvereinen und Schützenfesten einen besonders hohen Stellenwert. Die Akteure beobachten die Verbotspläne sehr kritisch. Ein Verbot würde dazu führen, dass die Vereine ihre Schießstände umbauen müssten, da diese nicht auf bleifreie Munition ausgelegt seien, heißt es vom Deutschen Schützenbund. Das würde zu erheblichen baulichen und finanziellen Schwierigkeiten führen. Auch das im ländlichen Raum beliebte Vogelschießen im Vorfeld der Schützenfeste könnte dann vor dem Aus stehen, da dafür Bleimunition verwendet wird. NRW-Jäger befürworten weniger Bleimunition, aber nicht um jeden Preis Jäger sind ebenso betroffen. Seit Februar gilt ein allgemeines Verbot durch die EU, Bleischrote im Umkreis von 100 Metern um Gewässer zu verwenden. In NRW gilt ein Verbot schon länger. Es dient dem Schutz von Wasservögeln, die ansonsten die Schrotkörner mit der Nahrung aufnehmen könnten. Die Jägerschaft begrüße und unterstütze das Ansinnen, den Bleieintrag in Natur und Umwelt zu reduzieren, teilt der Landesjagdverband NRW auf Anfrage mit. Die Jägerinnen und Jäger unterstützten auch, Blei bei jagdlicher Munition und Übungsmunition zu minimieren – aber nicht ausnahmslos. Der Grund: Es könne in gewissen Fällen ballistische Probleme geben, bei Jagdmunition Blei durch andere Stoffe zu ersetzen. Das hänge mit der Präzision des Geschosses zusammen, heißt es vom Landesjagdverband NRW. "Die Sicherheit für Schützen und Unbeteiligte muss ebenso sichergestellt sein, wie die sichere und tierschutzkonforme Tötungswirkung der Munition." Die FDP-Fraktion im Düsseldorfer Landtag kritisiert die Pläne der EU. Die Liberalen lehnen es ab, dass bleihaltige Munition auf Schießständen verboten werden soll. "Das Schützenwesen hat in Nordrhein-Westfalen eine lange Tradition. Und schon heute werden die bleihaltigen Geschosse durch Kugelfänge abgefangen und recycelt. Schießvorrichtungen umzurüsten, bedeutet für Betreiber und Vereine horrende Mehrkosten", sagt FDP-Politiker Dietmar Brockes. Es brauche eine intensive Forschung zu tierschutz- und umweltgerechten Alternativen zu Bleimunition. Schwarz-grüne Landesregierung in NRW ist geteilter Meinung Die Belastung für die Umwelt liege beim jährlichen Vogelschießen praktisch bei null, sagt der CDU-Abgeordnete Bernhard Hoppe-Biermeyer aus Paderborn. "Wer die Bruderschaften so zur Kasse bittet, riskiert ein Vereinssterben. Der gesunde Menschenverstand sagt, dass es eine Ausnahme für Schützenvereine geben muss." Der Aufwand stehe in keinem Verhältnis zum Nutzen. Der Koalitionspartner kommt zu einer anderen Einschätzung. Die NRW-Grünen im Landtag begrüßen die Diskussionen darüber, wie die Belastung von Menschen, Tieren und Umwelt durch hochgiftiges Blei weiter reduziert werden könne, sagt der Abgeordnete Gregor Kaiser. Man wisse, dass das Schützenwesen tief in NRW verwurzelt sei und sich viele Schützinnen und Schützen in ihren Gemeinden engagierten. "Es gibt Alternativen für Bleigeschosse, die unter anderem im Sport- und Freizeitbereich eingesetzt werden können", so Kaiser. Die Entwicklung weiterer Alternativen müsse vor allem für die Jagd vorangetrieben werden. Nach Einschätzung der Europäischen Chemieagentur (ECHA) gelangen in der EU jährlich bei der Jagd, dem Sportschießen und in der Fischerei rund 44.000 Tonnen Blei in die Umwelt, sagt Kaiser. Die ECHA habe vorgerechnet, dass eine entsprechende Beschränkung in diesen Bereichen innerhalb von 20 Jahren die Bleiemissionen um etwa 630.000 Tonnen verringern könnte. Es sei wichtig, dass der hochtoxische Bleieintrag in der Umwelt reduziert werde. "Wir erwarten hierzu eine umfassende und differenzierte Auseinandersetzung auf EU-Ebene", so Kaiser.

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